Fünf Niederrheiner erzählen Erinnerungen an die Abiturprüfungen
Fünf Niederrheiner sprechen über ihre entscheidende Phase am Gymnasium.
Kempen/Willich. Die Ferien sind vorbei. Für alle Schüler geht der Schulalltag wieder los. Für alle? Nein. Es gibt da eine Gruppe von Schülern, die nun zu Hause sitzt, die Nase in Bücher steckt, auf Monitore schaut, Notizen durchblättert und per WhatsApp Ungereimtheiten austauscht — damit es was wird mit dem Erfolg bei den nun anstehenden Abiturprüfungen. Die Abiturientia 2015 paukt.
Ob sie cooler sind, die Schüler von heute. Oder wachen sie zuweilen nachts auf, weil sie Stoff quält, den sie noch nicht drauf oder verstanden haben. Die WZ hat sich einmal umgehört bei Leuten, die ihre Reifeprüfung schon vor einiger Zeit abgelegt haben.
Los geht es mit Sabine Hänisch, deren Abiturzeugnis den Stempel des Jahres 1985 trägt. Die Willicherin, die heute als Lehrerin arbeitet, war Schülerin am St. Bernhard Gymnasium in Schiefbahn: „Mein mündliches Abiturfach war Mathe - schon seit der Grundschule mein Angstfach. Darum hatte ich mich auf die Prüfung sehr gründlich vorbereitet. Trotzdem wurde aus der Angst echte Panik, und als mir im Vorbereitungsraum das Aufgabenblatt vorgelegt wurde, wusste ich nichts mehr. Klassischer Blackout, ausgerechnet jetzt! Völlig verzweifelt betrat ich den Prüfungsraum — und blickte als erstes in das Gesicht meines Mathelehrers aus der Unter- und Mittelstufe, der mich sehr freundlich anlächelte. Irgendwie knipste dieses Lächeln das Licht in meinem Kopf wieder an, und die vorher unlösbaren Aufgaben waren plötzlich ganz einfach!“
WZ-Mitarbeiterin Lisa Krause hat ihr Abitur 2011 am Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen gemacht und erinnertsich noch sehr gut an den Lernstress vor den Prüfungen: „Für meinen Leistungskurs Deutsch und auch für mein drittes Abiturfach Englisch habe ich nicht übermäßig viel gelernt, da ich mich gut vorbereitet fühlte. Für die anderen Kurse habe ich dafür umso mehr gepaukt. Ich weiß noch, dass ich vor der ersten schriftlichen Prüfung ziemliche Panik hatte. Bei den anderen Beiden war es nicht mehr so schlimm. Als dann aber die mündliche Prüfung in Biologie bevor stand, habe ich mich selbst verrückt gemacht. Sogar kurz vor meinem Prüfungs-Termin bin ich den Lernstoff immer wieder durchgegangen und hatte Angst, zu versagen. Zu Beginn der Mündlichen war ich dann auch sehr angespannt, aber meine Prüfer waren wirklich nett und verständnisvoll. Dadurch kamen die Antworten auf ihre Fragen irgendwann von ganz allein. Im Nachhinein war eigentlich alles halb so wild.“
Michael Pluschke, Pressesprecher Stadt Willich, kann von seinem Abitur im Jahre 1980 am Neusser Quirinus-Gymnasium, berichten: „Das Abi war damals für uns auch schon ein Einschnitt - aber nach meiner Erinnerung haben wir das alles nicht ganz so furchtbar ernstgenommen. Uns selbst als Abiturienten übrigens auch nicht: Die heute offensichtlich übliche Selbstinszenierung mit „Mottotagen“ wären uns seinerzeit wirklich völlig fremd gewesen . . . Also hat man das Ganze eben durchgezogen, war erleichtert und eher leise ein bisschen stolz. Man war froh, dass man es geschafft hatte — und fertig.
„Wollten Sie nicht auch schon immer gerne mal wissen, wie die Kakteen das in der Wüste machen? Mit so wenig Wasser? Tja, meine Prüfer in der mündlichen Abiturprüfung wollten das auch gerne wissen - und ich in dem Moment auch. Dabei hatte ich so viel für Bio gelernt! Sukkulenten in der Prüfungsfrage und der totale Blackout bei mir. Der Rest war viel Rumgestammel und ist Geschichte. Apropos Geschichte! Da hatte ich bei weitem nicht so viel gelernt und das Ergebnis war um ein Vielfaches besser. Die Naturwissenschaften und ich, wir sind auch am Ende unserer 13 gemeinsamen Jahre nicht miteinander warm geworden. Ob es daran liegt, dass ich sie im Abi ganz nach hinten verbannt habe? Prüfungsfach vier?“ Christina Hanzen ist WZ-Mitarbeiterin und hat am Gymnasium Thomaeum 2008 ihr Abitur gemacht. Im Moment schreibt sie an ihrer Masterarbeit im Fach Klassische Archäologie. Thema: Griechische Theater. Da wachsen ja zum Glück auch keine Kakteen . . .
Die Abiturprüfungen jetzt vor sich hat WZ-Mitarbeiter Janis Beenen, Schüler des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) in Anrath. „Ich bin aber froh, dass es jetzt losgeht. Irgendwann hat man sich genug vorbereitet und dreht sich nur noch im Kreis.“ Bei aller Zuversicht - etwas Bammel hat er vor der letzten Abiturprüfung, der mündlichen in Mathe. „Ich bin eher geisteswissenschaftlich veranlagt“, sagt Janis und grinst.