Interview mit Markus Ottersbach: „Es fehlt eine ausreichende Zustimmung“

Einzelhandels-Geschäftsführer zu den Auswirkungen des Fachmarktzentrums.

Grefrath. Ist das auf dem Mäurers-Areal an der Umstraße geplante Fachmarktzentrum Fluch oder Segen für den Einzelhandel im Ortskern? Diese Frage wird seit Wochen kontrovers diskutiert. Über die Auswirkungen des Projekts hat die Westdeutsche Zeitung mit Markus Ottersbach (Foto), dem Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbands Krefeld-Kempen-Viersen, gesprochen.

Westdeutsche Zeitung: Herr Ottersbach, wie schätzen Sie die Folgen für den Ortskern ein, wenn ein Fachmarktzentrum gebaut wird?

Markus Ottersbach: Auf dem Areal des Fachmarktzentrums sind 8000 bis 10 000 Kunden pro Woche zu erwarten — aber keine positiven Auswirkungen auf den Ortskern. Erfahrungen zeigen, dass Konsumenten die unmittelbare Erreichbarkeit der Einkaufsstätten mit dem Auto wichtig ist. Die rund 350 Meter zwischen Fachmarktzentrum und Ortskern wird erfahrungsgemäß keiner zu Fuß gehen. Sprich: Eine Frequenzsteigerung im Ortskern ist nicht zu erwarten. Für ein Fachmarktzentrum spricht, dass Grefrath im Vergleich zu anderen Orten im Umland wettbewerbsfähig bleibt. Aber es wird dadurch nicht zu einem boomenden Einkaufs-Mekka.

WZ: Wie schätzen Sie die Lage ein, wenn kein Fachmarktzentrum gebaut wird?

Ottersbach: Es steht zu befürchten, dass durch Entwicklungen in Nachbargemeinden Kaufkraft abfließt, was den Bestand des Grefrather Einzelhandels ebenfalls gefährdet. Es ist aber auch möglich, dass der derzeitige Einzelhandel den Bedarf der Grefrather Kunden deckt. Aber egal ob Fachmarktzentrum oder nicht: Wenn man den Einzelhandel stärken will, sollte man auf jeden Fall den Grefrather Ortskern für den Autoverkehr besser erschließen.

WZ: Der Rat der Gemeinde möchte die Sortimente im Fachmarktzentrum beschränken, um den Einzelhandel im Ortskern zu schützen. Ist das möglich?

Ottersbach: Grundsätzlich ja. Nicht möglich ist allerdings eine ausreichende Reglementierung der Randsortimente, die sich negativ auf das Geschäft der derzeitigen Händler auswirken können. Insbesondere geht eine Bedrohung zum Beispiel von Non-food Saison- und Aktionsartikeln aus, die üblicherweise von Discountern angeboten werden.

WZ: Wie sieht Ihr Resümee aus?

Ottersbach: Ein Fachmarktzentrum zieht Kaufkraft an — aber nur dort. Es wird jedoch Teile des Handels im Ortskern wirtschaftlich schwächen oder bedrohen. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Verbindung von Fachmarkzentrum und Ortskern ist nach meiner Einschätzung gering.

WZ: Das heißt . . .

Ottersbach: Ich bin für die Beibehaltung der jetzigen Situation, so lange die Auswirkungen des Fachmarktzentrums und dessen Verträglichkeit nicht ausreichend geklärt sind. Es hätte gravierende Folgen für die Grefrather Handelsstruktur und würde bestehende Einzelhändler in ihrer Existenz gefährden. Und nicht zu vergessen: Es fehlt eine ausreichende Zustimmung in Handel, Öffentlichkeit und Politik.