Gegenseitige Inspiration als Triebfeder für die Kunst
Die Gruppe „artefact“ aus Willich besteht aus drei sehr unterschiedlichen Künstlern. Das macht für sie den Reiz der Zusammenarbeit aus.
Willich. „Die gegenseitige Inspiration ist die Triebfeder für unser gemeinsames Schaffen“, sagen Beate Feltes-Kelm, Susanne Osten und Jörg Schulze Roloff. 2010 gründeten sie die Künstlergruppe „artefact Willich“. Zu den Aktivitäten gehört die jährliche Ausstellung im Gründerzentrum im November, an der sich auch immer Gastkünstler beteiligen.
Susanne Osten, die Malerin, erinnert sich an die Anfänge: „Die Schmuckdesignerin Beate Feltes-Kelm und ich kannten uns bereits, als Jörg Schulze-Roloff nach Willich kam.“ Als das Trio zum ersten Mal in den Räumen von Schulze-Roloff an der Martin-Rieffert-Straße aufeinandertraf, stand sehr schnell fest, dass man in Verbindung bleiben würde.
Vielleicht hat genau das den Reiz ausgemacht: Jeder macht völlig unterschiedliche Sachen. Jörg Schulze-Roloff hat in Dortmund Design studiert, seit 2006 ist er freiberuflich aktiv. In seiner Wahl-Heimat Willich arbeitet er und hat ein kleines Ladenlokal. „Schon während des Studiums zeichnete sich ab, das Beton mein Lieblingsmaterial werden würde, schon allein die Haptik hat mir sehr gut gefallen.“ Mittlerweile kombiniert er Beton unter anderem mit Holz zu Stoff. Der „Tausendfüßler“ brachte ihm den Staatspreis 2013 der Handwerkskammer Nordrhein-Westfalen ein. „Das ist ein wichtiger Preis, über den ich mich sehr gefreut habe“, sagt der Designer.
Beate Feltes-Kelm aus Schiefbahn stammt aus einer Rheinberger Künstlerfamilie — der Vater war Steinmetz, die Mutter Keramikerin. „Bereits als Kind hatte ich den Wunsch, einmal Goldschmiedin zu werden“, erinnert sich die 60-Jährige. Sie ging den klassischen Weg: Goldschmiedelehre in Kleve, Gesellenabschluss in Kevelaer. Dann arbeitete sie zwei Jahre lang bei einem Juwelier in Krefeld. „Nur ausführende Kraft zu sein, war mir auf Dauer zu wenig“, sagt die Schmuckdesignerin, die beschloss, in Düsseldorf bei Professor Becker Schmuckdesign zu studieren.
Sie hört es gerne, wenn ihr von kompetenter Seite bestätigt wird, ihr Schmuck sei „künstlerisch wertvoll“. Sie arbeitet mit zum Teil eigens von ihr gefertigtem Werkzeug — kein Wunder, dass das Ergebnis kein 08/15-Schmuck ist. Typisch ist, dass viele ihrer Schmuckstücke bewegliche Elemente haben, an denen die Trägerin spielen kann. Gewebte Strukturen sind ebenso ihr „Markenzeichen“ wie besondere Oberflächen, die zum Beispiel an geknautschtes Alupapier erinnern.
Susanne Osten ist Ur-Willicherin, lebt aber seit kurzem in Viersen. Die Textildesignerin hat in der Malerei ihre Bestimmung gefunden. Dabei hat sie sich immer stärker von der gegenständlichen Malerei entfernt. Die Malerin ist sehr experimentierfreudig, zerstört Vorhandenes, baut darauf ein neues Bild auf — und kann auch loslassen. Dann landet ein Bild auch schon mal im Papierkorb.
Jörg Schulze-Roloff blickt zurück: „Bevor wir ,artefact Willich’ gründeten, gab es nur den Willicher Kunstverein, und da war Design nicht möglich. Außerdem wollten wir was Neues auf die Beine stellen.“ Die Bilanz sei gut: „Von Jahr zu Jahr kommen immer mehr Menschen in unsere Ausstellungen.“
Die drei „artefact“-Mitglieder beteiligen sich auch an anderen Ausstellungen. „Ich habe etwa sieben Ausstellungen im Jahr, davon zwei bei der Handwerkskammer Düsseldorf“, sagt Beate Feltes-Kelm. Man kann sich die leuchtenden Augen erfolgreicher Unternehmerinnen vorstellen, wenn sie den raffinierten Schmuck der Schiefbahnerin sehen.