Bilanz der Freiwilligen Feuerwehr Kempen 2022 Retten, löschen, bergen – Wehr viel gefordert
Kempen · 385 Mal wurde die Kempener Wehr im vergangenen Jahr alarmiert – immer häufiger, um Türen aufzubrechen.
(biro) Die Freiwillige Feuerwehr Kempen blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2022 zurück. Und die Aufgaben werden nicht weniger. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung der Gesamtwehr am Freitagabend im Forum St. Hubert deutlich, als Wehrführer Franz-Heiner Jansen und Kreisbrandmeister Rainer Höckels von den Herausforderungen der vergangenen Monate, aber auch der Zukunft sprachen. Die gute Nachricht vorweg: Die Feuerwehr ist stark. Zwar sank die Zahl der Mitglieder in der Freiwilligen Feuerwehr im vergangenen Jahr um 20 im Vergleich zum Vorjahr, doch das sei kein Grund zur Sorge, wie der stellvertretende Wehrführer Thomas Hormanns in seinem Bericht betonte, denn bereits in diesem Jahr habe es weitere Zugänge gegeben.
Zum 31. Dezember zählte die Gesamtwehr 388 Personen – mit 71 Wehrleuten im Löschzug Kempen, 49 im Löschzug St. Hubert, 38 im Löschzug Tönisberg, 52 im Löschzug Schmalbroich und 16 in der Löschgruppe Unterweiden. In den Löschzügen Kempen, St. Hubert und Schmalbroich sind auch Frauen vertreten, der zwölfköpfigen Unterstützungsabteilung gehören elf Frauen an, im 19 Musiker starken Trommlercorps Tönisberg sind sieben Frauen. Auch der Feuerwehr-Nachwuchs ist gesichert: Der Kinderfeuerwehr gehörten zum Jahresende 39 Kinder an (darunter elf Mädchen), in der Jugendfeuerwehr waren 51 Jugendliche (darunter acht Mädchen), um den Nachwuchs kümmern sich Ausbilderinnen und Ausbilder. Hormanns‘ Fazit am Freitag: „Der weibliche Anteil liegt bei 45 Frauen, was einem Prozentsatz von 11,5 entspricht und damit weiterhin zeigt, dass Frauen in der Feuerwehr Kempen willkommen sind.“
Bei 97 Einsätzen wurde
mehr als eine Einheit gerufen
Die Aufgaben der Wehrleute sind vielfältig. Retten, löschen, bergen, schützen – das summierte sich im vergangenen Jahr. 385 Mal wurde die Feuerwehr in Kempen alarmiert, das waren acht Alarmierungen mehr als im Vorjahr. Bei 97 Einsätzen wurde mehr als eine Einheit gerufen, am häufigsten eilte dabei die Löschgruppe Unterweiden hinzu, die bei 40 Einsätzen den jeweils zuständigen Löschzug unterstützte. Unter den 385 Alarmierungen waren 62 Brandeinsätze, 243 Hilfeleistungen und 80 Fehlalarme. Zu den größeren Einsätzen zählten beispielsweise der Brand eines Mehrfamilienhauses an der Kerkener Straße Ende Mai, bei dem auch Hausbewohner noch von der Wehr aus dem brennenden Haus gerettet werden mussten, ein Fahrzeugbrand an der A 40, mehrere Pkw-Brände im Stadtgebiet, aber auch der schwere Unfall kurz vor Tönisberg im Oktober, bei dem der Fahrer und seine beiden kleinen Kinder starben. Dort war die Kempener Wehr ebenso im Einsatz wie im September, als am Kempener Bahnhof ein Baum umkippte und auf ein Taxi fiel – der Fahrer kam mit dem Schrecken davon. Immer häufiger muss die Feuerwehr auch ausrücken, um Türen aufzubrechen: 56 Mal hieß es für die Feuerwehr im vergangenen Jahr „hilflose Person hinter verschlossener Tür“, jeder siebte Einsatz läuft inzwischen unter diesem Stichwort. Im Vorjahr war es noch jeder zehnte Einsatz – „eine Zunahme, über die man nachdenken muss“, wie Hormanns am Freitag sagte.
Weitere Maßnahmen in der Gefahrenabwehr soll es geben
Viel Lob gab es bei der Jahreshauptversammlung für alle Wehrleute, aber auch für ihre Familien. Denn die werden oft genug mit aus dem Schlaf gerissen, wenn der Piepser geht und die Wehr zum Einsatz gerufen wird. Hinzu kommen Aus- und Fortbildungen. Die seien wichtig, wie Wehrführer Jansen betonte, „das ist unsere Versicherung“, doch es werde viel verlangt, und es werde nicht weniger. Jansen dankte auch den Mitarbeitern der Stadtverwaltung sowie der Politik, die Gelder und Ressourcen für die Freiwillige Feuerwehr bereitstellten: „Sie entscheiden über die Ausstattung und damit über die Sicherheit der Bürger. Das machen Sie gut“, so Jansen, „machen Sie weiter so.“ Dem Dank Jansens an die Familien der Wehrleute schloss sich Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) an. Und er dankte den Wehrleuten, die „das ganze Jahr, Tag und Nacht, bereit stehen und ihr Leben riskieren.“ Kreisbrandmeister Höckels dankte auch den Arbeitgebern der Wehrleute. Denn so mancher Alarm geht tagsüber ein, Wehrleute lassen die Arbeit liegen und eilen zum Gerätehaus.
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, die Energieversorgung und vermehrte Angriffe auf die IT-Sicherheit berichtete Höckels, dies alles werde zu weiteren Maßnahmen in der Gefahrenabwehr führen müssen. So werde beispielsweise die Trinkwassernotversorgung die Kommunen noch beschäftigen. Das Konzept für die Einrichtung von „Leuchttürmen“ als Anlaufstellen im Notfall sei da, Ende April soll es dazu Übungen geben, auch die Abdeckung durch Satellitentelefone müsse geprüft werden. Kommunen, Feuerwehren, Organisationen wie THW oder DRK können aber nicht alles allein stemmen. Auch die Bürger müssten Erste Hilfe leisten, sich bevorraten. „Wir nicht ohne euch“, das sei das Motto, so Höckels. Die Älteren, so Höckels, wüssten noch, wie sinnvoll Vorratshaltung sei. Künftig wolle man auch andere Altersgruppen verstärkt einbinden.