Ökumenische Umweltgruppe der Kempener Kirchengemeinden Ein Stück Rasen wird zur Blühwiese
Kempen. · Albrecht Dürers großartige Gemälde „Das große Rasenstück“ und „Das kleine Rasenstück“ (1503) dürften vielen bekannt sein. Nicht nur Kunstfreunde, auch Naturfreunde finden diese Bilder wegen der Fülle der detailgetreu dargestellten Pflanzen faszinierend.
„Eine solche Biodiversität sucht man in den von Menschenhand gepflegten Naturflächen häufig vergebens“, sagt Ludwig Halberstadt von der Ökumenischen Umweltgruppe der Kempener Kirchengemeinden.
Das galt auch für das 80 Quadratmeter große Rasenstück auf der Südseite der evangelischen Thomaskirche an der Wachtendonker Straße. „Es war bis Anfang April immer sauber, ordentlich und ohne Pestizide gepflegt worden. Aber als reine Abstandsgrünfläche aus Trittrasen war es kein wirklicher Hingucker – wenn man denn überhaupt einen Blick über das Mäuerchen geworfen hat. In seiner grünen Homogenität konnte der Vielschnittrasen dem Betrachter keinerlei Naturerlebnis vermitteln“, so Halberstadt.
Auch die bedrohten Insekten hätten hier kaum Lebens- und Nahrungsraum gefunden. Ein Grund mehr für die Umweltgruppe, den Rasen in eine bunte Naturwiese zu verwandeln – „nicht zuletzt als ein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung“, so Halberstadt.
Nur: Die Blühpflanzen einer solchen Wiese mit hohem Kräuteranteil gedeihen nur auf ganz magerem Boden. Deshalb entschieden sich die Naturfreunde aus der Ökumenischen Umweltgruppe der Kempener Kirchengemeinden, den Rasen mit dem Spaten von Hand „abzuplaggen“ und abzufahren. Das Presbyterium der Thomaskirche stimmte der Umgestaltung einstimmig zu und unterstützte das ehrenamtlich geplante Vorhaben mit 400 Euro. Mehrere Jugendliche und Aktive der Flüchtlingsinitiative „Kempen hilft“ griffen ebenfalls zu Spaten und Schaufel. Der Aushub wurde auf eine Ackerfläche beim Heiligenhäuschen in der Gemarkung St. Peter gebracht. „Die dort vom Landwirt ausgesäten Erbsen revanchierten sich mit üppigem Wachstum für den zusätzlichen ,Kirchen-Mutterboden’“, berichtet Halberstadt. Aus einer Kiesgrube herangekarrter und eingebrachter Sand bereitete das magere Saatbett für die Samenmischung für ein- bis zweijährige bunt blühende Kräuter vor. Dank der konsequenten Bewässerung durch den Küster überstanden die Pflänzchen den trockenen Sommer.
„Blühende Oase“
für die Tierwelt
„Alles gut gelaufen“, sagen die Mitglieder der Umweltgruppe. Nicht nur die Kirchgänger bestätigten, dass das Kirchenumfeld durch wechselnde Blühaspekte gewonnen hat. Jetzt nach der Fruchtbildung soll gemäht werden. Wenn das Mähgut entfernt ist, werden vielleicht ein paar helle, vergilbende Pflanzenteile das Bild der kahlen Wiese bestimmen. Aber das gehört dazu. Demnächst soll der Boden noch mit Zwiebelgewächsen angereichert werden.
Ein blau umrandetes Schild auf der Wiese an der Kerkener Straße erläutert, welche Bedeutung die „blühende Oase“ für die Tierwelt hat und wie sich im Jahresverlauf das Aussehen der Wiese verändert. Die Kräuter haben jedenfalls ausgesamt. „Einem bunten Jahr 2020 steht nichts mehr im Wege. Und auch die Insekten freuen sich auf das Wildblumenparadies“, meinen Ludwig Halberstadt und seine Mitstreiter der
Umweltgruppe. Red