Altweibertreiben auf dem Viehmarkt Kempsche Jecke starten ausgelassen in die tollen Tage
Kempen · Auf dem Kempener Viehmarkt feierten Hunderte Jecken am Altweiberdonnerstag eine fröhliche Karnevalsparty.
Mit dem Umzug vom Buttermarkt auf den Viehmarkt haben die Karnevalisten in Kempen keine Besucher verloren, im Gegenteil: Weit bevor die Türen zum Festzelt geöffnet wurden, bildeten verkleidete Jecken eine lange Schlange, die bis weit in die Engerstraße hineinreichte. Auch der anhaltende Regen, erst Niesel, dann mehr, konnte die gute Laune nicht trüben: Gut beschirmt oder mit Regenponcho ausstaffiert harrten die Gäste aus. Ebenso wacker schlugen sich die Karnevalisten, die sich schon morgens um 6 Uhr in St. Hubert getroffen hatten und mit Musikbegleitung zum Kolpinghaus gezogen waren. Dort gab’s erst mal ein Frühstück, bevor schließlich um 11.11 Uhr im Festzelt der ganze Trubel begann.
Eingeladen hatte der Kempener Karnevals-Verein (KKV) unter dem Motto „Alle Macht den Möhnen“. 13 Frauen waren es immerhin, die den Vormittag mit der Jagd auf Schlipse verbrachten. Gut 30, schätzte Obermöhn Birgit Heidrich, sonst im Rathaus im Bereich Personalwesen tätig, habe sie an diesem Morgen erbeutet. Aus dem Rathaus schleppten die Möhnen schließlich um 12.30 Uhr Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) untergehakt zum Viehmarkt, um ihm nach dem gemeinsamen Einzug mit Prinz und Prinzengarde den Rathausschlüssel offiziell abzuluchsen. Dellmans ließ sich nicht lange bitten und gab die Macht im Rathaus ohne zu Zögern ab.
Große Reden hätte er ohnehin nicht schwingen können: Nach den jüngsten Karnevalsaktivitäten war der erste Bürger der Stadt kaum noch bei Stimme. Die Obermöhn übernahm Schlüssel und Mikrofon und appellierte, Astrid Lindgren zitierend, ans Publikum: „Lasst euch nicht unterkriegen! Seid frech und wild und wunderbar!“ Dafür gab’s einen Orden des Prinzen, der von den Narren im inzwischen komplett gefüllten Zelt ein dreifach kräftiges „Rot und Blau – Kempen Helau“ forderte, und dann stürzten sich Prinz Thomas I. (Härtel), seine Töchter Paulin und Lucie als Prinzenmariechen, die Prinzengarde und die Möhnen, der Bürgermeister und die Beigeordneten Bennet Gielen, Jörg Geulmann und Torsten Schröder wieder ins Getümmel. Hunderte Besucher drängten sich im Laufe des Tages wechselnd im Zelt, 1400 passten insgesamt hinein. Eine gute Zahl im Vergleich zum alten, nur 900 Gäste fassenden Zelt, das sonst immer auf dem Buttermarkt stand. Doch das hatte der Zeltverleiher verkauft, der KKV musste ein anderes nehmen, deshalb das größere, deshalb der Viehmarkt.
Noch 132 Stunden
als Karnevalsprinz
Für Prinz Thomas I. sind es die letzten Tage seiner Regentschaft. 132 Stunden lägen noch vor ihm, das habe die Prinzengarde mitgeteilt, die den Countdown führe, berichtete Seine Tollität im Gespräch. Er genieße jetzt noch jede Stunde, versuche, gute Stimmung zu verbreiten. Zwischendurch stärkt sich der Prinz wie alle Narren mit Pommes und Currywurst, „und weil man ja als Prinz ein Vorbild ist, trinke ich mehr Wasser und weniger Bier. Aber man kann auch ohne Alkohol Spaß haben.“
Sein persönliches Highlight in seiner Zeit als Prinz? „Die Vorstellung auf dem Buttermarkt. Als ich mit der Drehleiter hochgefahren wurde, das hat es noch nie gegeben“, schwärmte der Prinz. Doch auch alle Karnevalsveranstaltungen in Kempen habe er sehr genossen. Einige folgen noch, bis der Hoppeditz beerdigt wird: Am Freitag besucht der Prinz mit Gefolge die Grundschulen in Kempen und St. Hubert, am Dienstag Kindergärten. Am Samstag wird mit der KG Narrenzunft gefeiert, wenn es im Kolpinghaus heißt: „Kempsche Jecke fiere“. Am Sonntag ist Frühschoppen auf dem Viehmarkt, am Montag Kinderkarneval. Am Aschermittwoch wird Fisch gegessen, dann ist alles vorbei, „dann baue ich mir zu Hause eine Vitrine, da kommt eine Puppe mit meinem Prinzenoutfit rein“, so Härtel, „als Erinnerung an eine tolle Zeit.“
Für die Zukunft haben die Karnevalisten in Kempen bereits vorgesorgt. Es sei nicht immer leicht, einen Prinzen zu finden, bekundete KKV-Vorsitzender Gottfried Willmen, doch die nächste Session sei gesichert: „Es wird am 11.11. einen Prinz Karneval in Kempen geben.“