Premiere für „Ladyknaller“ bei der Bretterbühne Tönisberg Tönisberger Bretterbühne tritt wieder auf
Kempen · Mit dem Stück „Ladyknaller“ feierte die Tönisberger Bretterbühne am Donnerstagabend Premiere.
(evs) „Die Oldies sind völlig durchgeknallt“, befindet Hanni Dimpel (Isabell Thelen). Ihre Oma Maria (Adelheid van Hall) hat sich in einen rosa Glitzerfummel geworfen. Gemeinsam mit ihren Freundinnen Mathilde (Ursula Haffmanns) und Luise (Margret Rögels) lässt sie es noch einmal so richtig krachen. Ergebnis: Auf dem Boden kriecht ein angetrunkener älterer Herr (Frank Heesen als Eduard Haflinger) herum und rückt den Damen auf die Pelle.
Pastor Hippes (Tobias Klug) ist der Ohnmacht nahe. Und in dem ganzen Chaos entspinnen sich zarte Bande zwischen den Protagonisten. So interessiert sich Marias Sohn, der etwas geizige Steuerberater Klaus-Hermann (Torsten Bednorz), auf einmal nur noch für seine Berufskollegin Justine Haflinger (Petra Goak). Und Mathilde zerrt ihren Nachbarn Willi Wildmoser (Friedhelm Wegert) im heftigen Liebesrausch auf das gelbe Sofa. Das Publikum ist begeistert. Entspanntes, unbeschwertes Vergnügen ist angesagt. Der Ton ist deftig. Hier nimmt keiner ein Blatt vor den Mund.
Endlich wieder öffnet die Tönisberger Bretterbühne den samtroten Vorhang im Tönisberger Pfarrheim. Das Laienspielensemble bringt nach vier Jahren pandemie-bedingter Pause das Stück „Ladyknaller“ nach einem Schwank von Beate Irmisch auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Gruppe genießt Kultstatus. Alle acht Vorstellungen sind ausverkauft. Dabei geht es um drei Witwen, die außer ihrem wöchentlichen Kaffeeklatsch mit Donauwelle und reichlich Likörchen ein recht tristes Alltagsleben fristen. Da kommt die Idee auf, eine Rentneragentur zu gründen: Sie wünschen, wir planen – so lautet das Motto der neuen Servicestelle für Freizeitplanung. Anzeigen in Zeitungen werden geschaltet – und plötzlich steht das Telefon nicht mehr still. Das Leben nimmt Fahrt auf.
Seit 1982 gibt es die Bretterbühne Tönisberg, die auch Mitglied im Amateurtheaterverband NRW ist. Den 40. Geburtstag im vergangenen Jahr musste man leider ausfallen lassen. Doch das Ensemble hat die Zwangspause quicklebendig überstanden. Rund 20 Personen zwischen 20 und 60 Jahren gehören zum gesamten Team, das einstmals aus der Katholischen Landjugendbewegung hervorgegangen ist. Langjähriger Spielleiter war Franz Josef Sieben. Nach seinem plötzlichen Tod im Jahr 2006 übernahm Marion Leinders, die weiterhin für die Maske verantwortlich ist. In diesem Jahr studierte erstmals ein Profi, der Schauspieler und Regisseur Sven Post, das Stück mit dem Ensemble ein. Im Herbst begannen die Proben, in der letzten Woche vor der Premiere wird jeden Tag geackert.
Auf der Bühne singen derweil die drei Damen: „Wir sind alle über 60, die nächsten 40 Jahre liegen noch vor uns.“ Das Publikum bestätigt diese Lebenslust mit reichlich Applaus.