Eigene Kapelle bei Wolters?
Der Bestatter plant Abschiedsräume. Die Stadt sieht darin eine Konkurrenz.
Kempen. Wie geht es mit den Kempener Friedhöfen weiter? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Politik spätestens seit der letzten Gebührenerhöhung. Nun bekommt das Thema auch deshalb verstärkt Bedeutung, weil an der Berliner Allee ein neues Angebot entstehen soll: Das Bestattungsunternehmen Wolters plant eine eigene Kapelle und Abschiedsräume.
„Wir möchten eine Atmosphäre bieten, in der sich die Trauernden ein Stück weit ,wohlfühlen’ können“, sagt Stephan Wolters. Es solle ein Ort werden, an dem man verweilen kann, der offen und hell gestaltet ist. Einen der sechs geplanten Räume können die Angehörigen individuell gestalten. Jedes Zimmer soll einen anderen Charakter bekommen, zum Beispiel konservativ, modern und naturnah. Dazu soll es einen Rückzugsort zum Durchatmen geben.
Abschied vom Verstorbenen sei ein wichtiges Anliegen. Daher hat Wolters eine Ausbildung zum Thanatopraktiker absolviert. Diese ermöglicht ihm beispielsweise Unfallopfer so wiederherzustellen, dass sich Angehörige am offenen Sarg verabschieden können.
„Unser Ziel ist es, einen Rundumservice anbieten zu können“, sagt Wolters. Dies ist ein Trend, der sich immer mehr durchsetze und vielerorts angeboten werde. Vier Mitarbeiter sind zurzeit bei Wolters tätig. Nach Verwirklichung des Vorhabens könnten es mehr werden. Er sei bereit, eine größere Summe zu investieren. Allerdings zeige sich die Verwaltung bisher wenig hilfsbereit.
Für die Stadt Kempen ist das eine Konkurrenz zur städtischen Kapelle und Leichenhalle, wie am Montagabend im Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz deutlich wurde. Die städtischen Einrichtungen könnten nicht den Standard bieten wie private, machte Grünflächenamtsleiterin Patricia Schürmann deutlich. Auch wenn man mit kleinen Verbesserungen schon viel erreicht habe und weiterhin erreichen könne. Die Stadt müsse das Angebot vorhalten. Gehen die Nutzerzahlen zurück, werden die Gebühren steigen.
Generell will die Verwaltung in nächster Zeit ein Konzept entwickeln, wie es mit den Friedhöfen in Kempen weitergehen kann. „Die Bestattungskultur hat sich verändert und wird sich weiter verändern“, sagte der Technische Beigeordnete Stephan Kahl.
Die Anzahl der Bestattungen ist zwar konstant. Aber der Anteil der Urnenbestattungen ist in den vergangenen zehn Jahren von drei auf 20 Prozent gestiegen. Die Nutzerzahlen der Friedhofsparzellen sind daher rückläufig. Wahlgräber werden heute seltener verlängert. Daher stiegen die Gebühren — für ein Wahlgrab in den vergangenen zehn Jahren um rund 20, für ein Reihengrab um etwa 30 Prozent.
Daher stellte Schürmann alternative Bestattungsarten vor, wie Aschestreufelder und so genannte Friedwälder, in denen die Asche verstreut werden kann. In anderen Städten gibt es gute Erfahrungen mit Friedhofsparks, in denen die Gräber vom Träger gepflegt werden.
Skeptisch ist man bei der Stadt gegenüber dem Angebot von Urnenstelen, Grabeskirchen und ähnlichem. Diese Formen würden zwar toleriert, seien aber rechtlich nicht zulässig. Schürmann: „Das ist nichts auf Dauer. Das ist nur eine Aufbewahrung. Urnen müssen danach noch beigesetzt werden.“