Neues Konzept für Gemeindefriedhof „Zu- und Abwanderung von Toten“ in Grefrath

Grefrath · Auf dem Gemeindefriedhof an der Schaphauser Straße werden immer weniger Grabflächen benötigt. Deshalb soll es ein neues Konzept geben, das die Aufgabe einzelner Teile des Geländes vorsieht.

Laut Gutachten sollen die rot-karierten bzw. rot-schraffierten Flächen des Friedhofs geschlossen werden. Das große schwarz-schraffierte Areal im östlichen Teil des Geländes könnte gesperrt werden. Oben in der Grafik ist die Wankumer Landstraße, unten die Schaphauser Straße.

Foto: Gemeinde Grefrath/PlanRat

„Man kann nur einmal begraben werden“, sagt Martin Venne von PlanRat, einem Büro für Landschaftsarchitektur und Städtebau aus Kassel, das auf Friedhöfe spezialisiert ist. Dieses war von der Verwaltung beauftragt worden, ein Konzept für den einzigen gemeindeeigenen Friedhof in Grefrath zu erarbeiten. Der Friedhof an der Schaphauser Straße liege in Konkurrenz zu den drei katholischen Friedhöfen, wie es Venne in seinen Ausführungen ausdrückte. Weshalb der Gemeinde daran gelegen sein sollte, dass ihr Friedhof attraktiv für die Einwohner aber auch andere Interessenten sein sollte.

Zunächst hatte PlanRat die Sterbezahlen untersucht, um den Flächenbedarf zu ermitteln. Von 2008 bis 2017 verstarben im Durchschnitt jährlich 195 Grefrather. Venne: „Das ist eine ganze Menge.“ Und allgemein rechne man mit einem Anstieg von 2020 bis 2052 von 14,6 Prozent. Danach sollen die Zahlen wieder sinken. Doch, so der Planer, die Sterbezahlen seien in Grefrath nicht gleich der Bestattungszahlen: „Es gibt eine Abwanderung von Toten.“ Aber auch eine Zuwanderung, was sich wiederum ausgleiche.

Deutliche Veränderungen gibt es laut PlanRat bei der Art der Bestattung: weg von Särgen hin zu Urnen. Venne rechnet bis 2030 mit einem Urnen-Anteil von 76 Prozent. Auch das müsse bei der Konzeption berücksichtigt werden. Daher werden „Friedhofsüberhangflächen“ entstehen, also Flächen, die nicht mehr gebraucht werden. Venne unterscheidet dabei drei Typen. Typ A: Flächen, die bereitgestellt, aber noch nie genutzt wurden; Typ B: Flächen, die nicht mehr genutzt werden; und Typ C: nicht mehr genutzte Flächen, die zwischen „aktiven“ Gräbern liegen. „Und die bereiten die größten Probleme“, sagt Venne.

Grefrath verfügt über alle drei Typen, wobei sich nur um B und C gekümmert werden müsse, da Typ A abgetrennt und vermarktet werden könne. Venne verwies in diesem Zusammenhang auf das geplante Neubaugebiet in Richtung Wankumer Landstraße. Dort könnte diese Fläche als Park eine Verbindung zum Ortskern herstellen. Typ B liegt in Grefrath vor allem in der Mitte des Friedhofs und eignet sich demnach gut für neue Bestattungsformen. PlanRat schlägt vor, den östlichen Bereich des Friedhofs, der eher spärlich belegt ist, zu sperren. Dafür brauche die Friedhofsverwaltung aber eine rechtliche Handhabe, um Interessenten auf andere Flächen zu verweisen. Mit der Regulierung könne man die Bestattungsfläche auf ein Gebiet beschränken. Was wiederum auch zur Erleichterung der Pflege führe.

Denn die kostet die Gemeinde Geld, weiß Venne. Mit der richtigen Gestaltung könne man die Grünpflege minimieren. Aber auch die Angehörigen haben immer öfter den Wunsch nach weniger Arbeit. Von 2013 bis 2017 habe die Nachfrage nach Grabarten, die nicht mehr zur Pflege verpflichten, deutlich zugenommen.

Daher empfiehlt das Büro unter anderem pflegeleichte Gräber mit Pflanzstreifen im hinteren Drittel oder Viertel der Grabfläche, in die Pflanzung werden individuelle Grabmale integriert oder vorgegebene Grabsteine zur Auswahl gestellt. Im vorderen Bereich liegt Rasen, der von der Gemeinde gepflegt wird. Mit einer Hecke zur Abgrenzung könnten Sarg- und Urnengräber möglicherweise nebeneinander liegen.

Venne empfiehlt aber auch andere Bestattungsarten, die ebenfalls wenig bis keine Pflege brauchen. Hier brachte er Waldfriedhöfe ins Spiel, wie es sie in Elmpt und Venlo gibt. Das sei eine Konkurrenz. „Aber muss es gleich ein Wald sein?“, fragt der Planer. Geschickt platzierte Gräber im Schatten von Bäumen, kleine Baumansammlungen oder -reihen erfüllten oft auch die Bedürfnisse der Interessenten. Denn im Gegensatz zum Wald gebe es am Friedhof Parkplätze, Toiletten und befestigte Wege.

Den Antrag für einen Bestattungswald in der Vorster Heide durch die Familie Monforts von Hobe sieht Venne als wenig sinnvoll für die Gemeinde an. Dadurch entginge ihr je nach Bestattungsart jährlich 9705 bis 16 160 Euro an Gebühren, die sie bei entsprechender Planung auf dem eigenen Friedhof selbst einstreichen könnte.

Dem Erinnerungsgarten, der auf der Wunschliste von Bestatter Andreas Camps steht, erteilte Venne ebenfalls eine Absage. „Mit den weiteren vorgesehenen Bestattungsangeboten würde das Unternehmen einen ‚Friedhof im Friedhof‘ realisieren und zudem eine monopolartige Stellung einnehmen“, heißt es im Gutachten.