Hotelgewerbe: Steuer runter, Preise konstant
Zum Jahresbeginn wurde die Mehrwertsteuer für Übernachtungen von 19 auf sieben Prozent reduziert. Die Gäste spüren von der Vergünstigung nicht viel: In den meisten Hotels bleiben die Zimmerpreise stabil.
Kempen/Grefrath/Nettetal. Seit 1. Januar beträgt die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen statt 19 nur noch sieben Prozent. Doch wird die Entlastung der Hoteliers nun auch an die Gäste weitergegeben? Die WZ hat sich umgehört:
Wer in Kempen im Hotel Papillon übernachtet, kann sich freuen: "Wir haben unsere Preise zum 1.1.2010 gesenkt", sagt Auszubildende Ira Wandke. Das Einzelzimmer kostet nun statt 76 nur noch 73 Euro pro Nacht (minus 4 Prozent): Für das Doppelzimmer fallen nun statt 93 noch 82 Euro (minus 11,8 Prozent) an - inklusive Frühstück. "Wir haben überwiegend Stammkunden. Die wissen alle schon Bescheid und freuen sich auch", so Wandke.
Im Kaldenkirchener Hotel zur Post steigen die Preise zum neuen Jahr leicht an: "Wir wollten die Preise sowieso erhöhen, da kam uns die Mehrwertsteuer-Senkung sehr gelegen", sagt Manager Michael Markwardt. "So müssen wir nicht so drastisch erhöhen." Die Übernachtung im Einzelzimmer mit Frühstück steige lediglich von 45 auf 49 Euro an. "Damit sind wir preislich immer noch attraktiver als andere", so Markwardt.
Seit 1999 sind beim Hinsbecker Hotel Haus Josten die Preise konstant: "Damals kostete das Einzelzimmer mit Frühstück 140 Mark - seit der Umstellung auf den Euro sind wir bei 70 Euro geblieben", sagt Hotelbesitzer Hans Germes stolz. Zunächst spielte er mit dem Gedanken, erstmals zu erhöhen, doch da kam ihm die Senkung der Mehrwertsteuer sehr gelegen. "Also bleiben die Preise erstmal wie sie sind", sagt Germes.
Im PP-Hotel Grefrather Hof sieht man auch problematische Seiten an der Steuersenkung. "So sehr wir diesen Schritt auch begrüßen, ist er doch mit einem hohen Aufwand verbunden", spricht Henning Petersmann für das Familienunternehmen. So müssen etwa Software und Formulare aktualisiert werden. Da das Hotel einen Schwerpunkt auf Tagungen und Seminaren, nicht auf Übernachtungen hat, erwartet man im Grefrather Hof geringere Einsparungen als anderswo. Der Überschuss soll nicht zwangsläufig in günstigere Preise, sondern eher in die Verbesserung der angebotenen Leistungen oder die Modernisierung der Gebäude fließen.
Auch Campingplatzbesucher sollen laut Bundesregierung in den Genuss der niedrigeren Mehrwertsteuer kommen. Werner Holt, Besitzer des Grefrather Campingplatzes Waldfrieden, muss jedoch noch überlegen, ob sich etwas an den Preisen ändert: "Ich denke mal, dass die Preise konstant bleiben, schließlich steigen ja auch andere Kosten wie Strom und Wasser. Konkretes kann ich erst sagen, wenn ich die Jahresbilanz für 2009 kalkuliert habe", sagt Holt.
"Statt der zwei bis dreijährlich fälligen Preiserhöhung haben wir die Preise stabil gehalten", sagt Hans-Peter Friedrich vom Sporthotel Kempen. Die Preise sind seit Jahresbeginn aufgesplittet: Statt 69 Euro für ein Einzelzimmer mit Frühstück können Gäste nun für 64 Euro ein Zimmer ohne Frühstück buchen, für fünf Euro Aufschlag und damit insgesamt wieder 69 Euro können auch sie im Hotel frühstücken.
Die Steuer-Entlastung wird zum großen Teil an die Mitarbeiter weitergegeben: "Zum 1. Januar haben unsere Aushilfen und Festangestellten eine zehnprozentige Lohnerhöhung bekommen, alles andere fließt in notwendige Investitionen", sagt Friedrich. "Die Lohnerhöhung war längst fällig, aber wir konnten sie uns bisher nicht leisten." kp/sobe