Im September 2022 habt Ihr schon einmal in Grefrath gespielt.
Brings spielen in Grefrath „Wir sind einfach eine geile Band“
Interview | Grefrath · 2022 sorgte die Kölner Rockband Brings im Außenzelt des Grefrather Eisstadions für beste Stimmung.
Uli Rentzsch stellte die Fragen
Peter Brings: Ja, wir kommen jetzt wieder ins Eisstadion nach Grefrath. Ich kann mich erinnern, dass das damals ein schöner Abend war. Die Leute waren gut drauf. Wir hatten uns noch gesagt, schön wäre, wenn wir wieder kommen könnten.
Spürt man eigentlich schon ein wenig die Anspannung vor einem solchen Abend?
Brings: Ja, ich habe immer ein wenig Lampenfieber. Das gehört dazu. Ich bin immer angespannt, schließlich wollen wir mit der möglichst größten Aufmerksamkeit in solch einen Abend gehen. Wir haben ein festgelegtes Programm, aber wir können auch spontan Änderungen vornehmen. Wir haben ja eine ganze Menge Songs, die sich über die vielen Jahre angesammelt haben. Da können wir natürlich auch mal switchen.
Oft liest man im Zusammenhang mit Brings von einer Mundart-Rockband? Dabei singt Ihr doch offensichtlich so, wie Ihr auch sprecht.
Brings: Die Diskussion darüber gibt es schon länger. Es gibt ja immer noch Leute, die fragen, seid ihr nun eine Karnevalsband oder eine Rockband? Meine Antwort ist: Wir sind einfach eine geile Band. Wir spielen Genre-übergreifend, wir spielen Disco, zum Beispiel bei „Halleluja“, wir machen Rockmusik, wir machen Polka, wir greifen auf die Wurzeln der Volksmusik zurück, wir können Balladen wie „Liebe gewinnt“. Wenn jemand unsere Band kennenlernt und uns auf unseren Konzerten sieht, wird er schnell merken, wer wir sind. Aber an einem Karnevalsabend sind wir auch eine gute Karnevalsband, damit habe ich gar kein Problem.
Vor kurzem habt Ihr die Single „14. Juli“ herausgebracht. Es war Euch ein besonderes Anliegen, auf diese schreckliche Katastrophe und die allgemeine Vergesslichkeit hinzuweisen.
Brings: Wir haben oft in der Eifel gespielt, auch vor der „Superjeilezick“ (großer Hit von Brings, Anm. d. Red.), als wir wirklich harte Zeiten durchlebt haben. Damals haben wir in der Eifel viele Konzerte gespielt. Die Leute sind gekommen und haben uns als Band das Überleben gesichert. Diese Region liegt uns am Herzen. Außerdem ist die Eifel und das Ahrtal für uns auch sprachliche Heimat. Kölsch hört man in Köln immer weniger. Es wird noch von den Älteren gesprochen, und dazu nur in bestimmten Stadtteilen. Kölsch galt in Köln lange Zeit als Sprache der Arbeiter. Aber fahr in die Eifel, hinter Mechernich verstehen alle unsere Sprache.
Neben vielen anderen haben auch Grefrather vor allem an der Erft Hilfe geleistet. Darf Grefrath hoffen, das Lied zu hören?
Brings: Das ist unsere aktuelle Single. Und wir spielen die Single nicht nur in Regionen, wo es so heftig geregnet hat. Und seien wir ehrlich: Es kann jede Region jederzeit treffen. Ich finde es außerdem gut, wenn die Leute sehen, dass eine Rockband wie wir an diesem Teil unseres Zuhauses festhält. Man muss bedenken, dass manche Leute nicht mehr schlafen können, wenn es anfängt zu regnen.
Ebenso bewegend und ebenfalls mit dem Aufruf zum gemeinsamen, vielfältigen Leben ist der Song „Bunte Brücke“, den Ihr mit Eko Fresh und dem Männerchor Grüngürtelrosen aufgenommen habt. Was hat Euch inspiriert?
