Pandemie Coronavirus: Kempener Hospital sieht sich gut aufgestellt, nennt aber keine Zahlen
Kempen/Kreis Viersen · In Deutschland ist der Höhepunkt der Pandemie noch nicht erreicht. In Kürze wird es vor allem auf die Kapazitäten in den Krankenhäusern ankommen. Die Verantwortlichen im Kreis Viersen lassen sich dabei nicht alle in die Karten gucken.
Während sich einige Politiker schon berufen fühlen, über Lockerungen der Corona-Einschränkungen zu reden, haben Wissenschaftler und Mediziner derzeit andere Sorgen. Die Experten warnen, dass Deutschland in Kürze heftig von der Pandemie getroffen werden könnte. Vor allem mit schweren Krankheitsverläufen sei in den nächsten Tagen und Wochen zu rechnen. Ein Zustand, auf den sich vor allem die Krankenhäuser vorbereiten müssen. Wurden die Kapazitäten an Intensivbetten erhöht? Gibt es genügend Beatmungsgeräte? Wie sieht die personelle Aufstellung aus? Die Beantwortung dieser Fragen dürfte angesichts dessen, dass keiner aussagekräftig in die Zukunft blicken kann, den Verantwortlichen ziemlich schwer fallen.
Wie geht das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen mit der aktuellen Krise um? Die WZ hat nachgefragt – und von der Presseabteilung des Unternehmens Artemed schriftliche Antworten bekommen, die mit dem Kempener Geschäftsführer Thomas Paßers abgestimmt sind.
„Wir können sagen, dass wir Stand jetzt durchaus über ausreichend personelle und infrastrukturelle Kapazitäten verfügen und die Situation im Haus absolut unter Kontrolle ist – das gilt auch für unseren Bestand an Schutzmaterial“, heißt es in der Stellungnahme, die am Samstagabend um 21.53 Uhr per E-Mail bei der WZ eingegangen ist. Bei den Schutzuausrüstungen seien die Beschaffungswege „zwar langwieriger und deutlich kostenintensiver, aber durchaus offen“.
„Positiv getestete Corona-Fälle werden umgehend auf einer dafür eingerichteten Station isoliert oder auf der Intensivstation behandelt, auch infizierte Mitarbeiter befinden sich selbstverständlich in Quarantäne“, so ein Statement zur aktuellen Lage. Zu den Kapazitäten des Hauses und zu Zahlen von Erkrankten machte Artemed keine Angaben. „Wir behandeln mittlerweile Covid-19-Patienten, haben uns mit den anderen Häusern der Region allerdings darauf verständigt, hier keine genauen Zahlen zu nennen, um Ängste und Spekulationen sowie die allgemeine Hysterie nicht noch weiter zu schüren.“
Der Betreiber des Kempener Krankenhauses habe für die jetzige Situation schon vor Wochen eine eigene „Task Force“ aus Ärzten, Pflege, Klinikleitung und Hygienefachkräften eingerichtet, „die täglich zusammentritt und mit der ein Vorgehen entwickelt wurde, das es uns erlaubt, so lange wie möglich einen regulären Klinikbetrieb aufrechtzuerhalten, alle nötigen Schritte zum Schutz unserer Patienten und Mitarbeiter einzuleiten sowie Wege zu finden, unsere Intensiv- und Beatmungskapazitäten auch für eine größere Anzahl an Covid-19-Patienten aufzustocken“.
Keine Aussage zu den Kapazitäten für Corona-Patienten im Kreis Viersen macht auch der Krisenstab der Kreisverwaltung. „Für die Krankenhauspläne ist das Land zuständig, das regionale Planungskonzept wird von den Krankenhausträgern und den Verbänden der Krankenkassen erarbeitet. Wir bitten um Ihr Verständnis dafür, dass wir nicht ohne Zustimmung der Krankenhäuser Bettenzahlen nennen können“, so die Antwort aus dem Krisenstab, die die Pressestelle am Freitag um 17.47 Uhr an die Redaktion geschickt hat.
Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) in Viersen ist bei diesem Thema indes wesentlich offener. Die Klinikleitung ließ in der vergangenen Woche sogar Reporter der Deutschen Presseagentur (dpa) ins Haus. Im AKH ist die Corona-Station startklar (die WZ berichtete in ihrer Dienstagsausgabe). Der Aufwachraum des OP-Saals ist binnen zwei Tagen komplett zu einer Corona-Intensivstation umgebaut worden. Beatmungsgeräte stehen neben den Betten, einige waren schon ausrangiert und wurden nun für den Ernstfall reaktiviert. Neue sind bestellt.
Zehn Intensivplätze entstehen in diesem hermetisch abgeriegelten Bereich in Viersen. Insgesamt könne die Zahl der Intensivbetten in der Klinik sogar von derzeit zwölf auf 25 mehr als verdoppelt werden, so das AKH. Mitarbeiter wurden für die Intensivpflege nachgeschult. „Wir können ab jetzt starten“, sagte der Chefarzt für Anästhesie, Frank Schleibach, Anfang vergangener Woche. An die Corona-Intensivstation schließt sich Tür an Tür eine Corona-Normalstation mit demnächst 68 Betten an. Zug um Zug wird dafür die OP-Station mit frisch operierten Patienten freigeräumt.
Zurück nach Kempen: „Wir bemerken, dass die aktuelle Situation viele Patienten beunruhigt“, teilt Artemed mit. „Wichtig zu wissen ist, dass sich alle Patienten selbstverständlich auch in Corona-Zeiten jederzeit mit Beschwerden oder Notfällen an uns wenden können. Wer das Gefühl hat, dass eine Behandlung notwendig ist, sich aber unsicher ist, dem stehen wir gerne in unseren Sprechstunden zur Verfügung. Für die Grund- und Regelversorgung sowie die Notfallversorgung steht die Zentrale Notaufnahme in Kempen bereit.“
Im Betrieb setze das Hospital alle Vorgaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) um. „Beispielsweise haben wir uns entschieden, aufs Händeschütteln zu verzichten, die Patientenbesuche weitestgehend zu unterbinden. Nur Väter in der Geburtshilfe und Besuche bei palliativen Patienten stellen die Ausnahme dar.“ Ferner seien weitere Desinfektionsmittelspender für eine gründliche Handdesinfektion aufgestellt worden. Und alle Menschen im Hospital (Mitarbeiter, Patienten und Besucher) seien mit Mund-Nasenschutz ausgestattet.
„Natürlich ist die Situation auch für unsere Mitarbeiter sehr fordernd, die sich gegenseitig unterstützen, wo sie können, um unsere Patienten bestmöglich zu versorgen“, so das Unternehmen. „Für dieses Engagement sind wir unendlich dankbar – ebenso wie für das große Verständnis unserer Patienten für die besondere Situation. Ihnen können wir nur einmal mehr versichern, dass alle Schritte, die wir gehen, einzig dem Schutz aller Patienten, ihrer Angehörigen und unserer Mitarbeiter dienen.“