Breyell: „Ich bin stolz, ein Rindvieh zu sein“
Ausstellung: „Deutsche Karikaturen gegen rechte Gewalt“ sind in der Stadtbücherei zu sehen.
Breyell. Erschrocken und mit Blick auf den Schoko-Gartenzwerg ruft ein Mädchen "Mama, ein Schwarzer!" Unweit von dieser Szene skandiert ein Neonazi "Ich bin stolz, ein Rindvieh zu sein" und streckt die rechte Hand zum Hitlergruß aus. Diese und 38 weitere "Deutsche Karikaturen gegen rechte Gewalt" sind in der Stadtbücherei zu sehen.
An Land gezogen hat die Ausstellung Claudius Förster, Leiter der Jungpfadfinder beim Stamm St.Lambertus Breyell der Pfadfinderschaft St.Georg. "Bei uns Pfadfindern zählt der internationale Gedanke. Außerdem wollen wir Hemmschwellen abbauen, zum Nachdenken und Diskutieren anregen", sagt Förster.
Der gebürtige Breyeller ist Bankkaufmann und reist gerne. Fremde Kulturen faszinieren ihn, in anderen Ländern ist er der Ausländer. "Hinzu kommt, dass uns viel Fremdes vertraut ist, beispielsweise Döner oder Pizza", sagt Förster.
Vermittelt hat die Wanderausstellung die Viersener Verlegerin Iris Kater: "Soziales Engagement ist für mich selbstverständlich, wir leisten Aufklärungsarbeit, bieten Lese- und Bildungsförderung an." Kater präsentierte die Karikaturen Anfang 2010 im Alten Standesamt in Viersen.
Zur Verfügung gestellt werden die 38 Karikaturen von der Düsseldorfer fiftyfifty-Galerie, einem Teil der dortigen Obdachlosenhilfe. Schon seit 2001 tourt die Ausstellung gegen rechte Gewalt bundesweit. Spielerisch sollen so beispielsweise ganze Schulklassen aufgeklärt werden.
Den Breyeller Jungpfadfindern gefiel es schon bei der Eröffnung: Sie glucksen, kichern, gehen von Bild zu Bild. "Da denkt man sonst nicht drüber nach", sagt Marie (13), und Freundin Hannah (12) nickt zustimmend. Für die beiden ist Integration, ist das Miteinander selbstverständlich. Bei den Pfadfindern seien Behinderte und Nichtbehinderte in einer Gruppe normal.
Von soviel Verständnis sind die Protagonisten der Karikaturen weit entfernt. So antwortet ein Gast in einem italienischen Restaurant auf die Frage des Kellners, ob er denn schon gewählt habe: "Wahlen gehen euch Ausländer nichts an!" kr
“ Die Ausstellung "Deutsche Karikaturen gegen rechte Gewalt" ist bis 12. November in der Stadtbücherei, Lobbericher Straße 1, zu sehen.