Defizite bei der Platzpflege: Fußballern bluten die Knie
Gerade mal zwei Wochen alt ist das Spielfeld an der Berliner Allee — und schon gibt es Ärger. Die Stadt wartet noch auf ein Spezialgerät zur Pflege.
Kempen. Auf dem nagelneuen Kunstrasen an der Berliner Allee erhält der Fußballer-Begriff Blutgrätsche derzeit eine neue Bedeutung. Normalerweise handelt es sich bei der Grätsche um ein unsportliches Foul, bei dem man seinen Gegner verletzen kann. In Kempen stellt sie wohl eher eine Gefahr für den Grätschenden selbst dar. „Bei uns treten gehäuft Verletzungen auf“, berichtet der Vorstand des SV Thomasstadt auf Anfrage der WZ.
Viele Fußballer, die den Platz erst seit zwei Wochen nutzen, klagen nach Vereinsangaben über schmerzhafte Schürfwunden an Knien oder Oberschenkeln. „Nach jedem Spiel bekommen wir zwischen fünf und zehn Fotos von Verletzungen unserer Spieler zugemailt“, so die Vereinsführung. „Gerade die Eltern unserer Jugendspieler sind verärgert.“
Um das Zusenden der Fotos hatte der Vorstand alle Trainer gebeten, weil den Verantwortlichen schon früh das Verletzungsrisiko auf der 620 000 Euro teuren Anlage aufgefallen sei. „Die Fotos leiten wir dann an die Stadt Kempen weiter.“
Bereits in der Planungs- und Bauphase gab es zwischen Stadt und Verein Streit ums Material. Der SV wünschte sich einen mit Granulat verfüllten Platz — mit dem Hinweis auf ein geringeres Verletzungsrisiko für die Fußballer. Die Verwaltung beharrte darauf, das künstliche Grün mit einem kostengünstigeren Sandgemisch zu verfüllen. Und so wurde es auch gemacht. Die Stadt hatte darauf verwiesen, dass die Sandverfüllung kein Verletzungsrisiko darstelle, wenn der Platz ausreichend bewässert werde.
Unter anderem darin liegt nach Angaben des Fußballvereins derzeit das Problem. „Mit dem Hinweis auf Frostgefahr wurde uns gesagt, dass der Platz vorerst nicht bewässert werden soll“, sagen die Vertreter des Vorstands. Die extra gebaute Beregnungsanlage sei noch nicht in Betrieb.
Zudem liegt nach Meinung der Fußballer zu viel Sand auf dem Platz, „der bislang gar nicht verteilt worden ist“. Aus technischen Gründen sei das entsprechende Kehrgerät dafür noch nicht einsatzbereit. „Eine fachgerechte Pflege gab es jedenfalls noch nicht“, berichtet die Vereinsführung aus den ersten beiden Wochen nach der feierlichen Einweihung am 22. November.
„Wir stehen mit dem Verein in Kontakt“, sagte Montagnachmittag der Technische Beigeordnete Stephan Kahl. Der Dezernent räumte gegenüber der WZ Defizite bei der Pflege ein. „Es ist so, dass der Sand nicht gleichmäßig verteilt ist“, so Kahl. „Das ist gerade in der Anfangsphase normal.“
Deshalb müsse ein neuer Platz „noch intensiver“ gepflegt werden als sonst üblich. Laut Kahl sollte das Spielfeld mindestens einmal pro Woche mit einem Gerät mit Spezialbürsten bearbeitet werden. „Das würden wir auch tun“, sagt der Beigeordnete. „Nur leider ist das Gerät dafür noch nicht bei uns eingetroffen.“ Es gebe in der Branche Lieferschwierigkeiten für einzelne Teile. „Eigentlich sollte das Gerät zur Fertigstellung pünktlich geliefert werden.“ Dies sei Bestandteil des Vertrages mit der unter anderem in Gref-rath sitzenden Spezialfirma Polytan. „Dem Unternehmen kann man aber keinen Vorwurf machen. Es gibt eben Lieferprobleme“, so Kahl.
Kurzfristige Hilfe kommt möglicherweise in dieser Woche von der Stadt Krefeld. „Wir laufen uns derzeit die Hacken ab, um Abhilfe zu schaffen“, sagt Stephan Kahl. Es habe Anfragen um Amtshilfe in Nachbarkommunen gegeben. Aus Krefeld gebe es das Signal, dass man mit einem Gerät aushelfen könne. Die Stadt Kempen hofft, dass dies in dieser Woche klappt. Dann würde das Sportamt auch darum herumkommen, den Platz sperren zu müssen. „Wenn es mit der Hilfe aus Krefeld klappt, ist eine Sperrung kein Thema“, sagt Kahl.
Die Kritik des Vereins, dass der Platz nicht bewässert wird, lässt Kahl nicht gelten: „Das hat nichts mit den aktuellen Problemen zu tun.“ Im Winter müsse der Platz nicht bewässert werden. „In dieser Zeit reicht die Feuchtigkeit von Halmen und Sand aus. Das haben wir uns von Experten bestätigen lassen“, sagt der Dezernent.