Kempen Ferdi wird am Sonntag 80 — er lebe hoch, hoch, hoch!
Ferdi Küsters ist wohl der Inbegriff eines Originals. In Kempen kennt ihn fast jeder durch seine lautstarken, aber auch liebevollen Rundgänge durch die Altstadt. Herzlichen Glückwunsch, Ferdi!
Kempen. „Wie geht’s Ferdi?“ Diese Frage stellten sich vor einigen Monaten viele Kempener beim Bummel durch die Altstadt oder in sozialen Netzwerken wie Facebook. Es war nämlich bedenklich ruhig geworden um das Kempener Original, das sonst täglich mehrere Kilometer zu Fuß durch „seine“ Stadt zurücklegt, um mit fast jedem ein Pläuschchen zu halten. Und in der Tat ging es Ferdi gesundheitlich nicht gut. Es gab einen Krankenhausaufenthalt — Ferdi musste kürzertreten. Inzwischen ist die bedenkliche Ruhe in der Altstadt wieder vorbei — Gott sei Dank! Ferdi geht es wieder deutlich besser und er dreht täglich seine Altstadt-Runden. Am Sonntag wird der Mann, den wohl jeder Kempener kennt, 80 Jahre alt.
„Macht et nich’ zu groß“, sagte Ferdi, der mit Nachnamen übrigens Küsters heißt, vor einigen Tagen einem Kollegen auf dem Buttermarkt. Diese Anweisung bezog sich auf seinen runden Geburtstag und die entsprechende Würdigung in der WZ. Nun hofft der Autor dieser Zeilen, dass das Ganze nicht zu groß wird und schreibt einfach mal weiter.
Anweisungen, die für Ortsfremde vielleicht schroff wirken, aber eigentlich gut und liebevoll gemeint sind, gehören bei Ferdi dazu. Besonders auffällig ist das, wenn Stadtfeste anstehen. Arbeiter, die bei Kirmes, Altstadtfest oder Weihnachtsmarkt im Einsatz sind, werden Ferdi gut kennen. „Dat kannste hier nich’ stehen lassen!“ oder „Baut lieber wieder ab — et jibt sowieso dat janze Wochenende Regen!“— Sätze dieser Art hört man, wenn Lkw schwere Lasten in die Stadt bringen.
Karl-Heinz Hermans, Ehrenbürger, über Ferdi
Wie bereits erwähnt, ist der noch 79-Jährige aber ein sehr liebenswürdiger Mensch. Das erfahren Mitarbeiter des Rathauses und diversen Geschäften bei seinen regelmäßigen Besuchen. Als es noch die Geschäftsstelle der WZ mit Ingrid Klünder und ihren Kolleginnen an der Burgstraße gab, war das Original auch dort ein nahezu täglicher Gast. In früheren Jahren stand sogar die Tür des damaligen Bürgermeister Karl Hensel immer offen für Ferdi. Als Freund der Kempener Feuerwehr und inoffizieller Stadtsprecher ist Ferdi ohnehin bei vielen Einsätzen vor Ort.
Bekannt ist Ferdi also vielen. Über sein Leben wissen indes die wenigsten etwas. Geboren wurde er am 22. Oktober 1937 im Kempener Süden. Dort, wo heute die sogenannten Fischel-Häuser stehen — zwischen Vorster, Dinkelberg- und Herckenrathstraße. Mit seiner Mutter lebte er auf dem Hof seiner Großeltern, die dort Selbstversorger waren. Ferdis Vater galt schon früh als verschollen. Eine „richtige Arbeit“ hatte das Original nach der Volksschule nie. Er hat aber regelmäßig bei Verwandten und Freunden mit angepackt.
Ferdis Beziehung zu seiner Mutter, die 1999 gestorben ist, war stets sehr eng. Mit ihr lebte er immer zusammen — zuletzt im Haus an der Neustraße, in dem Ferdi bis zu seiner Krankheit vor einigen Monaten allein gelebt hat. Inzwischen fühlt er sich im Von-Broichhausen-Stift wohl. Und von dort ist es ja auch nicht allzu weit bis zu seinem Hauptwirkungskreis: die Altstadt.
Eine andere Kempener Berühmtheit — neben Ferdi — ist sicher Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans. Auch er hält regelmäßig ein Pläuschchen mit Ferdi auf dem Altstadt-Pflaster. Vor fünf Jahren, zum 75. Geburtstag von Ferdi, würdigte Hermans ihn — quasi von Original zu Original: „Neben den prägenden Skulpturen ist Ferdi die wandelnde Institution der Altstadt. Er ist ein Kenner aller Vorkommnisse und Überbringer neuester Nachrichten. Schön, dass wir ihn haben.“ Besser kann man es wohl nicht ausdrücken.
Herzlichen Glückwunsch, lieber Ferdi! Bleib so, wie Du bist — vor allem gesund!