Fundsachenversteigerung: Fahrräder sind der absolute Renner
Die Stadt hat ihren Bestand in der Astrid-Lindgren-Schule versteigert.
Kempen. „Ist das auch die Original-Verpackung?“, möchte Dieter Sturmann von Auktionator Manfred Joosten wissen. „Ja. Wir haben die Funktion des Navigationsgeräts aber nicht überprüft“, antwortet der Leiter der städtischen Servicestelle. Im Auftrag der Stadt versteigerte Joosten in der Astrid-Lindgren-Schule Fundsachen. „Das Navi möchte ich gerne für meine Haushälterin haben“, erklärt Sturmann. Er selber fahre nur nach Karte.
Um Mobilität geht es auch denen, die sich schon sehr früh in der Schule umsehen. Dort stehen 49 Fund-Fahrräder, die von möglichen neuen Besitzern genau beäugt werden. Ein 79-jähriger Kempener, der seinen Namen nicht verrät, notiert sich die Auktionsnummern der für ihn interessanten Räder. „Nostalgie ist gefragt“, deutet er auf ein schwarzes Hollandrad. Ein, zwei Räder wolle er für je maximal 40 Euro kaufen — wenn ihm Großhändler nicht die Tour versauen: „Die kaufen alles. Schrottreife Räder schlachten sie aus.“
Als Manfred Joosten auf seinen grauen Hocker steigt und mit der Versteigerung beginnt, bildet sich eine Menschentraube vor ihm. Vier Armbanduhren, drei Ringe, neun Ketten und zwei Ohrstecker sind die ersten Posten.
Dann kommt der Moment, auf den anscheinend alle gewartet haben. Das erste Fahrrad ist an der Reihe. Fünf Euro Startgebot werden überboten, am Ende ersteht Volker Hampel es für 50 Euro: „Ich wäre bis 400 Euro mitgegangen. Das Rad hat einen Wert von 2000 Euro.“
Währenddessen regt sich in der hinteren Reihe Widerstand: „Ich versteh’ kein Wort“, sagt ein älterer Herr. Seine Frau nickt und sagt: „Der Auktionator flüstert nur.“ Dabei spricht Joosten laut genug, leitet die Versteigerung gekonnt. „Bis jetzt ist mir kein Handzeichen entgangen“, sagt er.
Nach zwei Stunden ist alles verkauft, das teuerste Rad ging für 180 Euro weg. Die 1340 Euro Gewinn fließen in den städtischen Haushalt.
“ Die städtischen Servicestellen nehmen Fundsachen an. Was sechs Monate nicht abgeholt wird und was der Finder nicht behalten will, wird versteigert. Eine Auktion gibt es in Kempen jedes Jahr. 2012 fiel sie allerdings mangels Masse aus.