Brings: Ich kenne Eko schon sehr lange. Unsere Väter haben zusammen Musik gemacht. Er kam zu uns, da war der Song noch nicht ganz fertig. Wir haben uns über diese Metapher des Brückenbauens unterhalten. Was bunt in diesem Zusammenhang bedeutet, ist klar: Uns ist egal, was du bist, du kannst sein, was du willst. Und Brücken verbinden. Es gibt nicht das linke und das rechte Ufer. Wir gehören alle zusammen. Das macht dieser Song sehr deutlich. Wir erzählen in diesem Lied übrigens von unseren Großvätern. Ekos Großvater hat bei Ford malocht, mein Großvater fuhr Bus bei der Bundesbahn, er ist immer über diese Brücke, die Mülheimer Brücke, gefahren.
Wie muss man sich eigentlich den kreativen Prozess bei Euch in der Band vorstellen?
Brings: In den meisten Fällen sitze ich vor meinem Computer, um mich herum einige Instrumente, auch ein Klavier. Und dann schreibe ich Songs. Die nehme ich auf, um im Proberaum eine Diskussionsgrundlage zu haben. Dann sprechen wir miteinander, wir können unsere Ideen heutzutage außerdem schon im Voraus digital austauschen. Am Ende gehen wir ins Studio und erarbeiten den Song als Band insgesamt. Musik machen, das können wir gut, das ist unsere Kür. Ganz wichtig ist, das richtige Wort an der richtigen Stelle im Song zu finden. Und auch das richtige Thema zu finden. Sprache ist ungemein wichtig. Wenn dir die Leute zuhören und deine Sprache verstehen, dann kannst du die Leute erreichen.
Das richtige Thema, die richtigen Worte funktionieren immer, auch außerhalb der vier Jahreszeiten?
Brings: Absolut. Vielleicht denken viele, wir würden Karneval spielen, um reich zu werden. Relevant ist aber in erster Linie, dass wir ganz viele Menschen erreichen können. Das ist natürlich ein Multiplikator für unsere gesamte Musik. Wenn du eine Session gespielt hast, dann kennen die Leute deine Lieder.
Muskelkater gibt es obendrein auch noch.
Brings: Und du bist auch heiser, das stimmt.
„Romeo und Julia“, Euer Hit aus der vergangenen Session, ist eher ein Song für die Freud‘, aber auch Beweis dafür, dass Eure Songs weit über die eigentliche Session singbar sind.
Brings: Das Lied ist uns während der vergangenen Session immer mehr ans Herz gewachsen. Im Prinzip wird erzählt, dass sich Klaus und Uschi an Karneval treffen. Und eine Weile brauchen, bis das so ist. Aber es handelt auch von den Regeln im Karneval. Die gibt es, auch wenn es die Leute da draußen kaum glauben können. „E Bützje do, e Bützje he“, das ist okay. Da fängt es an, und genau da hört es auch wieder auf.
Ihr seid jetzt als Band schon über drei Jahrzehnte zusammen. Das ist doch wie Familie, oder?
Brings: Ganz sicher. Das ist mehr als mein halbes Leben. Diese Konstanz macht uns auch stark. Und auch das Gefühl, an das ich schon früher geglaubt habe. Rock ’n‘ Roll war und ist ein Lebensgefühl. Deswegen kann man in einer Band nicht einfach irgendjemand austauschen. Dann ist es nicht mehr dasselbe, das es einmal war. Und dann kann man es auch nicht mehr so nennen. Bei einigen Kapellen läuft das heute so, immer wieder andere Leute unter dem gleichen Bandnamen. Das hat aber wahrscheinlich eher wirtschaftliche Gründe.
Übrigens, wo bekommt man heute noch so schicke Hüte, ich meine solche, die Du trägst?
Brings: Wir haben in Köln am Friesenwall einen Hutmacher, eine richtige Manufaktur, in der die Hüte noch nach Maß gefertigt werden. Auch wenn der Preis ein wenig höher ist, er ist auf jeden Fall gerechtfertigt.