Grefrath Ein „Glücksfall“ für die Gemeinde

Josef Lepers zählt sicherlich zu den bekanntesten Grefrather Persönlichkeiten. Alfred Knorr hat eine Biografie verfasst.

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Grefrath. Als Josef Lepers 1959 der CDU beitrat und fünf Jahre später Mitglied des Gemeinderates Oedt wurde, konnte er noch nicht wissen, was das für ihn bedeuten sollte. Bereits 18 Monate später — vor knapp 50 Jahren — wählte man ihn zum Oedter Bürgermeister und 1970 zum Bürgermeister der neuen Gemeinde Grefrath.

Viermal wurde er danach wiedergewählt, meistens durch einstimmigen Beschluss des Gemeinderates. Damit erreichte Lepers eine der längsten Amtszeiten eines ehrenamtlichen Bürgermeisters am Niederrhein. Für das aktuelle Heimatbuch des Kreises Viersen hat der Mülhausener Alfred Knorr eine Biografie über den 2007 verstorbenen Josef Lepers geschrieben.

Am 17. Mai 1920 wurde er auf dem Lepershof im Niederfeld in Mülhausen geboren. Nach dem Abitur 1939 wollte er Theologie studieren, aber der Kriegsausbruch verhinderte dies. Stattdessen musste er zur Wehrmacht. Auf dem Balkan und auf Kreta war er im Kriegseinsatz. Beim Rückzug von der Front 1944 erlitt Lepers eine schwere Rückgratverwundung, die ihm noch zwei Jahrzehnte zu schaffen machen sollte. Dazu kam eine Malaria-Erkrankung, die er sich auf Kreta zuzog und die noch viele Jahre danach zu Fieberausbrüchen führte.

Kurz vor Weihnachten 1947 kam er aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause. Seine schwere Kriegsverwundung zwang ihn zum einem vierjährigen Krankenhausaufenthalt in Oedt. Er konnte zunächst nur leichte Arbeiten machen, er unterstützte seinen Bruder Willi in der Süßmosterei des Hofes und später seinen Bruder Gottfried in der Tierarztpraxis.

Schon in seinen ersten Amtsjahren als Bürgermeister hatte Lepers zwei große Herausforderungen zu bestehen. Die alte Volksschule lief zugunsten der neuen Grund- und Hauptschulen aus und die Mülhausener wehrten sich bis zuletzt gegen die Verlegung ihrer Schule ins neue Schulzentrum nach Oedt. Doch Lepers setzte sich durch.

Auch die kommunale Neugliederung bedeutete eine große Herausforderung, mussten doch die Gemeinden Grefrath und Oedt nun gezwungenermaßen gemeinsame Wege gehen. „Josef Lepers führte das Amt des Bürgermeisters mit der notwendigen Entschlossenheit, aber auch mit der ihm eigenen Konzilianz, die er auch von den Ratsmitgliedern erwartete“, urteilt Knorr in seinem Artikel fürs Heimatbuch.

Sehr am Herzen lag ihm die Freundschaft mit Frankreich. Dazu setzte er sich zusammen mit seinem Freund und Bürgermeister von Frévent, Roger Pruvost, ein. Nach der deutschen Einheit wurde mit seiner Unterstützung die Städtepartnerschaft um Gerbstedt in Sachsen-Anhalt erweitert.

1994 verabschiedete sich Josef Lepers mit 74 Jahren von der politischen Bühne. Am 24. Januar 2007 — morgen vor neun Jahren — verstarb er mit 86 Jahren in Viersen. Die mehr als 500 Menschen, die der Beerdigung beiwohnten, werden nicht vergessen, wie der Sarg auf einem nostalgischen Leichenwagen von vier Pferden gezogen von St. Heinrich in Mülhausen zu seiner letzten Ruhestätte auf dem Mülhausener Friedhof gefahren wurde.

Josef Lepers wurde gewürdigt als ein Mann, „der im Gespräch an der Theke wie im Konferenzraum offen, unkompliziert und mit einer Portion Humor Informationen sammelt, seinen Standpunkt vertritt und nie jemanden verletzt oder auch nur unbeachtet lässt.“ Der Damalige Bürgermeister Herbert Kättner bezeichnete Lepers als „Glücksfall“. Er habe durch seine Integrationskraft dazu beigetragen, dass Grefrath ein „funktionierendes und harmonisierendes Gemeinwesen“ geworden sei. Er habe eine gemeinsame Identität geschaffen.