„Ich gehe immer noch gerne in die Schule“
Helmi Röhrig, Leiterin der Sekundarschule, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Mit der WZ sprach sie über ihre Zeit in Grefrath.
Grefrath. „Ich gehe immer noch gerne in die Schule. Ich komme morgens mit einem Lächeln im Gesicht. Es war eine schöne Zeit und ich habe mich hier in Grefrath wohlgefühlt.“ Helmi Röhrig, die Leiterin der Sekundarschule, wurde am Mittwoch offiziell verabschiedet. Vorab hat sie im WZ-Gespräch auf ihre knapp zehnjährige Schulzeit in der Niersgemeinde zurückgeblickt.
2009 war die gebürtige Aldekerkenerin aus Mönchengladbach an die damalige Hauptschule gekommen. „Wohlwissend, dass diese Schulform in der Diskussion stand“, erinnert sich Röhrig. Um den Standort der Schule zu sichern, habe sie einen neuen Weg einschlagen müssen: Und der hieß Verbundschule. Lehrerkollegium und die Politik mussten von diesem Vorhaben überzeugt werden. Beim Kollegium sei es leichter gewesen, verrät die Pädagogin.
Dass die Verbundschule, die mit diesem Schuljahr ausläuft (die WZ berichtete), nicht von langer Dauer sein würde, war damals nicht abzusehen. Denn bereits zwei Jahre nach ihrer Einführung ging im September 2013 die Sekundarschule in Grefrath an den Start. Ebenfalls mit der Begründung, dass die Sekundarstufe I im Ort erhalten bleibt. Hatten die Lehrer bis dato Stundenpläne für Haupt- und Realschule zu erstellen, so kamen noch die einer Gesamtschule ohne Oberstufe dazu. Röhrig: „Das hat viel Arbeit und Zeit für uns alle gekostet.“ Doch diese Zeiten seien ja nun ab dem nächsten Schuljahr vorbei. Und auch die Anmeldezahlen hätten sich prima entwickelt — von 240 Schülern in der Anfangszeit zu mittlerweile 520. Anderseits platze die Schule aus allen Nähten, weshalb Röhrig fest die Daumen für ihr Kollegium drückt, dass der erhoffte Neubau kommt. „Das werde ich aber nicht mehr erleben“, sagt sie mit einem leichten Bedauern in der Stimme.
Wichtig sei ihr auch gewesen, den sozialen Zusammenhalt der Schule zu fördern, so die Schulleiterin. Als sie nach Grefrath gekommen sei, sei ein Sozialpädagoge an der Schule gewesen. Dieser habe ein Konzept dazu erarbeitet. Dieses werde nun immer wieder angepasst, aber alle fünften Klassen seien ins soziale Lernen eingebunden, dass solange weitergeführt werde, wie es die einzelne Klasse brauche.
Der Erfolg sei ein gutes Schulklima, ist Röhrig stolz. Unter Lehrern und Schülern herrsche ein gutes Klima. „Es gibt keine Schlägereien“, betont sie. Und auch Projekte wie die Stolpersteinverlegung seien ideal, um die Schüler einzubinden.
Mit Begeisterung spricht Röhrig über den neuen Schulserver, der das Leben der Lehrer erleichtern soll, und auch für die Gestaltung des Schulalltags förderlich ist. So hätten die Lehrer nun eigene E-Mail-Adressen und die Schüler könnten beispielsweise morgens nachschauen, ob es Vertretungsunterricht gibt.
Nicht vergessen kann Röhrig die in ihrer Amtszeit verstorbenen Schüler. Wobei der gewaltsame Tod von Mirco „der schlimmste Fall“ war. „Das haben wir alle noch in den Kleidern.“ Mircos Klassenkameraden sind der Schule mittlerweile entwachsen. „Aber in den Köpfen der Kollegen ist das Geschehen immer noch.“
Röhrig, die 1976 erstmalig eine eigene Klasse unterrichtet hat, sieht die Entwicklung der Lehrerrolle kritisch. Heute sei dieser nicht mehr nur Einzelkämpfer, sondern auch Teamplayer und Moderator. Das sei der Veränderung der Arbeitsweise im Klassenzimmer geschuldet, vom Frontalunterricht hin zum eigenständigen Erarbeiten von Themen durch die Schüler, bei denen der Lehrer nur eingreife, wenn es nötig ist.
Auch das Verhalten von Eltern und Schülern habe sich verändert. Letztere seien respektloser. Röhrig: „Das betrifft nicht alle, aber es werden immer mehr.“ Viele Kinder dächten, sie könnten alles sagen. „Der Anteil derer, die aus der Rolle fallen, ist heute größer“, hat Röhrig, die in zwei Wochen 66 Jahre alt wird, festgestellt.
Womit die Überleitung zu Udo Jürgens’ Lied „Mit 66 Jahren fängt das Leben an“ passt. Wie sieht das Leben nach der Schule aus? „Mein Mann und ich wollen viel reisen. Der Garten muss umgestaltet werden. Ich lese gerne und wir wollen uns auch noch fit halten“, sagt Röhrig.