Freilichtmuseum: Bunte Drachen für die Lüfte
In der Dorenburg haben Kinder fantasievolle Windvögel gebastelt.
Grefrath. Jedes Jahr, wenn es Herbst wird, lädt der stärker werdende Wind dazu ein, bunte Drachen in den Himmel zu schicken. Doch heutzutage ist dieser Spaß anders, als früher. Zu Zeiten vieler Großeltern wurden die Windvögel noch von Hand und mit Naturmaterialien gebaut und nicht als fertiges Plastikgerüst gekauft. Diese Tradition lässt das Niederrheinische Freilichtmuseum jetzt aufleben. Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren konnten dort handgemachte Unikate basteln.
Am ersten von vier Aktionstagen werkelten zehn Kinder mit sechs Erwachsenen. „Zuerst darf sich jeder einen bunten Bogen Seidenpapier aussuchen“, sagte Museumspädagoge Kevin Gröwig. Er zeigte Kindern, Eltern und Großeltern, wie ein Drachen aussieht, der so auch schon vor 100 Jahren am Niederrhein gebastelt wurde.
Aus Weidenruten baute jedes Kind mit Unterstützung der Erwachsenen ein Drachenkreuz. Mit ein wenig Schnur wurde dieses umspannt, um schließlich mit Seidenpapier beklebt zu werden. Dabei kam es nicht auf ein perfektes Aussehen an. „Der Drachen soll selbstgemacht wirken. Wenn er ein bisschen krumm wird, ist das nicht schlimm“, so Gröwig. Nach und nach nahmen die Windvögel Gestalt an, jeder sah ein bisschen anders aus. So mancher bekam ein freundliches Gesicht, andere Symbole aufgeklebt. Der blaue Drachen von Ian wurde mit einer grauen Wolke und einem Blitz verziert. Das hatte seinen Grund. „Benjamin Franklin hat mit einem Drachen gemerkt, dass ein Blitz elektrisch ist“, sagt der Zehnjährige.
Carolin (9) hat einen lächelnden, roten Windvogel gemacht. Für sie war das Basteln nicht ganz ungefährlich: „Ich fand das manchmal ein bisschen schwierig. Deshalb habe ich mir auch aus Versehen in den Finger geschnitten.“ Mit einem Pflaster und dem schönen neuen Drachen war das Missgeschick aber schnell vergessen. Marie (9) hat nun einen leuchtend gelben Drachen, den sie mit kunterbunten Seidenpapierstreifen beklebt hat. Ihre Oma Rosemarie Janssen aus Lobberich assistierte ihr dabei.
„Viele Kinder verbringen die Herbstferien gemeinsam mit ihren Großeltern, weil die Eltern berufstätig sind. Daher dachten wir uns, dass bestimmt viele ihren Enkeln zeigen wollen, wie so ein Drachen in ihrer Kindheit ausgesehen hat“, sagte Gröwig und erhielt prompt Zustimmung der bastelnden Großeltern. „Dass sich aber so viele anmelden, hätten wir nicht gedacht“, so der Museumspädagoge.
Am Ende des Basteltages bekam jeder Windvogel noch einen langen Schweif mit bunten Schleifen verpasst. Wegen des schlechten Wetters konnten die frisch gebastelten Drachen jedoch nicht sofort getestet werden. Doch das war nicht schlimm, denn die Herbstferien dauern ja noch etwas.