Umbau-Probleme Bombensuche unter Tönisberger Sportplatz

Kempen/Tönisberg · Unter einem Fußballplatz in Tönisberg könnten Blindgänger liegen. Diese Vermutung hat Auswirkungen auf den geplanten Bau des Platzes.

Unter dem Tönisberger Aschenplatz könnte ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Aus einer routinemäßigen Anfrage ist für die Stadt Kempen ein ausgewachsenes Problem geworden. Wie üblich bei größeren Bauvorhaben hatte die Stadt beim Kampfmittelräumdienst nachgefragt, ob im Bereich des Tönisberger Sportplatzes möglicherweise mit Bombenfunden aus dem Zweiten Weltkrieg zu rechnen sei. Und siehe da: Die Behörde der Bezirksregierung Düsseldorf sprach nach einer Begehung Mitte September tatsächlich die Empfehlung aus, die Fläche wegen möglicher Blindgänger sondieren zu lassen. Diese Nachricht hat erhebliche Auswirkungen auf den geplanten Umbau des Aschenplatzes in einen Kunstrasen samt umlaufender Leichtathletikbahn.

„Diese Nachricht kam für uns sehr überraschend“, sagte der Technische Beigeordnete Marcus Beyer am Montag bei einer Pressekonferenz. Zumal der Aschenlatz aus den 1970er Jahren 2003 zuletzt saniert worden sei. Damals habe es seitens der Bezirksregierung keine Sondierungsempfehlung gegeben. Inzwischen sei die Technik aber deutlich weiter. „Luftbilder aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs können inzwischen besser ausgewertet werden“, so der Erste Beigeordnete Hans Ferber. Und dies führe nun dazu, dass die Bezirksregierung auf einer Fläche von etwa 3000 Quadratmetern Kampfmittel vermutet. Betroffen seien ein Teil des Sportplatzes sowie die angrenzende Naturfläche.

Für die Stadt heißt das nun, dass diese 3000 Quadratmeter Boden abgetragen werden müssen. Es müsse in einer Tiefe zwischen 80 Zentimetern und 1,40 Meter gegraben werden. Neben dem zeitlichen Aufwand kommen deutlich höhere Kosten auf die Stadt zu. „Erschwerend hinzu kommt, dass der Unterbau des Aschenplatzes sogenanntes Waschberge-Material ist“, so Beyer. Dieses stamme aus dem Kohleabbau und müsse deswegen speziell entsorgt werden. Das Material, das in den 60er und 70er Jahren häufig im Sportplatzbau verwendet worden sei, ist laut Beyer völlig ungefährlich – so lange man es einfach liegen lasse. „Sobald ein entsprechender Boden bewegt wird, muss er auch deponiert werden“, so der Dezernent zu den gesetztlichen Vorgaben. Alles in allem muss die Stadt Kempen jetzt mit Mehrkosten in Höhe von 300 000 Euro rechnen. Bislang sind für das Projekt 1,2 Millionen Euro eingeplant.

Vertreter der politischen Fachausschüsse sowie die Vereine seien am Montag über die neuen Entwicklungen informiert worden, so die Stadtspitze. Die Politik will die Verwaltung am 5. und 6. November im Sport- bzw. Planungsausschuss davon überzeugen, die Maßnahme trotzdem durchzuführen. Schließlich gebe es einen grundsätzlichen Beschluss, den Kunstrasenbau in Tönisberg zu realisieren.

Sollte der endgültige Beschluss zum Umbau erfolgen, muss sich der VfL Tönisberg in jedem Fall auf einen geänderten Zeitplan einstellen. Ursprünglich wollte die Stadt den Bau zwischen April und September 2019 realisieren. „Nun wollen wir schon im Januar mit dem Abtragen des Bodens beginnen“, sagt Marcus Beyer. Wenn das klappt, könne die Fertigstellung im September realisiert werden – aber nur bei optimaler Witterung.

Im eingekreisten und schraffierten Bereich des Tönisberger Sportplatzes sowie auf der angrenzenden Fläche besteht der Verdacht, dass dort Kampfmittel liegen. Zu dieser Erkenntnis ist die Bezirksregierung bei einer Untersuchung von Luftbildern der Alliierten gekommen. Nun muss die Stadt in diesem Bereich Boden abtragen und die Fläche vom Kampfmittelräumdienst untersuchen lassen. Danach kann der Umbau des Platzes beginnen.

Foto: Stanka/Stadt Kempen

Das heißt für die Fußballer und Leichtathleten des VfL, dass sie sich schon für Januar nach Ausweich-Plätzen umschauen müssen. Zumal der Rasenplatz an der Schaephuysener Straße im Winter kaum zu bespielen ist und nicht über eine Flutlichtanlage verfügt. „Das Sportamt wird sich mit allen Kempener Fußballvereinen an einen Tisch setzen“, so Bürgermeister Volker Rübo. Die anderen Vereine hätten bereits signalisiert, an einer Lösung mitwirken zu wollen. Der Vorstand des VfL Tönisberg hat laut Rübo „entspannt“ reagiert. Schließlich sollte unterm Strich das große Ziel – ein Kunstrasen – erreicht werden.