Kaczynski-Kritik: „Freuen uns auf die Polen“
Die Vereine, die mit dem Nachbarland in Kontakt stehen, sind entsetzt über die Äußerungen des Ministerpräsidenten.
<strong>Kempen/Nettetal. Mit Unverständnis blicken die Kempener und Nettetaler Vertreter deutsch-polnischer Partner-Organisationen ins Nachbarland. Die Forderung von Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, man müsse die Bevölkerungsverluste aus dem Zweiten Weltkrieg in die Polnischen EU-Stimmen mit einrechnen, stößt auch hier auf Kritik. Die freundschaftlichen Beziehungen zu Polen seien jedoch nicht gefährdet, so der Tenor bei den hiesigen Vereinen. "Der bodenlose Unsinn, der dort verzapft wurde, hat sicher nichts mit der Meinung der Bevölkerung zu tun", meint Josef Lamozik, Geschäftsführer des Kempener Vereins "Most" (polnisch für Brücke). "Kaczynski bedient hier eine kleine Gruppe von Ewiggestrigen, die leider im Moment das Sagen haben, aber höchstens für ihre eigene Generation sprechen können. Ich habe mit Bekannten in Polen telefoniert, die sich nur an den Kopf gepackt haben angesichts der Muskelspiele auf EU-Ebene."
"Wo sich die Menschen gut verstehen, können Querschüsse aus der Politik nichts ändern."
Roger Dick, Nette-Agentur
Forderung: Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski forderte in einem Interview, dass Polen ähnlich viele Stimmen im Europäischen Rat haben soll wie Deutschland.
Begründung: Angesichts der rund 6,5 Millionen Menschen, die der Nazi-Besatzung zum Opfer fielen, hätte Polen ohne den Zweiten Weltkrieg heute 66 statt 38 Millionen Einwohner und demnach auch entsprechend mehr Stimmen verdient, so Kaczynski.
Reaktionen: Diplomaten und Regierungschefs anderer EU-Staaten kritisieren Polens Vorgehen als beispiellos und absurd.