Feuerwehrübung: Im Notfall schnell befreit
Der Umgang mit technischen Hilfsmitteln will gelernt sein.
Schmalbroich. Es sind Situationen wie am 3. April auf der Kerkener Straße, die Feuerwehrleuten alles abverlangen: Ein Lieferwagenfahrer übersieht einen am Straßenrand liegengebliebenen Lkw und rast mit hoher Geschwindigkeit in dessen Heck. Der Beifahrer wird im Lieferwagen eingeklemmt und muss von der Feuerwehr aus dem Auto geschnitten werden. Später bringt ein Rettungshubschrauber den Schwerverletzten in eine Duisburger Unfallklinik.
Damit bei so einer Rettung keine kostbare Zeit verloren geht, werden die Feuerwehrleute regelmäßig geschult und mit entsprechenden Hilfsgeräten ausgestattet. Am Samstag absolvierten die 37 Mitglieder des Löschzugs Schmalbroich einen „technischen Hilfstag“. Dabei machten sie sich mit den neuesten technischen Hilfsgeräten wie Blechscheren und Spreizern vertraut. Auf dem Gelände des Lohnunternehmens Tendyck an der Maasheide fand die Weiterbildungsmaßnahme statt.
„Je eher verletzte Personen aus ihren beschädigten Fahrzeugen geborgen werden können, umso größer ist ihre Chance auf eine schnellstmögliche medizinische Versorgung. Durch ein zügiges Aufschneiden der Fahrzeuge konnte schon so manches Menschenleben gerettet werden“, sagt Norbert Eidner, Löschzugführer aus Schmalbroich.
Zeitgleich setzt ein Feuerwehrmann an der Beifahrertür eines alten Nissan Micra die Blechschere an. Das hydraulisch gesteuerte Gerät packt zu, das Scharnier der Tür knackt und gibt letztlich nach. Im Ernstfall könnte jetzt damit begonnen werden, den oder die Insassen zu versorgen.
Wehr-Rettungsassistent Peter Nilges von der Kempener Rettungswache erklärt den Schmalbroicher Wehrleuten, wie patientenorientierte Personenrettung aus einem Pkw funktioniert. Wie auch technische Hilfe gehört dies zur Grundausbildung der Feuerwehr. Dennoch: „Wir müssen stets auf dem neuesten Stand sein und unser Handwerk beherrschen“, betont Eidner. Deshalb gibt es solche Intensivkurse, die alle zwei bis drei Jahre durchgeführt werden$— von den 14-tägigen Übungen der einzelnen Löschzüge ganz zu schweigen.
Zu rund 20 Verkehrsunfällen mit „unklarer Lage“ oder „eingeklemmter Person“ wurde die Kempener Gesamtwehr in 2013 gerufen. In diesen Fällen rückt auch der in Kempen stationierte Rüstwagen (RW) aus. Das Fahrzeug für technische Hilfe verfügt über Blechscheren und Spreizer, die per ins Fahrzeug integriertes Stromaggregat betrieben werden. Auch Unterleg-Klötze zur Stabilisierung eines Autos und Rettungszylinder gehören zur Ausstattung des Rüstwagens.
Wie ein verunglückter Renault Megane gesichert wird, der auf dem Dach liegt, übten die Wehrleute ebenfalls. Mit dem Stabilisierungs- und Befestigungssystem „Stabfast“ zurren sie den Pkw fest. Bis zu fünf Tonnen Zugkraft reichen aus, um auch einen tonnenschweren SUV zu sichern. Das kann notwendig werden, wenn ein Wagen im Graben liegt und abzurutschen droht, was eine Personenrettung erschwert.
„Alles gut gelaufen“, zieht Löschzugführer Norbert Eidner am Ende eine positive Bilanz. Das abschließende Mittagessen haben sich die Wehrleute redlich verdient.