Ensemble „Il Giratempo“ in der Kempener Paterskirche Ein Tränchen in der Paterskirche

Kempen. · Ensemble „Il Giratempo“ begeistert in der Paterskirche mit seiner Zeitreise zwischen barocker Musik und Jazz.

Das Ensemble „Il Giratempo“ gastierte in Kempen.

Foto: Norbert Prümen

Es war das erste und zugleich letzte Konzert in Kempen im November. Am Sonntagabend gastierte das Ensemble „Il Giratempo“ in der Paterskirche. „Wir werden heute Abend sicherlich ein Tränchen vergießen,“ sagte Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese, „und wir haben Sorge, dass wir bis Ende des Jahres keine Konzerte mehr machen dürfen. Das tut uns für die Künstler, das Publikum und uns so leid. Mit der Doppelung können wir das Publikum so gut versorgen.“

Aber das Corona-Konzept von Kempen Klassik, das bereits einige Wochen einen Konzertbetrieb mit jeweils zwei verkürzten Auftritten erlaubt hat, darf nun nicht mehr umgesetzt werden. Peter Landmann ist in seiner Begrüßung verhalten optimistisch: „Zum Glück ist es noch früh genug, alle ausgefallenen Konzerte in ein enger gestricktes Programm im Frühsommer zu bekommen.“

Die „Zeitenwandler“ – so die Übersetzung des Namens des Ensembles – beginnen mit einem Saxophonsolo, einem Instrument, das es zur Barockzeit noch gar nicht gab. Zum Spiel von Magnus Mehl kommt die Mezzosopranistin Laila Salome Fischer hinzu, später übernehmen Robert Smith (Viola da Gamba), Vanessa Heinisch (Theorbe) und Manuel Dahme am Cembalo noch den Part des Basso continuo. Es ist ein Stück der Komponistin Barbara Strozzi (1619-1677).

Ihr ist das Programm „Talkin’ about Barbara – 17th Century Jazz“ gewidmet, Berufskollegen aus dem 16./17. Jahrhundert kommen ebenso zu Gehör. Das erste Stück „Lagrime mie“ deutet schon an, dass Liebeslieder ein großes Thema bei Strozzi sind. Es überrascht, wie ausdrucksstark barocke Musik für heutiges Verständnis sein kann, wenn Fischer sie interpretiert. Klage, Verzweiflung, Trotz, Hoffnung und andere mögliche Stimmungen rund um eine unglückliche Liebe drückt sie in ihrem koloraturreichen Gesang aus.

Dem großen Spektrum an Emotionen fügt Magnus Mehl mit seinen gefühlvollen wie virtuosen Jazzklängen noch eine unerwartete Note hinzu. Die nicht gerade alltägliche Kombination kommt so harmonisch, so passend daher, als wäre das Hin- und Hergleiten zwischen den eigentlich fernen Musikepochen und Stilen das Selbstverständlichste.

Von Giulio Caccini (1551-1618) bieten die Sängerin und der Gambist ein Liebeslied in der Version eines schmachtenden Verliebten. Cipriano de Rore (etwa 1515-1615) steuert ein tänzerisches Stück bei, das dem Publikum einen besonders langen Applaus entlockt. In diesem Stück vertauscht Heinisch die Theorbe mit einer Barockgitarre. Das nächste Werk von Strozzi ist wieder ein Liebeslied – aber auch nicht gerade ein Beispiel des Glücks. Frust, Kampf scheinen hier das Geschehen zu bestimmen. Kein Kampf mit seinem Instrument bedeutet für den Saxophonisten der Umgang mit seinem Instrument: Höchst virtuos präsentiert sich Mehl in seinen Soli.

So viel Emotionalität in der barocken Musik und eine meisterliche Interpretation bringen dem Ensemble stehenden Applaus. Vielleicht ist auch etwas Wehmut dabei, dass es erst einmal eine unerwünschte Konzertpause gibt – solch eine begeisternde Aufführung macht den Entzug aber noch etwas schwerer.

Info Für den Auftritt des Calmus Ensembles am Freitag, 4. Dezember, mit seiner A-Cappella-Collage zur Weihnachtszeit werden ab sofort Reservierungen beim Kulturamt entgegengenommen. Der Kartenverkauf beginnt, wenn die Aufführung gesichert ist.