Kempen: Corinna Rund berät Unternehmen und Privatpersonen als „Knigge Business Coach“ Die Höflichkeit als Geschäftsidee

Kempen. · Die Kempenerin Corinna Rund berät Unternehmen und Privatpersonen als „Knigge Business Coach“.

Corinna Rund lebt mit ihrer Familie in der Kempener Wohnsiedlung Kamperlings.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Corinna Rund hat schon an vielen Orten gewohnt und gearbeitet. Sie kennt die Pfalz und Hamburg, zuletzt war Schorndorf bei Stuttgart ihre Wahlheimat. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie am Niederrhein, woher sie auch stammt. Ihr Vater war als technischer Zeichner im Bergbau in Kamp-Lintfort tätig. Die 47-jährige Kempenerin ist Trainerin für Business-Etikette sowie „Knigge Business Coach“.

Der Name des Freiherrn aus dem 18. Jahrhundert ist bis heute Synonym für gute Umgangsformen. Vor diesem Hintergrund liegt die Frage auf der Hand, wo denn die Menschen ihrer Erfahrung nach am höflichsten sind: eher an der Waterkant, im Schwabenländle oder in und um Kempen? „Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten“, sagt sie mit der höflichen Diplomatie, die sie anderen Menschen ans Herz legen möchte. Natürlich könne man durchs Leben laufen und sagen: „Ich bin, wie ich bin, und alle haben das zu akzeptieren“. Richtig zufrieden wirkten Leute mit einer solchen Einstellung allerdings nicht, findet sie.

2018 gründete Corinna Rund
den Knigge-Startup

Schon lange befasst sich Rund mit diesem Thema, hat entsprechende Weiterbildungen absolviert und Lektüre verschlungen. Im Frühjahr 2018 entschied sie dann, es mit dieser Geschäftsidee zu versuchen. Auch wenn sie auch Privatpersonen coacht (bei sich zu Hause im Einfamilienhaus in Kamperlings), richtet sich ihr Knigge-Startup vor allem an Unternehmen aller Branchen. In diesem Kontext führt sie meist Inhouse-Schulungen durch oder mietet Räume im Kempener Technologie- und Gründerzentrum Niederrhein (TZN). Derzeit ist sie auf der Suche nach ähnlichen Einrichtungen in der Region, zum Beispiel Tagungshotels. Ihre Kernkompetenz besteht nach eigener Aussage aus der Vermittlung von Freundlichkeit und Höflichkeit, was wiederum zu einem glücklicheren Umgang untereinander beitragen soll. Dabei gehe es nicht etwa darum, sich zu verstellen, betont die 47-Jährige. „Aber sich in positiver Weise dem Gegenüber anzupassen, halte ich schon für sinnvoll.“ Rund nennt das „Achtsamkeit“.

Dazu zählt auch das jeweils passende Outfit. „Ein gepflegtes Äußeres ist immer angesagt“, sagt Corinna Rund, die selbst großen Wert auf ihre Erscheinung legt. Kleidung, Makeup, Sitzhaltung – alles ist perfekt und wirkt dennoch nicht aufgesetzt. „Wenn man zu einem bodenständigen Mittelständler geht, muss es nicht der italienische Designer-Anzug sein. Wenn ich einen Termin in einer Werkstatt habe, stöckele ich nicht auf hohen Hacken durch die Halle.“ Stehe aber ein Meeting mit einem Bankvorstand an, sollte man eher Stoffhosen als Jeans aus dem Schrank ziehen.

Das alles klingt nicht spektakulär neu, ist laut Corinna Rund aber alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Selbst die „Grundform des höflichen Miteinanders“, sei heutzutage nicht mehr Standard. Von Manieren, „die Steigerung dieser Grundform“, gar nicht zu reden. Die gelernte Bankkauffrau und zweifache Mutter hat nach eigener Aussage enorm von der Schule des Lebens profitiert. Schon ihre Eltern hätten großen Wert auf ordentliches Benehmen gelegt.

Im Rahmen ihrer Fortbildung an der Knigge-Akademie sei es dann ihr „gräflicher Ausbilder“ gewesen, den sie gerne zitiert: „Höflichkeit ist die Kunst, beim anderen ein Wohlgefühl zu erzeugen.“ Wichtig ist der Unternehmerin der Alltagsbezug ihres Tuns: Wie verhalte ich mich beim Geschäftsessen? Was tun mit nervösen Händen? Wie halte ich Blickkontakt, ohne dass es komisch wirkt? „Ich trainiere auf Wunsch gerne auch Klienten für Veranstaltungen wie den Wiener Opernball“, so Rund. „Das ist aber nicht die Regel.“