Ernstfall Einsatzkräfte proben in Kempen die Katastrophe - Das müssen Anwohner wissen

Kempen · Noch im Oktober wird in Kempen der absolute Ernstfall geprobt. Deutlich mehr als 100 Einsatzkräfte werden beteiligt sein - Anwohner müssen mit Einschränkungen rechnen.

Die Nordwestbahn stellt für die Übung einen Zug zur Verfügung.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es wird wohl die größte Übung, die Kempen je gesehen hat. Am Samstag, 13. Oktober, von zirka 12 bis 17 Uhr, simulieren insgesamt rund 160 Teilnehmer einen sogenannten Großschadensfall nach dem Zusammenstoß eines Zuges mit einem Pkw. Daran beteiligt sind Notärzte des Hospitals zum Heiligen Geist und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Kempen und Vertreter der Stadt (als Beobachter). Hinzu kommen Notfallseelsorger und Vertreter der Bundespolizei sowie die Notfallmanager von Nordwestbahn (NWB) und Deutsche Bahn. Der Zug wird von der NWB zur Verfügung gestellt. Zentrale Anlaufstelle für die Teilnehmer ist eine Art „Zeltstadt“ am Randes des Geschehens, in der die „Erstversorgung“ durchgeführt wird.

Über die genaue Schadenslage verrät Einsatzleiter Thomas Hormanns, der auch stellvertretender Wehrführer in Kempen ist, nicht viel und bittet dafür um Verständnis. Denn Teil der Übung ist es auch, dass die Einsatzkräfte vorher die genaue Schadenslage nicht kennen, so wie auch im Ernstfall. Klar ist, dass Verletzte versorgt werden müssen. Und ein Brand muss gelöscht werden. Leif Krug, Leitender Notarzt Krankenhaus, verrät, dass sechs Notärzte des Hospitals und drei weitere des DRK dabei sein werden. „Das DRK stellt auch einen sogenannten Patiententransportzug mit zirka 40 Personen und zwölf Fahrzeugen“, sagt Krug.

Mit dem simulierten Zusammenstoß von Zug und Pkw können auch Situationen nachgestellt werden, wie sie bei anderen Unfällen vorkommen. Hormanns erklärt das Besondere an der Situation. „Wir haben hier zusätzlich die Möglichkeit zu üben, wie man nach einem Unfall in einen Zug hineinkommt.“ Deshalb sei das Ganze für die Beteiligten auch eine Art Fortbildung.

Das Szenario stellt sich so dar: Ein separates, für die Übung stillgelegtes Gleis am Hooghe Weg ist der „Unfallort“. Der Hooghe Weg wird für die Übung von 12 bis 17 Uhr zwischen Bahnübergang und Am Selder gesperrt. Während dieser Zeit kann der Hooghe Weg nicht über die Kleinbahnstraße erreicht werden. Die Anwohner werden in den nächsten Tagen angeschrieben und darüber informiert, welche konkreten Einschränkungen sich für sie ergeben. Der Einsatz soll um exakt 13.48 Uhr beginnen und zirka drei Stunden dauern. Wer sich den Großeinsatz ansehen möchte, hat dazu kaum Gelegenheit. „Alles wird an diesem Tag weiträumig abgesperrt und deshalb sieht man nicht viel“, sagt Kempens Stadtsprecher Christoph Dellmans.

Zurück zur Übung. Zum einen geht es natürlich darum, die routinemäßige Vorgehensweise einzustudieren. „Ein wichtiges Übungsziel ist aber auch die gute Kommunikation aller Beteiligten“, sagt Hormanns. An oberster Stelle steht dabei das Notfallmanagement. „Der Notarzt, der als erster eintrifft, stellt die taktischen Weichen und stimmt sich dann mit dem Leitenden Notarzt ab“, sagt Krug.

Die Vorbereitungen für die Großübung haben schon vor rund zwei Jahren begonnen. Neben Gesprächen mit Vertretern der Nordwestbahn gehörte dazu vor allem, das Übungsszenario vorzubereiten. „Zuletzt haben wir uns einmal pro Woche getroffen“, sagt Hormanns. Zum Vorbereitungsteam gehörten zirka 15 Personen.

Der Bahnverkehr zwischen Kleve und Düsseldorf wird durch das Übungsgeschehen nicht gestört. Und natürlich ist auch der normale Rettungsdienst gewährleistet. „Die Freiwillige Feuerwehr Kempen wird von den Kollegen des Löschzuges Wachtendonk vertreten“, sagt Hormanns. Und der Rettungsdienst der Stadt Kempen ist an dem Übungseinsatz gar nicht erst beteiligt.