Religion Kempen: Entspannte Premiere des muslimischen Gebetsrufs an der Verbindungsstraße

Kempen · Die Türkisch-Islamische Gemeinde in Kempen startete am Freitag ihre Aktion des öffentlichen Gebetsrufs.

Halit Gediktas, Vorsitzender der Kempener Gemeinde, misst die Lautstärke, während Imam Hasan Türkmen den Gebetsruf vorträgt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es war das Kempener Aufreger-Thema der Woche – zumindest im Bereich der Verbindungsstraße und der angrenzenden Straßen. Die Türkisch-Islamische Gemeinde, Verbindungsstraße 21, wollte ihren Gebetsruf öffentlich über Mikrofon und Lautsprecher ertönen lassen – als Zeichen der Solidarität und des Zusammenhaltes in der Corona-Krise. Am Freitagmittag nun gab es tatsächlich die Premiere des Gebetsrufes. Wer vor Ort war, dürfte zur Erkenntnis gekommen sein, dass die Aufregung der Anwohner aus akustischer Sicht viel Lärm um Nichts – oder zumindest um nicht viel – gewesen ist.

Um 13.45 Uhr trat Imam Hasan Türkmen vor die Eingangstür des Hauses, in dem die Gebetsräume der Gemeinde sind. Ins Mikro sprach und sang er den Gebetsruf. Die Lautsprecher und auch die übrigen Gläubigen befanden sich im Haus. Der Ruf des Imam war zwar hörbar, jedoch keinesfalls zu laut. Die Autos, die um diese Zeit über die Straße fuhren, waren jedenfalls deutlich lauter. Und auch ein Anwohner, der sich berufen fühlte, an seinem Fenster mit einem Löffel auf einen Kochtopf zu schlagen, war mindestens so deutlich wahrzunehmen wie Imam Türkmen.

„In der Corona-Krise können wir nur eingeschränkt unsere Gottesdienste feiern. Daher wollen wir mit dieser Aktion etwas Besonderes schaffen“, so Halit Gediktas; Vorsitzender Gemeinde. Seitens der Stadt Kempen habe man dafür grünes Licht bekommen. Die Anwohner habe er per Flyer informiert, „damit alle wissen, dass was kommt“. Gediktas betonte am Freitag gegenüber der WZ, dass man nun die Reaktionen aus dem Umfeld abwarten wolle, bevor man entscheidet, regelmäßig zum Gebet zu rufen. Dazu war der Vorsitzender am Freitagmittag auch mit einem Dezibel-Messgerät draußen unterwegs. Maximal 70 Dezibel hätte er während des gut zweiminütigen Rufes gemessen.

Sollte die Aktion fortgesetzt werden, würde der Ruf immer freitags um 13.45 Uhr ertönen. „Der Freitag ist für uns ein heiliger Tag“, so Gediktas. Im Anschluss an den Ruf folgt dann das Freitagsgebet in der Moschee. In dieser hatte der Vorstand am Freitag dafür gesorgt, dass alle Corona-Abstandsregeln eingehalten werden. Genauso wie in der katholischen oder evangelischen Gemeinde müssen auch die Muslime darauf achten, nicht zu viele Gläubige zu empfangen. Ebenso gilt eine Mundschutz-Pflicht und es stehen Desinfektionsmittelspender in den Räumen. Rund 20 der insgesamt 80 Mitglieder hatten sich am Freitag an der Verbindungsstraße versammelt.