Im Sporthotel geht eine Ära zu Ende

Hans-Peter Friedrich hat viele Jahre das Hotel geführt und den Tourismus im Kreis vorangebracht. Nun hört er auf.

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Kempen. Der Abschied hat bereits begonnen. Auf den Tischen sieht alles noch nach normalem Hotelbetrieb aus: Weiße Tischdecken, Kerzen, Tassen, Besteck — für das Frühstück ist alles vorbereitet. Aber kommt man ins Kempener Sport- und Tagungshotel am Schmeddersweg hinein, bemerkt man gleich Preisschilder an verschiedenen Möbelstücken, die erahnen lassen, dass hier Veränderungen anstehen. Hans-Peter Friedrich macht Schluss. Wie berichtet, hat der 66-Jährige den Pachtvertrag nicht mehr verlängert. Bis nächste Woche Freitag läuft der Hotelbetrieb noch — wie es dann in den Räumen des Hotels weitergeht, das 1970 von dem Kempener Unternehmer Karl Köhler erbaut wurde, ist noch nicht klar.

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1975 kam Friedrich, der Chemielaborant gelernt hatte, als DJ ins Sporthotel. Er übernahm die Disco und die Kegelbahn und Mitte der 80er Jahre schließlich das gesamte Hotel.

„Wir haben hier viele Feten gefeiert“, schaut Friedrich nostalgisch zurück. Die Kegelbahnen waren gut gebucht. In der Disco gab es neben Partys auch eine wöchentliche Talkrunde, zu der auch Promis wie Rudi Cerne oder Schauspieler Fritz Muliar, Kempens Alt-Propst Josef Reuter und viele andere auf dem Sofa Platz nahmen.

In den vergangenen Jahren war Friedrich nicht nur in seinem Hotel, sondern auch auf verschiedenen Ebenen aktiv, unter anderem bei der Dehoga oder beim Verkehrsverein des Kreises Viersen, wo er vieles für den Tourismus in der Region angestoßen hat. Für den Fahrradtourismus hat er sich eingesetzt, hat Räder vermietet und jüngst die Broschüre „Den Niederrhein erleben“ mit zehn Radtouren durch den Kreis Viersen mit dem Verkehrsverein verwirklicht.

Für seine Gäste organisierte er Wochenend-Arrangements. So konnte man sich von einem Nachtwächter durch die Altstadt führen lassen und dann ein Drei-Gang-Menü genießen. Vor einigen Jahren kaufte er einen „Rolls Royce“, um Hochzeitspaaren, die im Sporthotel feiern, etwas Besonderes bieten zu können. Immer wieder was Neues — „das hat Spaß gemacht“, so Friedrich. Familien feierten dort Taufen, Kommunionen, Hochzeiten oder kamen zum Beerdigungskaffee. Tennisspieler und Stammtische kehrten dort ein.

Der Hotelier hat das Sporthotel an vielen Stellen mit seiner persönlichen Note versehen. Dass Hans-Peter Friedrich passionierter Jäger ist, verrät so manche Trophäe. Der Biergarten, den er angelegt hatte, als er die Tennisplätze nicht mehr benötigte, ist eine „Reminiszenz“, an die bayerische Heimat seiner Frau Erna Bäter. Zeitungsausschnitte an den Wänden des Flures zeugen noch von den vielen Aktivitäten in der Vergangenheit.

Die Branche hat sich sehr verändert, berichtet Friedrich. Früher waren für zahlreiche Firmen Außendienstmitarbeiter unterwegs und benötigten Zimmer. Das ist weniger geworden. Von großen Messen profitiert man in Kempen auch nicht mehr. Die Disco hat er bereits vor zwei Jahren geschlossen. Auch das Rauchverbot hatte den Betrieb nicht gerade leichter gemacht.

Nun geht diese Ära zu Ende. Seine beiden Kinder haben einen großen Teil ihrer Kindheit dort verbracht, die Enkel kommen gerne zu Besuch. Da macht sich natürlich Wehmut breit. Friedrich hat aber auch für den „Ruhestand“ schon Idee. Unter anderem Urlaub machen mit seiner Frau — „das ging bisher nicht, es musste ja immer einer da sein“. Und die Enkel freuen sich auf mehr Zeit mit Opa.

Das Gebäude muss komplett leer übergeben werden. Was sich in den Jahren alles so angesammelt hat — Friedrich ist selbst überrascht davon. Daher steht nun ein Abverkauf an. Vom besagten Rolls Royce über Fernseher, Teppiche und Lampen bis hin zu Geschirr und Gläsern kann man dort am nächsten Wochenende Schnäppchen machen.