Drei Fragen an Ulrich Nieten
24 Kinder und zwei Begleiterinnen aus Tschernobyl werden vier Wochen in Kempener Gastfamilien verbringen. Die WZ sprach mit Organisator Ulrich Nieten vom Verein Kinderhilfe Tschernobyl.
Kempen. Am Samstag kommt wieder Besuch aus der früheren Sowjetunion in die Thomasstadt. 24 Kinder und zwei Begleiterinnen aus Tschernobyl werden vier Wochen in Kempener Gastfamilien verbringen. Die WZ sprach mit Ulrich Nieten vom Verein Kinderhilfe Tschernobyl, der den Besuch organisiert.
Herr Nieten, was ist die Intention der jährlichen Besuche der Kinder aus Tschernobyl?
Ulrich Nieten: Vor allem geht es uns darum, den Kindern in einer Umgebung Erholung zukommen zu lassen, die frei ist von radioaktiven Verseuchungen. Deshalb organisiert der Verein diese Fahrten bereits seit 1993. Darüber hinaus geht es auch um die Völkerfreundschaft. Die Kinder sind in Familien untergebracht und sollen dort den deutschen Alltag kennen lernen. Außerdem machen wir einige Ausflüge. Es geht uns darum, einen positiven Eindruck von Deutschland zu hinterlassen.
Wie groß ist die Bereitschaft in der Bevölkerung, die Kinder bei sich aufzunehmen?
Nieten: Sie hat leider nachgelassen in den letzten Jahren. Es bedeutet natürlich auch einen gewissen Aufwand, ein Kind, dessen Sprache man nicht kennt, vier Wochen lang bei sich zu haben. Das wollen eben nicht mehr so viele.
Wie ist die derzeitige Lage in Tschernobyl?
Nieten: Die wirtschaftliche Lage ist ziemlich schlecht in der Region. Wegen der hohen Energiepreise bleibt für die Menschen dort wenig übrig. In der Regel leben sie von dem, was sie im Garten züchten oder tauschen. Doch auch über 20 Jahre nach dem Gau ist alles, was dort wächst, verstrahlt. Diese Bombe tickt noch sehr lange. Deshalb gibt es in Tschernobyl und Umgebung immer noch sehr viele kranke Menschen. Besonders Erkrankungen der Schilddrüse sind dort häufig anzutreffen.