Behörden Corona-Absagen bereiten Handel und Vereinen Sorgen

Kempen · Die Stadt berät zurzeit über Kritieren für die Absage von Events. Mit Schulen und Kitas ist man im Austausch.

Auch auf der Homepage des Werberings wird über die Absage des Frühlingsfestes informiert.

Foto: WZ/Werbering

Fällt aus! Abgesagt! Verschoben! Im Postfach der WZ-Redaktion gehen die Absagen von Veranstaltungen mit Blick auf die zunehmende Ausbreitung des Coronavirus in diesen Tagen reihenweise ein.

Für die Stadt Kempen war die Absage von Frühlingsfest und Halbfastenmarkt eindeutig. Der Erlass von Landesebene, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern grundsätzlich ausfallen zu lassen, sei eine klare Ansage gewesen. „Bei den Veranstaltungen unter 1000 Teilnehmern sind wir nun in der Verpflichtung Kriterien zu finden“, erläuterte Bürgermeister Volker Rübo in einem Pressegespräch am Mittwoch. Man wolle nun mit den anderen Kommunen im Kreis Viersen ein einheitliches Vorgehen abstimmen. „Wir wollen uns bei kleineren Veranstaltungen nicht gegenseitig ausspielen“, betonte Rübo.

Nach und nach werden nun für alle Veranstaltungen vier Wochen im Voraus Einzelfall- entscheidungen getroffen. Den Zeitraum von vier Wochen habe man gewählt, um damit die Inkubationszeit des Virus, die Zeit des Testverfahrens, die Quarantäne und noch einen Puffer abdecken zu können, erläutert Ordnungsamtsleiter Michael Steckel.

Völlig neue Situation für die Verantwortlichen der Stadt

So eine Situation habe die Stadt noch nicht gehabt. Daher sei man nun dabei, Kriterien festzulegen und Strukturen zu entwickeln, um im Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Dazu zählt zum Beispiel, dass man sich mit den Trägern der Kindergärten und den Schulleitungen austausche.

Die Amtsleiter seien im Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) eingebunden, der sich regelmäßig austauscht. Das nehme Zeit in Anspruch und binde die Rathausmitarbeiter sehr, so Rübo. Besonders beim Ordnungsamt müssten zurzeit andere Themen warten.

Die Stadt ist sich bewusst, dass damit die Unsicherheit für Veranstalter bleibt, ob sie ihre Events weiter planen oder absagen, um höhere Kosten zu vermeiden. Man gehe mit Augenmaß an die Entscheidungen heran und sei sich der Auswirkungen bewusst, versichert Dezernent Michael Klee, der in seinen letzten Tagen in Kempen noch Leiter des Stabs geworden ist. Schulprojekte oder Ausflüge, die ausfallen müssten, ließen sich oftmals nicht so einfach nachholen. Das bedenke man.

Auf dem Prüfstand steht auch das Altstadtfest am ersten Mai-Wochenende. Für den Werbering, der bereits die Absage des Frühlingsfestes verkraften muss, wäre das ein Schlag. „Zurzeit hoffen wir, dass das Maifest stattfinden kann“, so Geschäftsführer Rainer Hamm im Gespräch mit der WZ. Gerne würde man dann die Modenschauen des Frühlingsfestes nachholen.

Einen großen Schaden habe der Werbering selbst durch die Absage des Frühlingsfestes nicht, einzelne Händler schon. So hätten sich die Modegeschäfte für das Event mit zusätzlicher Ware versorgt. „Wenn nun das Maifest auch noch ausfallen sollte, würde das einen enormen Umsatzausfall für einige Geschäfte bedeuten“, so Hamm. Das könnte durchaus existenzgefährdend sein.

Nachholtermine sind
nicht vorgesehen

Auch Christoph Dellmans, bei der Stadt für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, wirbt dafür in enger Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel zu bleiben.

Hart trifft der Ausfall von Events die Veranstalter, die mit Umsatzeinbußen zu kämpfen haben. Die Stadt Kempen sieht Land und Bund bei finanziellen Hilfen in der Pflicht. Ordnungsamtsleiter Steckel machte deutlich, dass Ersatztermine für ausgefallene Veranstaltungen nicht vorgesehen sind. Das werde in diesem Jahr nicht möglich sein, so Steckel.

Ein Fragezeichen steht auch hinter dem U9-Cup, das internationale Jugendturnier der Kempener Fußballvereine. Man sei im engen Austausch mit dem städtischen Stab und auch dem externen Partner, der das Turnier organisiert, so Michael Beenen, 2. Vorsitzender des SV Thomasstadt. Man sei nun auf die Meinung der Experten angewiesen. Falls es zur Absage kommen sollte, werde man sich dem fügen, so Beenen. „Auch wenn das hart für uns wäre.“ Trotzdem schaut man erst mal zuversichtlich nach vorn.

Noch habe man keine Entscheidung getroffen, wie es mit dem Altstadtlauf Anfang Juni aussieht, so Detlev Schürmann, Vorsitzender der veranstaltenden Vereinigten Turnerschaft (VT). Bei Kosten von rund 25 000 Euro habe man ein finanzielles Risiko. Da müsse man Rücksprache mit dem Hauptsponsor halten. Die Firma Griesson-de Beukelaer ist Namensgeber und Hauptförderer. In der kommenden Woche habe man ein Gespräch und werde dann entscheiden, so Schürmann. Im Moment sei alles offen.