Kaldenkirchen: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
Das Kirchenportal von St.Clemens lässt sich nur von innen öffnen.
Kaldenkirchen. Hinter Schloss und Riegel steht der Herr über den großen Schlüssel. Schiebt die schweren Riegel beiseite, schließt auf und schiebt von innen die beiden über drei Meter hohen Flügeltüren auf. Feierlich wirkt es, wenn Benedikt Schnitzler das Kirchenportal von St. Clemens öffnet.
In festlichem Rot das massive Holz, wie viele aneinander gereihte Kreuze das Muster mit kleinen Verzierungen, gehalten von über 400 schweren Eisennägeln, deren schwarze Köpfe in der Wintersonne glänzen. "Die Tür öffnen wir nur an Hochfesten und bei besonderen Anlässen", sagt Pfarrer Schnitzler.
Die Schlüsselgewalt hat nur er: "Der Schlüssel wird jeweils vom scheidenden Pastor an seinen Nachfolger übergeben", erklärt Schnitzler. Er hat den Schlüssel 2005 von Klaus Dors übernommen. Der ehemalige Pfarrer von St.Clemens schwärmt heute noch: "Das ist wohl die Originaltür des Kirchturms aus dem 15. Jahrhundert."
Als die Tür vor Jahren restauriert wurde, kritisierten so manche Kaldenkirchener den neuen Anstrich als zu modern. "Dabei hat die Tür wieder den original Farbton aus dem Spätmittelalter, ochsenblutrot nämlich", schmunzelt Dors. Für ihn hat die Kirchtür auch Symbolwert: "Sie lässt sich nur von innen öffnen, das passt zu Weihnachten, denn der Herr, der zu uns auf die Erde gekommen ist, lädt uns selbst in seine Kirche ein."
So hofft auch Pfarrer Schnitzler, zur Christmette feierlich mit vielen Messdienern durch die Tür ziehen zu können: "Aber wenn’s draußen zu kalt ist, dann lassen wir die große Tür lieber zu, sonst frieren die Leute in der Kirche." Dabei wäre es passend, wenn alle beim Öffnen des Portals sängen: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit".