Kabarett Verhasselt zeigt „Kabarett 5.0“

Grefrath. · Moderator und Kabarettist hielt Niederrheinern den Spiegel vor.

Stefan Verhasselt gastierte im Bestattungshaus Camps.

Foto: Wolfgang Kaiser

Kabarett an ungewöhnlichem Ort: Zum zweiten Mal nach 2018 trat der Hörfunk-Moderator und Niederrhein-Kabarettist Stefan Verhasselt im Bestattungshaus Camps in Grefrath auf. Er präsentierte dort sein neues Programm „Zwischen den Zeilen – Kabarett 5.0“ in gewohnt launiger und lockerer Art. Der Sympathikus aus Straelen, der seit Jahren in Kempen lebt, versteht es wie kein Zweiter, den Niederrheinern „aufs Maul zu schauen“ und ihnen den Spiegel vorzuhalten. Ja, der Niederrheiner wird in diesem Kabarettprogramm aufgespießt, aber garantiert verletzungsfrei, denn Stefan Verhasselt ist der Nette vom Niederrhein, der es sich erlauben kann, alle Stärken, aber auch Schwächen der Eingeborenen aufzudecken.

Er veräppelt, ist dabei aber nie verächtlich. Vordergründig hintersinnig: Verhasselt ist Nieder-Rhein in Hoch-Form. Stets wird liebevoll karikiert, persifliert, behutsam attackiert und immer munter parliert. Das kommt beim von Anfang gut gelaunten Publikum im ausverkauften Grefrather Bestattungshaus gut an. Manchmal ist gar nicht das, was er sagt, so besonders wichtig, sondern wie er es über die Bühne bringt, mit dem ihm eigenen Charme und der seit vielen Jahren aus mehreren Sendern bekannten einschmeichelnden Radiostimme.

Verhasselt ist beständig bodenständig. Er deckt die bombastischen Banalitäten aus dem Alltag der Niederrheiner auf und bringt sie an die Oberfläche, er hat die Poesie des Alltags entdeckt. Weil er so gut zuhören und bestens beobachten kann. So bekommen sie denn alle ihr Fett ab: die fundamentalistischen Fußtruppen der Veganer und Vegetarier, die latent Laktose-Intoleranten und garantiert Gluten-Freien unter den Bio-Shoppern.

Er fragt sich: Dürfen Veganer eigentlich ein Sparschwein halten? Und er enttarnt die Aufschneider der Nation, die nervenden Wichtigtuer, spielt dabei mit der Sprache, hat Wortwitz und kennt Wortspielereien, die den Abend vergnüglich machen und das zweistündige Programm mit Zugaben kurzweilig erscheinen lassen

Zum Klimawandel und damit ansteigenden Meeresspiegel mahnt er: „Ist Holland nicht mehr, liegt der Niederrhein am Meer“. Die neue Klima-kontroverse Generation, die er „Greta-Nation“ nennt, ermahnt er: Demos allein reichen nicht, man muss seine eigenen Forderungen auch leben. Freitags „for future“ demonstrieren und samstags bei Papi im Garten Grillen geht eigentlich so gar nicht zusammen.

Verhasselt schlägt gerne die Brücke vom Gestern zum Heute und belegt die Absurditäten des ach so modernen Lebens mit schönen Beispielen, die das Publikum begeistert zustimmen lassen: „Ja, so isset!“ Überholtes Denken geißelt er so: „Manche Leute haben in ihrem Oberstübchen noch ganz schön alte Möbel stehen.“ Der charmante Botschafter vom Niederrhein hilft da gerne beim Ausräumen.