Eine Zeitreise in die Kinderzimmer der 80er Jahre
Eine Sonderausstellung im Spielzeugmuseum widmet sich Actionfiguren und ihrer Geschichte.
Grefrath. Die Ninja-Schildkröten der „Teenage Mutant Hero Turtles“, der Transformer „Optimus Prime“, Actionheld „He-Man“ — für viele heute 30- bis 40-Jährige sind sie die Helden ihrer Kindheit. In den 1970er und 1980er Jahren eroberten Actionfiguren weltweit die Kinderzimmer. Jetzt bekommen die Spielzeugfiguren für drei Monate ein neues Zuhause in der Dorenburg. Das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen dokumentiert mit der Sonderausstellung „Viel mehr als Plastik — Actionfiguren und ihre Geschichte(n)“ Herstellung sowie Vertrieb der Puppen — und vor allem die Sammel-Leidenschaft der Fans. Insgesamt sind mehr als 300 Exponate zu sehen. Die Eröffnung ist am Sonntag um 11 Uhr.
Es ist die erste Ausstellung, die Kevin Gröwig konzipiert hat. Der erste wissenschaftliche Volontär des Freilichtmuseums schließt mit diesem Projekt seine Ausbildung ab. Er bleibt dem Team als Museumspädagoge erhalten. „Die Ausstellung belegt, dass sich das Museum für junge Themen der Pop-Kultur öffnet“, sagt Museumsleiterin Anke Wielebski.
Die Besucher treffen im ersten Ausstellungsraum auf Serien wie „Star Wars“, „Transformers“, „Hero Turtles“ und „Masters of the Universe“. Aber auch in Deutschland weniger bekannte Figuren wie „G.I. Joe“ sind zu sehen. Der US-Soldat war 1964 die erste Actionfigur und der gelungene Versuch, Jungen für Spielzeugpuppen zu begeistern. Die Besucher können sich über die Entstehung, Hintergründe, Verkaufszahlen und die Einstellung beziehungsweise die Fortführung dieser Serien informieren.
Um Spielzeugproduktion geht es im zweiten Raum: Unbemalte Prototypen, die Kopie eines Patentes und verschiedene Kunststoffarten sind zu sehen. Zudem widmet sich ein Bereich dem sogenannten „Customizing“: Sammler bauen fehlende Helden oder Figuren nach eigenen Vorstellungen selbst aus Bauteilen.
Auch ein Kinderzimmer ist zu sehen. „Hier erleben Besucher, dass Kinder in den 1980er Jahren ihr gesamtes Leben mit Actionfiguren füllen konnten“, sagt Gröwig. Poster hängen an der Wand, der Tornister mit dem Lieblingshelden steht neben dem Schreibtisch und im Fernsehen dudeln die Zeichentrickserien. Auch ist zu sehen, wie weit die Sammelleidenschaft einiger Fans geht. Gezeigt werden Fotos von Tätowierungen, Kostüme und eine Schallplatte der „Transformers“.
Schön lassen sich die gesellschaftlichen Strömungen nachzeichnen: So wurde in Zeiten des Vietnam-Kriegs und der Anti-Kriegsstimmung aus dem Soldaten „G.I. Joe“ ein Abenteurer.
Anfang der 1990er hielt ein neuer Held in den Spielzimmern Einzug: Captain Planet sagte gemeinsam mit Jugendlichen aus allen fünf Kontinenten Umweltsündern den Kampf an. „Zum ersten Mal sollte eine Actionfigur Kindern Umweltbewusstsein vermitteln“, sagt Gröwig. „Dass alle Figuren aus Plastik hergestellt wurden, ist mit Blick auf die Aussage der Serie allerdings verwunderlich.“
Knapp die Hälfte der Actionfiguren haben Sammler für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Die andere Hälfte steuert die im Museum beheimatete Sammlung der Stiftung Lore und Wolfgang Hoffmann für Spielzeug- und Kindheitsforschung bei. Aus diesem Fundus stammen auch viele Ausstellungsstücke im Spielzeugmuseum. kr