Konzert Gedenkstunde in der Kapelle St. Peter

Kempen.  · „Ohne Erinnerung hat die Zeit kein Gesicht“, unter dieses Motto des Lyrikers Hugo Ernst Käufer hat das Bernshteyn-Trio die drei Gedenkstunden während der Fastenzeit in der Kapelle St. Peter in Kempen gestellt.

In drei Veranstaltungen soll an die jüdischen Dichterinnen Rajzel Zychlinski, Ilse Weber und Mascha Kaléko erinnert werden, die in der Nazi-Zeit verfolgt und bedroht waren.

Rajzel Zychlinski, deren Biographie bei der ersten Veranstaltung in der Kapelle zusammen mit ihren Gedichten vorgestellt wurde, überlebte den Holocaust nur, weil sie aus Polen fliehen konnte; sie irrte danach aber durch die Welt, immer auf der Suche nach einem sicheren Leben und einem Stück Heimat. Diese Odyssee verglich Ute Bernstein auch mit der Situation der Flüchtlinge, die sich zurzeit an der türkisch-griechischen Grenze aufhalten und die zum Spielball der internationalen Politik geworden sind.

Eine Auswahl der Gedichte von Rajzel Zychlinski wurde jeweils zuerst auf Deutsch und dann auf Jiddisch vorgetragen. Einige ältere Zuhörer erkannten darin die Ausdrucksweise und Satzstellung wieder, die sie in Kindertagen von sogenannten Vertriebenen gehört hatten. Rajzels Vater versuchte mehrmals nach Amerika auszuwandern, die Mutter ging aus religiösen Gründen nicht mit. Der Vater konnte aber in Amerika keinen Fuß fassen, beim dritten Versuch starb er.

Die Textbeiträge wurden einfühlsam untermalt durch Klänge der Klezmer-Musik, interpretiert von Peter Hohlweger (Akkordeon), Achim Lüdecke (Gesang und Gitarre) und Ute Bernstein (Geige). Dabei betonte die meist melancholische Musik die Stimmung in den Gedichten; es gab jedoch auch heitere Stücke, die zu den doch hin und wieder glücklichen Zeiten der Dichterin passten. Auch die Wahl der Instrumente ließ in authentischem Klang die Musik aus der polnischen Heimat von Rajzel Zychlinski ertönen.

Die nächsten Gedenkstunden in der Kapelle St. Peter finden an den Sonntagen, 15. und 29. März, jeweils um 16.30 Uhr statt. Red

(RP)