Kempen Bürgermeister wird zur Möhne

Auf dem Buttermarkt wurde gefeiert. Alte Weiber eroberten den Schlüssel zur „Schrottimmobilie“ Rathaus. Zelt wurde am Abend wegen Sturmwarnung geräumt.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Stadt Kempen ist in Narrenhand. Am Donnerstag eroberten die Möhnen im Festzelt auf dem Buttermarkt den Schlüssel zum Rathaus von Bürgermeister Volker Rübo. KKV-Präsident Heinz Börsch begrüßte die vielen Besucher und hoffte, diese am Sonntag zum Karnevals-Frühschoppen im Zelt wiederzusehen.

Dann hatten die Möhnen das Wort. Die alten Weiber rieten Rübo mit Blick auf die Rathaus-Übernahme: „Sei froh, ohne Moos wirst du die Schrottimmobilie für einen Tag los.“ Mit Kittel und Möhnenmaske verwandelte sich der Bürgermeister dann gleich selbst in ein altes Weib. Das ist wohl als Selbstschutz zu verstehen. Denn das Rathaus ist überwiegend in Frauenhand. Und die Rastlosigkeit der Damen lasse die Herren gar nicht zur Ruhe kommen. „Dabei ist doch Beamtenschlaf der gesündeste Schlaf“, protestierte der Bürgermeister.

Die Möhnen übernehmen das Rathaus in Kempen
21 Bilder

Die Möhnen übernehmen das Rathaus in Kempen

21 Bilder

Prinz Rainer I. habe dagegen im vergangenen Jahr bereits an Aschermittwoch das Weite gesucht und sei zurück nach St. Hubert geflohen. Dabei war Rübo schon froh gewesen, dass er einen Dollen gefunden habe, der den Harem übernimmt. Für Rainer war, wie er selbst berichtet, schnell klar: „So ein Elend — das musst Du Dir nicht das ganze Jahr antun.“

In der Bürgermeisterrede bekam auch der Elferrat Kolping sein Fett weg. 1947 wurde dieser gegründet und Rübo kam es so vor, als ob bei der jüngsten Sitzung die Gründungsmitglieder am Tisch saßen.

Zum Rosenmontagszug habe er auch Donald Trump eingeladen, so Rübo. Die Möhnen wurden schon dafür sorgen, dass er seine Finger bei sich behält. Schließlich mache das Kempener Treiben aus jedem Griesgram einen fröhlichen Narren. Aber in Kempen heißt es: „Rainer first, Donald second“.

Rainer I. werde auf jeden Fall als Sturmprinz in die Geschichte eingehen, so Rübo, der allen Narren und der „wunderbaren Prinzenfamilie“ einen schönen Zug wünschte. „Mögen die angekündigten Regenschauer über Düsseldorf oder Köln runtergehen“, so Rübo, der allen Rettungskräften und Helfern des Karnevalszugs für ihre Arbeit dankte.

Für die wichtigen Vertreter der Stadt gab es dann Orden. Doch da sah es mit der Frauenübermacht doch etwas anders aus. Thomas Härtel vom KKV wünschte sich eine weibliche Führungskraft, damit er auch einmal einen Orden verleihen kann. So mussten Prinzessin Angelika I. und Pagin Simone diese Aufgabe übernehmen.

Im Zelt auf dem Buttermarkt herrschte gegen Mittag schon richtig gute Stimmung. Nach dem Möhnensturm waren rund 750 Besucher ins Zelt gekommen — die Entscheidung für ein größeres Zelt hatte sich also auf jeden Fall bezahlt gemacht. Einhörner aus Kempen und St. Hubert waren ebenso dabei wie Bergleute aus Dortmund. Die gebürtige Dortmunderin und seit 28 Jahren Kempenerin Petra Walden sorgt seit Jahren dafür, dass die Dortmunder Truppe in Kempen feiert. „Unsere Vorfahren waren alle Bergleute“, erklärt sie die dem Stammbaum entsprechende Verkleidung der Dortmunderinnen, die gut gelaunt feierten. Irmgard Schwander und ihre Truppe sind wahre Köln-Fans. Sie hatten sich mit passenden Orden und Schal zum Kölschen Sessionsmotto eingekleidet und sind normalerweise an Altweiber in der Domstadt anzutreffen. Dieses Mal in Kempen zu feiern, hatten sie aber nicht bereut. „Das Zelt und die Musik sind super“, befand Irmgard Schwander.