Kempen „Das Zelt könnte ruhig größer sein“
Wegen des Wetters nutzten viele Jecken den Unterschlupf auf dem Buttermarkt. Das sorgte für manchen Stau am Eingang. Im Zelt hat die „Rollende Altweiberdonnerstags-Redaktion“ Stimmen und Stimmung eingefangen.
Kempen. Mit knallroter Knollennase und Köln-Käppi kommt Frank Müller auf den Buttermarkt. Sein Ziel ist das große weiße Zelt für die Narren. „Im vergangenen Jahr habe ich sechs Tage in Köln gefeiert“, erzählt der Kempener Rentner. Freunde aus Ostfriesland hätten den berühmten Domstadt-Karneval live erleben wollen. „Ich könnte jedes Jahr nach Köln fahren, aber diesmal ist Kempen mal wieder dran.“ Hier habe er früher bei seinem Arbeitgeber, der Volksbank, gefeiert. Auf die Stimmung im Zelt sei er sehr neugierig.
René und Laura, Schülerinnen, die mit Freunden in andere Lokalitäten umzogen
Das Wetter passt zur Zelt-Premiere: Nässe und Kälte treiben die Kempener Narren am Altweiber-Donnerstag in den schützenden Unterstand auf dem Buttermarkt. Wer aufgrund der Fülle am Eingang warten muss, erträgt entweder stoisch den Regen oder stellt sich unters Rathaus-Vordach. So wie Stadt-Mitarbeiterin Lena Winges, die sich in ein Seeräuber-Kostüm geworfen hat. „Das Zelt ist sehr voll“, lautet ihr Kommentar. Viele Kollegen seien daher gleich im Rathaus geblieben.
Auch ihrer Tante Elke Borsch sind es zu viele Menschen im Zelt. „Das macht das Wetter“, sagt sie. Gut finde sie, dass „Security am Eingang aufpasst“. Die Männer in Schwarz sorgen für einen geregelten Zugang. Ein größeres Zelt hätte sich Katrin Müllers gewünscht. Stimmung und Musik sind aber nach dem Geschmack des weiblichen Django.
„Die Üffes-Frauen“ aus Dortmund, die seit Jahren Karneval in Kempen feiern und es bis auf diesen Kritikpunkt im Zelt auch genossen haben
Erst vor einer Woche sind Maria Reuter und Bernd Wacker vom oberbergischgen Hückeswagen an den Niederrhein gezogen. Schmunzelnd beobachtet das unverkleidete Paar das Treiben vom Würstchenstand aus. „Die Stimmung ist gut, nur das Wetter könnte besser sein“, so die Neu-Kempenerin. Beiden gefällt die Zelt-Idee.
René und Laura, kostümiert als Comic-Figuren Tigger und Totoro, feiern mit ihrem Freundeskreis lieber woanders. „Im Zelt ist es uns zu eng“, sagen die Schülerinnen unisono, bevor sie sich auf den Weg machen.
Franz-Heiner Jansen, Feuerwehrchef und amtierender Ehrenleutnant der Prinzengarde, gehörte anfangs zu den Skeptikern der Zelt-Idee
Seit Jahren viel Spaß an Altweiber in Kempen haben die „Üffes-Frauen“ aus Dortmund. Die „BVB-Bienen“ in Schwarz und Gelb, die tatsächlich aus der Ruhrpott-Metropole kommen, haben nur einen Kritikpunkt in Sachen Zelt: „Zu viele Männer drin — schließlich heißt es Weiberfastnacht.“
„Mega geil“, fanden Julia Heurs und Dana Stromenger die Party im Zelt, das mehr Platz bietet als das Rathaus-Foyer. Sie hatten sich den Tag frei genommen und waren ordentlich in Feierlaune. Nach dem Zelt sollte es dann noch weiter in die Kneipen der Stadt gehen.
Manolito van Treel hatte das Kölner Wappen auf die Wange gemalt. Das verriet es schon: In den vergangenen Jahren war er zu Altweiber gerne in der Dom-Stadt unterwegs. Zwar sei es in Kempen dagegen schon etwas ruhiger, aber zum Feiern durchaus in Ordnung: „Kann man machen“, so sein Fazit.
Franz-Heiner Jansen, Feuerwehr-Chef und amtierender Ehrenleutnant der Prinzengarde, gestand, dass er anfangs schon skeptisch war, ob die Stimmung im Zelt ähnlich gut sein würde, wie im Rathaus, wo er selbst seit 38 Jahren mitfeiern würde. Aber auch er war überzeugt: „Die Stimmung ist toll.“
Ute Jansen war selbst von 2004 bis 2006 Kempener Karnevalsprinzessin. Ihrer Meinung nach war es höchste Zeit das Altweiber-Treiben aus dem Rathaus auszulagern. „Vor Jahren war es im Rathaus okay. Mittlerweile war es aber viel zu voll geworden“, sagte sie am Donnerstag im Zelt. Auch die Bühne sei besser als das verwinkelte Rathaus mit seinen Säulen im Foyer, die die Sicht versperrten.