Kempen Grau, rosa oder EU-Karte — Storys rund um den „Lappen“
Redakteure der WZ erinnern sich an ihre Fahrprüfung und so manch lustige Begebenheit in ihrer Straßenkarriere.
Kempen. Kürzlich lief diese Meldung über den Nachrichten-Ticker: Der Gesetzgeber plant, das Umtauschdatum alter Führerscheine von 2033 auf 2024 vorzuziehen (die WZ berichtete). Innerhalb der Niederrhein-Redaktion der WZ führte diese Meldung zu hektischen Griffen in die Brieftaschen. Welchen Lappen hab’ ich eigentlich? Wann muss ich tauschen? Aus diesen Gesprächen ergab sich in der Redaktion folgende Idee: Die Kollegen erinnern sich an besondere Erlebnisse ihrer Straßenkarriere und an Fahrstunden und -prüfung zurück. Viel Spaß dabei!
„Vor zig Jahren musste ich meinen grauen Lappen gegen die rosafarbene Fahrerlaubnis eintauschen. Leicht ist mir das nicht gefallen“, sagt Kerstin Reemen. Während eines Einkaufs war ihr das Portemonnaie gestohlen worden. Alle Papiere weg. Also ab zum Amt.
Mit dem grauen Führerschein verbinden sich gute und weniger gute Erinnerungen an ihre Fahrschulzeit Mitte der 80er Jahre. „In der praktischen Prüfung lief es gut. Dann sollte ich rückwärts einparken. Das hatte ich schon befürchtet. Ich war sehr nervös, schließlich aber ganz zufrieden mit mir. Doch der damalige Prüfer hatte das anders gesehen. Er überreichte mir nach der Fahrt meinen Führerschein mit der Frage, ob ich wisse, was Vorfahrt für den fließenden Verkehr bedeute, und gab mir klar zu verstehen, dass ich nur mit Glück bestanden hatte. Freuen konnte ich mich erst lange nicht.“
Viel amüsanter ist da die Erinnerung an die zwölfte oder dreizehnte Fahrstunde. Kerstin Reemen: „Ich fuhr über die Freiheitsstraße in Viersen, als es anfing zu regnen. Immer stärker prasselten die Tropfen auf die Windschutzscheibe. Die Sicht wurde zusehends schlechter, obwohl ich meinen Kopf immer weiter über das Lenkrad vorstreckte. Ich habe heute noch die Worte meiner wunderbaren Fahrlehrerin im Ohr: „Du kannst auch die Scheibenwischer anschalten.“
„Ich hänge an dem grauen Lappen“, erzählt Werner Dohmen. Vielleicht ja auch deshalb, weil er ihn sich verdammt hart erkämpfen musste: Zweimal rasselte er in den 80er Jahren durch die Fahrprüfung.
„Mit dem Fahrlehrer habe ich mich überhaupt nicht verstanden. Der machte mich mit seiner ständigen Nörgelei nur nervös“, erinnert sich Dohmen. „In einer Fahrstunde bin ich mal rechts rangefahren und habe ihm gesagt, er soll endlich mal die Klappe halten.“
Keine guten Voraussetzungen für eine entspannte praktische Prüfung. Tatsächlich machte Dohmen dann vermeidbare Fehler — „so musste ich beim Abbiegen warten und habe damit einen Radweg blockiert“. Erst nachdem er darauf bestanden habe, einen anderen Fahrlehrer zu bekommen, habe es mit der Prüfung reibungslos geklappt. „Der Prüfer hat mich anschließend gefragt, warum ich eigentlich vorher zweimal durchgefallen bin.“
Seit dieser Zeit hat Werner Dohmen den grauen Führerschein in Ehren gehalten. Probleme damit gab es nie: „Sogar bei meinen Aufenthalten in den USA hat man ihn immer anstandslos akzeptiert.“ Was ja ganz bestimmt daran liege, „dass ich mich im Vergleich zu dem mehr als 30 Jahre alten Foto kaum verändert habe“.
15. Juni 1999 — an diesem Tag wurde der Führerschein von Tobias Klingen ausgestellt. Mit diesem Datum kann sich der 35-Jährige innerhalb der Redaktion sehen lassen. Als Jüngster im Bunde hat er vor 16 Jahren bereits die in den 90er Jahren eingeführte Karte der Europäischen Union ausgestellt bekommen.
„Am Tag meiner Prüfung war es unglaublich heiß“, erinnert sich Klingen an den Juni 1999. Mehr als 30 Grad Celsius habe das Thermometer angezeigt. Und der rote Opel Astra der Mülhausener Fahrschule Melchers hatte keine Klimaanlage. Dementsprechend war Klingens graues T-Shirt nach der gut einstündigen Prüfung durchgeschwitzt — und daher eher dunkelgrau. Die Prüfung selbst hat den damaligen Grefrather nicht ins Schwitzen gebracht: „Ich hatte einen netten Prüfer.“
7.7.77 — dieses Datum steht im grauen Lappen von Barbara Leesemann. Zwischen Abitur und Studium hat sie in Aachen die Fahrprüfung abgelegt. „Damals hatte ich einen Ferienjob beim Finanzamt“, erinnert sich Leesemann. Eine besondere Erinnerung an den Fahrunterricht hat sie nicht. Aber Lehrer Schnecke war ein netter Typ und da sie „auf Automatik“ lernen konnte, war auch die Prüfung ohne Probleme vorbei.
Des morgens sei sie noch mit dem Bus aus der Eifel in die Stadt gefahren, nachmittags ist sie dann in den orangefarbenen VW-Käfer L 1302 eingestiegen. Den sie Secondhand von ihrer Mutter bekommen hatte. Die saß dann auch bei der Jungfernfahrt neben ihr. Noch nervöser als der Neuling. „Weit vor jeder Ampel hat sie bereits ,Vorsicht, rot’ gerufen. Das hat total genervt“, sagt Leesemann. Eine Angewohnheit, die sie nie wirklich abgelegt habe. Der Käfer hat leider nicht bis zum Ende des Studiums durchgehalten. Barbara Leesemann: „Noch heute, wenn ich einen Käfer gleicher Farbe und meist auch gleicher Bauart sehe, muss ich lächeln.“
September 1975 — für die jüngeren Kollegen mutet das an wie ein Vorkriegsdatum. Dennoch ist es der Zeitpunkt, an dem Peter Korall seinen Führerschein machte. Klasse 4 und wurde nur theoretisch abgelegt. „Man durfte Moped mit großem Nummernschild fahren“, erinnert sich der WZ-Redakteur. Im Januar 1978 folgte die Prüfung für die Klasse 3 — Auto. „Ich stand an einer Kreuzung und musste links abbiegen. Es ging um die letzten 350 Meter der Prüfung.“ Korall musste auf den Gegenverkehr warten. Dort stand ein Pkw mit einer Frau am Steuer, die nach rechts abbiegen wollte. Klare Situation, keine Diskussion. Als die Frau aber den Blinker abstellte und immer noch keine Anstalten machte, zu fahren, zog Korall an — und durch. „Der Fahrlehrer neben mir holte tief Luft, aber der Prüfer hinten kommentierte nur knapp: „Ziemlich forsch, aber okay.“ Red