Coronavirus: St. Töniser Kinderarzt befürchtet Praxisschließungen Kinderärzte stellen sich gegen Quarantäne-Strategie

St. Tönis/Kreis Viersen · Coronavirus: Auch der St. Töniser Kinderarzt Edwin Ackermann fürchtet flächendeckende Praxisschließungen.

Kinder zeigen in der Regel nur leichte Symptome wenn sie das Coronavirus haben.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

„Wir behandeln täglich zig Kinder mit Husten und Fieber. Wir fragen die Eltern, ob eventuell ein Kontakt mit einer infizierten Person bestanden haben könnte“, so Ackermann. Die meisten würden mit der Schulter zucken, weil sie es nicht wüssten. Dazu kämen bei einigen der Eltern sprachliche Barrieren. Ackermann: „Sie verstehen dann nicht, was wir von ihnen wollen.“ Ein Kind sei bisher in der Praxis behandelt worden, bei dem der Verdacht auf das Coronavirus bestanden hätte. „Was aber nicht der Fall war. Doch wir haben das Kind in voller Schutzmontur behandelt“, berichtet Ackermann.

Er und seine Kollegen im Verband hoffen nun auf eine Änderung der Containment-Strategie, also eine „Änderung der bisherigen Richtlinien zum Umgang mit Kontaktpersonen in den Arztpraxen. Sollten mehrere Praxen gleichermaßen betroffen sein, würde flächendeckend die Versorgung der Kinder ausfallen. Wir fordern deshalb eine Änderung der bisherigen Richtlinien zum Umgang mit Kontaktpersonen in den Arztpraxen. Verantwortungsvoll durchgeführte und dem jeweiligen Risiko angepasste Schutzmaßnahmen in den Praxen ohne sofortige Quarantäne sind notwendig zum Erhalt der medizinischen Basisversorgung.“

Im Alleingang ist dies nach Ackermanns Aussage nicht möglich. „Sollte sich später herausstellen, dass wir ein infiziertes Kind behandelt und dadurch andere infiziert haben, beziehungsweise wir werden dessen beschuldigt, dann hängen wir am Fliegenfänger.“ Als Einzelfälle, bei denen die RKI-Empfehlung umgangen wurden, nennt Ackermann die Frühchenstation der Aachener Uniklinik. Nachdem dort eine Pflegekraft positiv auf das Coronavirus getestet wurde, wurden nicht alle Kontakte der Person in Quarantäne geschickt. Mit der Begründung, sonst könne der Betrieb nicht aufrechterhalten werden. Und auch der Virologe der Berliner Charité, Christian Droste, hätte angekündigt, dass die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts nicht mehr eins zu eins umgesetzt würden. Eine Praxisschließung hat es nach Angaben von Ackermann bisher nur in Erkelenz (Kreis Heinsberg) gegeben.