Friedhöfe: Neues Konzept muss her

Die Kultur verändert sich weiter. Und die Kapellen müssen dringend saniert werden.

Kempen. Das Konzept der städtischen Friedhöfe in Kempen, St. Hubert und Tönisberg muss gründlich überarbeitet werden. Das wurde bei der jüngsten Sitzung des Bau- und Denkmalausschusses deutlich. Die Bestattungskultur werde sich weiter verändern, sagte der Technische Beigeordnete Stephan Kahl. Er erklärte, dass sich inzwischen eine Tendenz „50 zu 50 zwischen Urnen- und Sargbestattung entwickelt hat“. Das „Gesicht der Friedhöfe“ werde sich dementsprechend wandeln: kleinere Grabstätten, mehr Nachfrage nach anonymen Bestattungen.

Deshalb plant die Verwaltung auf einem 1500 Quadratmeter großen Teil der Erweiterungsfläche des Friedhofs Berliner Allee/Mülhauser Straße eine parkähnliche Anlage, in der Urnen und Särge beigesetzt werden können. Es soll keine Abgrenzungen zwischen den Gräbern geben. Neben einer gärtnerischen Bepflanzung soll es Sitzgelegenheiten, Kunst oder Wasser geben. Für eine entsprechende Planung werden 60 000 Euro fällig. Dafür hatte der Planungsausschuss bereits grünes Licht gegeben (die WZ berichtete).

Die Pflege dieser gartenähnlichen Grabfelder soll laut Verwaltungsvorlage an gewerbetreibende Friedhofsgärtner vergeben werden. Finanzieren soll das der Bürger — über die Friedhofsgebühren. „In diesem Zusammenhang wünschen sich die Kempener Unternehmer mehr Kommunikation mit der Stadt — schon jetzt in der Planung“, sagt Friedhofsgärtner und Bestatter Stephan Wolters im Gespräch mit der WZ. Sein Unternehmen liegt am Friedhofsgelände, Berliner Allee. Wolters sitzt als sachkundiger Bürger für die CDU im Planungsausschuss. Aus Befangenheitsgründen ist er bei Entscheidungen zum Thema Friedhof aber außen vor.

Neben den Veränderungen bei den Gräbern gehört auch das Thema Friedhofskapellen zu einem Zukunftskonzept für das Kempener Bestattungswesen. Alle Anlagen auf den Friedhöfen in Kempen, St. Hubert und Tönisberg sind in die Jahre gekommen und müssen saniert werden. Bestatter, die in Kempen tätig sind, äußerten gegenüber der WZ, dass die Situation — zum Beispiel in der Kempener Kapelle — nicht mehr zumutbar sei.

In diesem Zusammenhang wird in verschiedenen Fraktionen der politischen Parteien darüber diskutiert, ein Privatunternehmen mit ins Boot zu holen. Auch die Stadt Kempen hat diese Überlegungen angestellt. In der Vorlage der Verwaltung wird darauf verwiesen, dass es in Willich und Grefrath Unternehmer mit einem umfassenden Leistungsangebot gibt.

Beispiel Grefrath: Dort betreibt Andreas Camps, der auch in Kempen am Buttermarkt eine Dependance eröffnen will, sein Bestattungsunternehmen mit Abschieds- und Trauerräumen. Zudem will er in Grefrath aus der gemeindeeigenen Kapelle eine Urnenstätte machen. Dafür gab es vom Grefrather Bauausschuss bereits 2012 grünes Licht.

Zurück nach Kempen: Dort plant Bestatter und Friedhofsgärtner Wolters eine eigene Kapelle am Friedhof, Berliner Allee. „Die Änderung des Flächennutzungsplanes wurde dafür schon auf den Weg gebracht“, so Wolters. Er ist zuversichtlich, dass seine Pläne die endgültige Zustimmung von Politik und Verwaltung bekommen: „Vielleicht können wir dieses Jahr noch mit dem Bau beginnen.“

Eine Übertragung der städtischen Kapelle an der Berliner Allee an einen privaten Unternehmer — wie in Grefrath geschehen — scheint vom Tisch zu sein. „Aufgrund der Vielfalt von Bestattern (siehe Kasten, Anm. der Red.) und der unabhängigen Wahl der Hinterbliebenen ist nicht daran zu denken, städtische Friedhofseinrichtungen aufzugeben oder zu privatisieren“, teilt die Verwaltung mit. Deshalb müsse die Stadt für die Sanierung der Kapellen in Kempen, Tönisberg und St. Hubert eigene Finanzmittel bereitstellen. Beschlossen wurde im Bauausschuss, dass die Verwaltung diese Kosten ermitteln soll. tkl/bu