Grefrath Die besten Mädchen kicken in Grefrath

Der Fußballkreis Kempen-Krefeld zieht die Talente aus der Region zum Training auf dem Kunstrasen in der Niersgemeinde zusammen.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Für Fernsehkollegen, die nach einem Fußballspiel mit dem Mikro in der Hand hinter der Seitenauslinie auf originelle O-Töne von Sportstars hoffen, wäre eine Type wie Johanna Nauels ein Glücksgriff. Unerschrocken, ungestelzt und mit einem erfrischend geerdeten Selbstbewusstsein spricht die Elfjährige über ihren Sport: den Fußball.

Ihr Vorbild? „Philipp Lahm.“ Warum? „Er verteilt die Bälle, er hat die Übersicht auf dem Spielfeld. Die habe ich auch, auch wenn ich keine Kapitänin bin.“

Johanna Nauels kickt in der E 1 bei Thomasstadt Kempen. Das tut sie so gut, dass sie nun einmal pro Woche ein zweistündiges Zusatztraining in Grefrath hat. Auf dem Kunstrasenplatz des SV Grefrath, der mit seinen Teams extra zusammenrückt, trainiert zurzeit jeden Dienstagabend die Mädchenauswahl des Fußballkreises Kempen-Krefeld. Da kommen die 20 bis 25 besten Talente der U11 und U13 aus mindestens zehn umliegenden Vereinen zwischen Niederkrüchten und Meerbusch zusammen. Sie bereiten sich auf das Turnier der Kreisauswahlmannschaften U11 des Fußballverbandes Niederrhein vor. Anpfiff ist am 22. Mai in Grefrath.

Die Kempenerin Johanna Nauels ist zum dritten Mal bei diesem Auswahltraining dabei. Und ist begeistert. „Hier sind auch ältere Spielerinnen, die ein bisschen erfahrener sind als ich. Da bekommt man viel mit. Das finde ich toll.“

Das Training der Talente hält ein Trio ab: Ralf Schröder von SC Rhenania Hinsbeck, Referent Mädchenfußball im Kreis 6, und Uwe Hollenbenders von Union Nettetal werden seit zehn Jahren durch Betreuerin Helga Bresler von Viktoria Anrath unterstützt.

„Schule geht vor, Vereinstraining nicht“, umreißt Schröder den Stellenwert des Auswahltrainings, während sich die Mädchen die Bälle zupassen, Hütchen umdribbeln und den Spielzug mit dem Schuss aufs Tor abschließen. „Hier ist nur Ball“, sagt Schröder und lacht: „Lange Laufrunden zum Auswärmen drehen, das gibt es hier nicht. Der Ball rollt immer mit.“

Die Besten der besten Nachwuchs-Fußballerinnen sollen für höhere Aufgaben fit gemacht werden - das Landesleistungszentrum Hilden etwa ist ein nächster Schritt, dann der in die Mädchenauswahl Niederrhein.

„Der Leistungsgedanke ist da, aber die Mädchen haben Spaß dabei. Sie wollen Fußball spielen“, sagt Schröder. Ihm gefällt, dass das Miteinander und nicht die sportliche Rivalität im Vordergrund steht. Er rät den Spielerinnen, so lange wie möglich in gemischten Mannschaften, also gemeinsam mit Jungen, zusammenzuspielen. Bis zur C-Jugend sei das für Talente kein Problem. „Die Mädchen sind den Jungen zwar körperlich unterlegen, sie sind in der Regel aber handlungsschneller.“

Mittelfeldspielerin Inga Struwe (11) aus St. Hubert hat bereits überzeugt. Seit zwei Jahren ist sie im Auswahlteam. Im Sommer macht sie den Sprung in die Niederrhein-Auswahl. Ihr Traum? „Nationalspielerin zu werden.“ Sollte das gelingen, wird sie sich vor laufender Fernsehkamera in einem Interview zur Karriere wahrscheinlich auch bei ihrem Bruder Philip (21) bedanken. Er hat ihr als Erster das Fußballspielen beigebracht.

So war es auch bei Johanna Nauels, die schon in jungen Jahren ihrem heute 17-jährigen Bruder die Bälle zurückgepasst hat. Wie würde der Bayern-Kapitän und Weltmeister Philipp Lahm wohl diesen Doppelpass kommentieren? Vermutlich so: „Im Fußball ist es wie in der Familie: Ein fester Zusammenhalt führt zum Erfolg. Das hat die Mannschaft heute bewiesen.“