Das Paten-Projekt geht in die Luft

In Kempen kümmern sich Ehrenamtliche um eine Gruppe von Kindern. Zum Zehnjährigen gab es für sie einen Rundflug.

Foto: Kurt Lübke

Kempen/Grefrath. Bilal ist das einzige männliche Wesen in der Gruppe. Doch das scheint dem Elfjährigen nichts auszumachen. Begeistert erzählt er von den Ausflügen, die er bereits mit seinen Spielkameradinnen und den Patinnen unternommen hat. Besonders gut gefallen hat ihm die Fahrt zum Mega-Spielplatz „Irrland“ nach Kevelaer. „Da wollten die Kinder gar nicht mehr nach Hause“, erinnert sich Patin Karola August. Aber auch die Tour zur Burg Linn sei ganz toll gewesen.

Seit zehn Jahren gibt es das Projekt „Paten-Kinder“ der Freiwilligenagentur Kempen. Aus diesem Anlass wurde am Freitag ein kleines internes Fest auf dem Grefrather Flugplatz Niershorst gefeiert. Neben den Kindern und ihren Patinnen kamen auch Ehemalige und Sponsoren des Projekts. Höhepunkt des Tages und zugleich die letzte Aktion des Projektjahres: ein Rundflug über den Kreis Viersen, möglich gemacht von der Motorfluggruppe Grenzland.

„Ich habe keine Angst, ich freue mich darauf“, so Susan (11) vor dem Start. Sie sei bislang noch nie geflogen. Anders die zehnjährige Selena, die — allerdings mit großen Maschinen — schon einige Male Verwandte in der Türkei besucht hat. „Ich bin schon ganz oft geflogen“, fügt Bilal stolz hinzu.

Das Paten-Projekt unter der Leitung von Claudia Stox hat seinen Ursprung in dem Wunsch, „einen Beitrag zur Integration und Chancengleichheit zu leisten“, erklärt Hedwig Stirken von der Kempener Freiwilligenagentur. Seit August 2008 hat es mittlerweile zehn Gruppen mit Dritt- und Viertklässlern gegeben. Jedes Kind hat ein Jahr lang eine eigene erwachsene Bezugsperson. Die Unternehmungen finden ausschließlich gemeinsam statt: Mindestens einmal im Monat geht die ganze Gruppe, also sieben bis acht Kinder und die selbe Anzahl an Paten auf Tour — derzeit sind es ausschließlich Frauen, obwohl durchaus auch Männer willkommen sind.

Die kleinen Entdecker begeben sich im Wald auf Spurensuche, fahren mit einem Traktor über Ländereien, dürfen Gemüse ernten und mit nach Hause nehmen. Eine Märchenolympiade führt sie über das Gelände der Dorenburg. Die Organistin Ute Gremmel-Geuchen macht die Jungen und Mädchen mit der „Königin der Instrumente“ vertraut.

Die „Paten-Kinder“ besuchen den Düsseldorfer Flughafen oder ein Eishockeyspiel der „Pinguine“, sie fahren auf dem Rhein nach Kaiserswerth und dürfen auch mal auf einem Bagger der Firma Hamelmann Platz nehmen.

„Die Aktivitäten sind sehr unterschiedlich und verfolgen das vorrangige Ziel, bei der gemeinsamen Freizeitgestaltung viel Spaß zu haben“, heißt es von der Freiwilligenagentur. Verbunden sei das aber auch mit dem Hintergedanken, die Kinder zu animieren, „sich mit den unterschiedlichsten Themen spielerisch zu befassen und möglich viel auszuprobieren“. Sie sollen, so die Verantwortlichen, Anregungen bekommen, wie man seine Freizeit im näheren Umfeld gestalten kann, „ohne dass diese den finanziellen Rahmen sprengen“.