Der Grefrather mit der Trompete

Markus Türk zählt zu den bekanntesten Musikern aus der Region. Dazu hat auch sein Engagement am Duesberg-Gymnasium beigetragen.

Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath/Kempen. Ein Fund in einer Krefelder Straßenbahn sollte für den Jungen die Weichen fürs Leben stellen. Als Sieben- oder Achtjähriger entdeckte Markus Türk an diesem dafür ungewöhnlichen Ort eine Schallplatte von Louis Armstrong. „Diese Musik interessierte mich gar nicht so“, erinnert er sich. „Aber das Bild des Musikers!“ So hängte er die Plattenhülle in sein Zimmer und fasste bald den Entschluss, Trompete lernen zu wollen.

Von einem Nachbarn kaufen die Eltern eine gebrauchte Trompete und melden den Filius bei Heinrich Winkels zum Unterricht an. So beginnt für den Neunjährigen das Musikerleben im Grefrather Musikverein. „Schützenfeste und das übrige Alltagsgeschäft der Blasmusik am Niederrhein“ werden zum Betätigungsfeld. 1972 steht er das erste Mal mit auf der Bühne.

Dieses Ereignis war für Türk Anlass, vor sechs Jahren in der Gaststätte Zum Nordkanal „90 Jahre Türk“ zu feiern: Zum einen seinen 50. Geburtstag und zudem 40 Jahre Bühnenerfahrung. Daraus wurde ein Benefizkonzert mit alten und aktuellen Bands für ein Zentrum in Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo.

Als Jugendlicher holt Türk — nach einem Intermezzo als Pfadfinder an der Gitarre — wieder die in Vergessenheit geratene Trompete heraus. Mit 18 Jahren erhält er eine Anfrage von einer Jazz-Rock-Band aus Kempen — und sein Weg Richtung Jazz wird damit vorgezeichnet. Er beginnt in Duisburg, Musik und Germanistik auf Lehramt zu studieren. Doch er merkt bald, dass das nicht das Richtige für ihn ist und wechselt nach Arnheim ans Konservatorium, um sich ganz der improvisierten Musik und dem Jazz zu widmen.

„Als Student spielt man in zig Bands und Musikschulen“, sagt er. Für den Profitrompeter ist es zum Beruf geworden. Als Jazzdozent startet er an der Musikschule Mönchengladbach und leitet bis heute zwei Big Bands in dieser Stadt.

Inzwischen steckt er viel Herzblut in die Arbeit am Luise-von-Duesberg-Gymnasium. Mit dem Musiklehrer Stefan Lindner hat er das erloschene Interesse an den Bläserklassen so erfolgreich wiedererweckt, dass es nun die Mini Big Band 1a und 1b gibt. Von der fünften bis zur zwölften Klasse kann man nun am LvD in einer Band spielen. „Ein Alleinstellungsmerkmal für die Schule. Da bin ich sehr stolz drauf und auch, dass eine Schule in Bochum das Projekt übernommen hat“, sagt Türk.

Die Improvisation, die ihm für sein eigenes Spiel wichtig ist, bringt er ebenso dem Nachwuchs näher. „Der Mut zur Improvisation ist auch bei Kindern wichtig. Das freie Improvisieren ist ein schönes Abenteuer: Man spielt ohne Noten und guckt, was passiert.“ Dies pflegt er intensiv mit den Bands, mit denen er immer wieder zusammenspielt. So zum Beispiel mit „Family 5“.

„Klangverfremdung ist dabei ein besonderer Reiz. Die Band legt einen musikalischen Teppich, auf dem ich improvisieren kann.“ Mit dem Musiker-Kollektiv „The Dorf“ aus dem Ruhrgebiet genießt er dies besonders, weil es mit 30 Personen ein großer Klangkörper ist, der „mit Schwarmintelligenz“ frei improvisiert - „ein äußerst spannendes Geschehen“.

Aus seinem anfänglichen Studentenjob mit der Kempen Big Band ist im Laufe der vielen Jahre eine „tolle Spielwiese“ geworden. In das Repertoire des Unterhaltungsorchesters hat er immer mehr Jazz gebracht, auch immer mehr gute Laienmusiker. Heute ist ihm das Musizieren mit dieser Big Band eine „Herzensangelegenheit“, weil viele persönliche Beziehungen unter den Musikern entstanden sind.