Kempener Schullandschaft Gesamtschule: Lösung für die Oberstufe verspätet sich

Kempen · Die Modulbauten, die im Sommer 2020 nötig sind, werden nicht rechtzeitig fertig. Nun peilt die Stadt den Januar 2021 an. Schulleiter Uwe Hötter ist tief enttäuscht.

2014 ging die Gesamtschule im früheren Nebengebäude der Hauptschule an den Start. Nun wird dringend mehr Platz gebraucht.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Die schlechten Nachrichten zur Zukunft der Kempener Schullandschaft reißen nicht ab. Nachdem am Ende der vergangenen Woche bekannt wurde, dass die leerstehenden Gebäude der Martin-Schule mit Asbest belastet sind und eine Sanierung schwieriger werden könnte, geht es nun um die Interims-Lösung für die Gesamtschule. Eigentlich sollte die Oberstufe der 2014 eröffneten Schule im Sommer 2020 in einem vorübergehenden Modulbau an den Start gehen. Auf Anfrage bestätigte Schulleiter Uwe Hötter jedoch, dass die Stadt diesen Plan zum Sommer 2020 nicht umsetzen kann. Die Verwaltungsspitze habe Hötter am Freitag mitgeteilt, dass die Modul-Container nicht rechtzeitig aufgebaut werden können.

„Ganz ehrlich: Ich finde diese Entwicklung desaströs“, kommentierte Hötter am Montag das Vorgehen der Verwaltung. Eltern, Schüler und Lehrer der Gesamtschule hätten sich auf diese Interims-Lösung verlassen „beziehungswiese sich mit dieser angefreundet“. Laut Hötter war es ohnehin schon schwierig zu verarbeiten, dass die Stadt Kempen in Vorbereitung der Oberstufe keine bessere Lösung als die Interims-Container anbieten kann. Schließlich gebe es nach Ende von Haupt- und Realschule ausreichend räumliche Kapazitäten. Diese Umbauten zu planen, habe die Stadt in den vergangenen Jahren versäumt. „Die Nachricht, dass wir nach sechs Jahren eine Oberstufe haben werden, fällt ja nicht vom Himmel“, sagt der Schulleiter. Dennoch seien die Module eine funktionale Lösung, die nun wieder verschoben werde. Laut Hötter peilt die Stadt Kempen eine Realisierung des Modulbaus zum Jahresbeginn 2021 an.

Bürgermeister Volker Rübo bestätigte auf Anfrage der WZ die Probleme mit der Interims-Lösung. „Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass die Lösung bis Sommer 2020 wahrscheinlich nicht realisiert werden kann“, so Rübo. Daher treffe man nun Vorkehrungen, um Alternativen zu schaffen. Aus Sicht des Bürgermeisters müssen die weiterführenden Schulen „vorübergehend enger zusammenrücken“. Soll heißen, dass die vierzügige Oberstufe auf Räume in den Gymnasien LvD und Thomaeum verteilt wird. In diesem Zusammenhang hat Rübo am Montagnachmittag Gespräche mit den Schulleitern geführt. Daher wollte er gegenüber der WZ noch nicht ins Detail gehen.

Die Enttäuschung von Schulleiter Hötter kann Rübo nachvollziehen. „Der gesamte Planungsprozess ist seit 2017 nicht gut gelaufen“, räumte der Bürgermeister ein. Angefangen habe das Problem mit einem „zu großspurig angelegten“ Gutachten zur Gesamtsanierung des Schulcampus. Da sei Zeit verloren worden. Und nun habe die Stadt Kempen unter anderem das Problem, dass die externen Planungsbüros „völlig ausgelastet sind“.

Erst jetzt sei es gelungen, einen Planer für den Fertigbau zu finden. Dies sei nämlich „keineswegs ein kleines Projekt“, so Rübo. Es gehe um eine Brutto-Gesamtfläche von etwa 2400 Quadratmetern. Entstehen soll die Interims-Lösung auf dem Rettungssammelpunkt vom benachbarten Luise-von-Duesburg-Gymnasium neben dem Lehrerparkplatz an der Berliner Allee. „Der Auftrag soll nun vergeben werden“, sagt Rübo. Die Verwaltung will den Stadtrat in der Sitzung am 24. September um einen entsprechenden Beschluss bitten.

Die Module sind nicht nur entscheidend für die nächsten Jahre der Gesamtschule, sondern für alle weiterführenden Schulen. So haben Rat und Verwaltung beschlossen, dass die Modulbauten als Übergangsquartiere für Schulen dienen soll, in denen Räume wegen einer umfangreichen Sanierung nicht genutzt werden können. Bekanntlich arbeitet die Stadt derzeit mit externer Beratung daran, das rund 50 Millionen Euro schwere Sanierungsprojekt für die Gebäude der weiterführenden Schulen aufzustellen. Bestandteil dessen ist auch die Sanierung der Martin-Schule, die seit Bekanntwerden der Asbest-Belastung (die WZ berichtete exklusiv) weitere Fragen aufwirft.

Bei allem Ärger hat Schulleiter Hötter auch ein Lob für die Stadt übrig. „Mit Blick auf das Gesamtprojekt Schulcampus kann ich Fortschritte erkennen. Auch nach einem Anstoß des Bürgermeisters sind wir da auf einem guten Weg“, so Hötter. Die langfristigen Planungen helfen ihm aber akut nicht weiter. „Dass sich diese Interims-Lösung nun verzögert, ist allen Beteiligten schwer zu vermitteln.“ Schließlich komme die Schule auch bald wieder in die Phase der Anmeldungen. „Im Namen von Schülern, Eltern und Kollegium erwarte ich einfach mehr Unterstützung von der Stadt Kempen als Schulträger.“