Schützenwesen in Kempen Großer Zapfenstreich in der Altstadt

Kempen/Vorst · Der Bezirksverband vom Bund Deutscher Bruderschaften feiert sein 90-Jähriges.

Uli Loyen (2.v.l.) ist bei allen Schützenveranstaltungen in der Region präsent – hier beim Bezirksschützenfest in Voesch.

Foto: Prümen, Norbert (nop)

Am Sonntag, 7. Oktober, wird in der Kempener Innenstadt nach einer Festmesse in St. Mariae Geburt der Große Zapfenstreich gespielt. Diese Zeremonie  gilt keinem Schützenkönig oder einer einzelnen Bruderschaft, sondern gleich einem ganzen Verbund. Der Bezirksverband Kempen vom Bund Deutscher Schützenbruderschaften feiert sein 90-jähriges Bestehen. Die Messe beginnt um 19 Uhr. Der Zapfenstreich auf dem Kirchplatz folgt gegen 20 Uhr.

    Chef der angeschlossenen 14 Bruderschaften ist der Vorster Uli Loyen, der seit 2015 neben seinen Kunden in der Volksbank Kempen-Grefrath (dort arbeitet der 55-Jährige) die derzeit rund 1600 Schützen betreut, darunter sind etwa 160 Frauen. Uli Loyen, der schon als Zwölfjähriger das kleine Füllhorn bei den Bürger-Junggesellen in Vorst trug, war schon immer mit Leib und Seele ein Schütze, führte zunächst die Junggesellen als Brudermeister an, ehe er heiratete und in die St. Sebastianus Bruderschaft Vorst wechseln musste. Dort war er 20 Jahre lang Brudermeister.

Was er sich bis zum Hundertjährigen im Jahr 2028 wünscht:  „Dass es bis danach weiterhin genügend Nachwuchs gibt und dass verstärkt auch junge Leute bereit sind, sich aktiv in den Bruderschaften einzubringen.“ Loyen schmunzelt und sagt über die Vorstandsarbeit: „Wir werden nicht gewählt, weil wir so gut sind, sondern meist weil kein anderer den Posten will.“ Ein großes Highlight seiner bisherigen Amtszeit war, als der Bund Deutscher Schützenbruderschaften mit großem Gefolge und einigen Kapellen 2008 eine Rom-Wallfahrt unternahm und der Vorster mit dem Goldenen Kreuz in den Petersdom voran ging: „Das war Gänsehaut pur.“

    Beim Pressegespräch ist ferner die Geschäftsführerin des Bezirksverbandes dabei, die Oedterin Petra Volgmann. Die 34-jährige Altenpflegerin, die im Alexianer in Tönisvorst arbeitet, hatte von ihrem Vater, Karl-Heinz Ruzek, die Begeisterung für das Schützenwesen mitbekommen. Sie kommt von der St. Heinrich und St. Vitus Bruderschaft Mülhausen, war sogar 2014 die erste Schützenkönigin. Etwa ein Jahr später gelang ihr sogar beim Bezirkskönigsschießen der Volltreffer. Vor wenigen Wochen war sie unter den rund 30 000 Schützen, die zum Europakönigsschießen im niederländischen Leudal reisten: „Das war schon der Hammer, es war ein wunderschönes und überaus friedliches Fest.“

   Zu den Anfängen des Schützenbundes: Die Gründung ging 1928 von der St. Marien-St. Michaelis Bruderschaft Kempen aus, die es heute nicht mehr gibt, die aber bis 1973 immer den Bezirks-Bundesmeister stellte. Der erste hieß Josef Dicks. Am 7. Oktober 1928 trat St. Michaelis der Erzbruderschaft vom Heiligen Sebastianus und dem Verband der Schützenbruderschaften von Rheinland und Westfalen und dann vom Bund bei. Damals war es erst der Kreisverband Kempen.

    In einem alten Protokoll der Gründungsversammlung heißt es auszugsweise: „Die angeschlossenen Bruderschaften sollen ihre geistige Wehrhaftigkeit einsetzen in dem Kampf für die Verteidigung des katholischen Glaubens, für die Überwindung der Trennung von Religion und Leben (...), für die Erhaltung und Erneuerung der Pfarrgemeinschaften.“ Dem damaligen Kreisverband gehörten in den Anfängen etwa 200 Schützen an.

   Heutzutage versucht der Bezirksverband unter anderem, die Jugend für den Schießsport und für das Schützenwesen zu begeistern. So hat man beispielsweise kürzlich ein gefahrloses Laser-Gewehr angeschafft, das die Bruderschaften ausleihen und das unter Anleitung schon Kinder in jungen Jahren nutzen können. Hier wünscht sich Uli Loyen noch mehr Aktivitäten, so mehr Info-Stände bei Dorf-  und Stadtteilfesten oder die Durchführung spezieller Tage für die Jugend. Anfänge seien gemacht. Loyen:  „Auch Schnupperkurse wären ganz gut, ohne gleich einen Beitrag zu verlangen.“

Bundesköniginnen-Tag
2028 in Kempen?

Mit dem Blick nach  vorn hofft Loyen weiter, dass sich neben der Bereitschaft, Vorstandsämter in den Bruderschaften zu übernehmen, auch mehr Schützen als bisher für das Amt des Schützenkönigs interessieren. Von den 14 Bruderschaften sind derzeit vier ohne einen König. Der Bezirks-Bundesmeister dazu: „Meist sind es nicht die finanziellen Gründe, sondern ist es die Vielzahl der Verpflichtungen, die das ganze Jahr über auf das Königspaar zukommen.“  Was Schützenchef Loyen für das Hundertjährige im Jahr 2028 noch erreichen will: den Bundesköniginnen-Tag in Kempen ausrichten. So wie es bereits im Jahr 2020 die Grefrather St. Antonius Bruderschaft machen wird.