Kempen: CDU-Bundestagsabgeordnete besuchen Kinderheim Hilfe für Kinder in Kempens Mitte

Kempen · Die CDU-Abgeordneten Michaela Noll und Uwe Schummer besuchten die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Annenhof. Die Leitung des Hauses bekam eine Menge Lob und gab den Politikern ein paar Sorgen mit.

Peter Fischer, Michaela Noll, Herbert Knops und Uwe Schummer (v.l.) bekamen fürs Foto Unterstützung von Kindern aus dem Annenhof.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Dass es mitten in der Innenstadt ein Kinderheim gibt, fand Michaela Noll dann doch besonders. Die CDU-Abgeordnete aus dem Kreis Mettmann und frühere Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestages stattete dem Annenhof an der Oelstraße einen Besuch ab und war tief beeindruckt. „Das ist eine tolle Einrichtung. Und ich finde es klasse, dass das Haus so ins städtische Leben integriert ist“, sagte Noll. An ihrer Seite der Abgeordnete des Kreises Viersen, Uwe Schummer, der den Besuch in Kempen eingefädelt hatte. „Michaela Noll und ich sind 2002 gemeinsam in den Bundestag eingezogen. Immer wieder besuchen wir gemeinsam wichtige Einrichtungen in unseren Wahlkreisen. So können wir Probleme aus der Praxis mitnehmen, um sie womöglich in Berlin lösen zu können“, sagte Schummer.

Knops lobt transparente
Reform des Jugendhilfegesetzes

Herbert Knops, pädagogischer Leiter der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung, hatte dann auch in der Tat das eine oder andere Thema. Zu Beginn des Termins hatte der Kempener gleich ein Lob für die Politik. „Ich begrüße außerordentlich, dass die anstehende Reform des SGB VIII nun transparent läuft“, so Knops. Denn in der vergangenen Legislaturperiode habe die Politik versucht, das Kinder- und Jugendhilfegesetz „hinter verschlossenen Türen“ zu reformieren. Das sei kein guter Weg gewesen. „Und er war ja auch nicht erfolgreich. Die Reform ist gescheitert. Nun lassen wir Experten aus der Praxis zu Wort kommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in dieser Legislaturperiode erfolgreicher sind“, ergänzte Noll, die Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Rechtsausschuss ist.

Unterstützung brauchen die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen nach Ansicht von Herbert Knops vor allem an der Schwelle zur Volljährigkeit. Wenn die Jugendlichen 18 werden, entstünde sofort eine finanzielle Versorgungslücke. „Die Maßnahmen, die die Jugendlichen dann weiterhin benötigen, sind nicht mehr durch den Gesetzgeber finanziell abgesichert“, so Knops. Sobald ein Junge oder Mädchen 18 wird, beginne für die Betroffenen und auch für die betreuenden Einrichtungen ein „harter Gang durch die behördlichen Instanzen“. Knops: „Das muss vereinfacht werden. Schließlich hört unsere Arbeit nicht auf, nur weil ein Jugendlicher 18 Jahre alt wird.“

Mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit-Richtlinie benötigt

Ebenso problematisch sehen die Verantwortlichen im Annenhof die sogenannte Arbeitszeit-Richtlinie. Die katholische Einrichtung werde von mehr als 80 Mitarbeitern in verschiedenen Schichtdiensten getragen. „Da müssen wir bei den Arbeitszeiten einfach eine große Flexibilität an den Tag legen können“, so Geschäftsführer Peter Fischer. Die behördliche Dokumentation im Bereich Personal nehme einfach viel zu viel Zeit in Anspruch, sagen Knops und Fischer unisono. Die CDU-Politiker Noll und Schummer sahen das genauso und versprachen das Thema mit nach Berlin zu nehmen.

Ebenso die Frage danach, ob Kinderrechte ihren Platz im Grundgesetz finden sollen. „Aus meiner Sicht ist das unfassbar, dass die Kinderrechte dort noch nicht verankert sind“, befand Herbert Knops. Noll entgegnete, dass die Verankerung Bestandteil des Koalitionsvertrags von CDU und SPD ist. Insofern werde man das auch vorantreiben und „endlich umsetzen“.

Das Stammhaus des St. Annenhofs ist an der Oelstraße in der Kempener Altstadt, wo es drei reguläre Kinderheimgruppen und dazu weitere spezielle Angebote gibt, wie ein differenziertes Betreuungsangebot für Jugendliche und junge Erwachsene im benachbarten Nievenheim’schen Haus sowie eine Außenwohngruppe an der Franziskanerstraße. Insgesamt werden derzeit 86 Kinder und Jugendliche betreut. Ab Herbst 2020 sollen weitere 18 Plätze zur Verfügung stehen. Wie berichtet, baut der St. Annenhof derzeit ein neues Haus am Oedter Pfad – im Bereich des früheren Jugendheims „Kom’ma“. Auch dieses wird also zentral in Altstadt-Nähe liegen.

„Dass Sie hier Kinder- und Jugendarbeit im Herzen der Stadt machen, ist der richtige Weg“, befand Michaela Noll, die ein offenes Haus erlebt habe. „Das ist mittendrin in der Gesellschaft. Das ist eine große Chance für Kinder und Jugendliche, deren Eltern ihnen nicht die besten Voraussetzungen für den Lebensweg geben konnten und können.“