Gesundheitsamt Kempen: Großer Ansturm auf Corona-Tests
Kempen · Für den ersten Einsatztag des mobilen Zentrums hatte der Kreis Viersen 200 Anmeldungen. Um das Arnoldhaus bildeten sich lange Schlangen von Autos. Am Ende wurden mehr als 400 Menschen getestet.
Wer Gewissheit haben will, muss viel Zeit mitbringen. Am ersten Einsatztag des mobilen Corona-Testzentrums des Kreises Viersen war der Ansturm riesig. „Wir haben – Stand jetzt – rund 200 Anmeldungen“, sagte Katharina Esser, Gesundheitsdezernentin des Kreises Viersen, am Dienstag gegen 13 Uhr in Kempen. Dass es durchaus noch mehr Patienten gewesen sein dürften, die sich am Dienstag testen lassen wollten, wurde beim Blick auf die Autoschlange rund um das Arnoldhaus deutlich. Gegen 14 Uhr wollten rund 100 Fahrzeuge auf den Parkplatz der Firma Engels an der Schorndorfer Straße, wo der Kreis sein mobiles Zentrum aufgebaut hatte. Zusätzlich gab es zu diesem Zeitpunkt eine Schlange von rund 30 Fußgängern.
An dieser Stelle ist ein Einschub notwendig. Der Kreis Viersen hatte am Montag gegen 18 Uhr mitgeteilt, dass das Zentrum auf einem Parkplatz am Self-Markt aufgebaut werden sollte. Um 21.11 Uhr folgte die Korrektur: Der Parkplatz hinter dem Arnoldhaus wurde als Standort mitgeteilt. In der aktuellen Lage konnte die WZ diese Information nicht mehr in der gedruckten Ausgabe von Dienstag unterbringen. „Aufgrund von Kommunikationsproblemen innerhalb der Stadt Kempen“ sei es zu dieser Änderung gekommen, hieß es in der Mitteilung des Kreises. Darüber waren mehrere Akteure der Stadt Kempen verwundert – offiziell wollte die Verwaltung der Thomasstadt aber nichts zum Thema sagen.
Zurück zum Wesentlichen: „In erster Linie haben wir uns zu dieser Lösung entschlossen, um die örtlichen Praxen zu entlasten“, so Dezernentin Esser. Bürger des Kreises Viersen können sich ab sofort am mobilen Container testen lassen. Dafür brauchen sie eine Überweisung des Hausarztes. Zudem müssen die Praxen die Patienten beim Gesundheitsamt für den Test anmelden. Es gehe darum, dass die Praxen von möglichen Corona-Fällen und dem damit verbundenen Aufwand befreit werden, so Esser.
Am Dienstag in Kempen testete Allgemeinmediziner Dr. Arndt Berson und seine Kollegin Margot Kops aus der Gemeinschaftspraxis im Arnoldhaus. Den Startschuss zur Aktion gab es auch deshalb in der Nähe von Bersons Praxis, weil dieser Sprecher der niedergelassenen Ärzte in der Region ist und als solcher in die Planungen des Krisentabs auf Kreisebene eingebunden ist. Berson testete am Dienstag die Autofahrer in einer „Drive-In-Methodik“. Die Autofahrer mussten also nicht aussteigen. Zum Teil saßen auch mehrere Patienten in einem Auto. Auf der anderen Seite des mobilen Zentrums testete Margot Kops die Fußgänger.
Beim Test handelt es sich um einen Abstrich im Mundraum. Die Proben werden mit einem Wattestäbchen genommen und dann verpackt und isoliert gesammelt. „Nach jeder Test-Aktion werden die Proben ans Labor geschickt“, erklärt Esser. 24 Stunden später sollen die Ergebnisse vorliegen. Diese wiederum gehen an die Hausärzte. Positive Tests werden dann ans Gesundheitsamt weitergeleitet. Darauf folgt der derzeit übliche Ablauf: Klärung der Kontaktpersonen, 14 Tage Quarantäne etc..
Umgesetzt haben die Verantwortlichen des Kreises Viersen das Projekt gemeinsam mit der Willicher Speditionsfirma Bermes, die den Container zur Verfügung gestellt und sich an der Umrüstung beteiligt hat. Dezernentin Esser lobte das Engagement des Unternehmers. „Letzte Woche Dienstag wurde der Container gekauft, dann musste darin eine Art mobiles Zentrum eingerichtet werden“, so Kreisbrandmeister Rainer Hoeckels. Darin befinden sich unter anderem Computer und Internetanschluss und weitere medizinische Technik. „Zudem ist der Container ein sogenannter Weiß-Raum, zu dem nur medizinisches Personal Zutritt hat“, so Hoeckels. Daher finden die Tests von Autofahrern und Fußgängern außerhalb statt.
Für den Auftakt hat sich der Kreis Viersen bei der Standortfrage für ein rollierendes System entschieden. Nach Kempen geht es am heutigen Mittwoch in Viersen an der Festhalle weiter. Am Donnerstag wird in Lobberich an der Werner-Jaeger-Sporthalle, An den Sportplätzen 2, getestet. Die weitere Reihenfolge: Freitag Kempen, Montag Viersen, Dienstag Nettetal – und so weiter. Der Zeitraum soll jeweils von 13 bis 16 Uhr sein.
Alle drei Standorte seien von den umliegenden Kommunen per Auto gut zu erreichen, begründete Esser die Entscheidung für Kempen, Viersen und Lobberich. „Es kann aber durchaus sein, dass wir wegen dynamischer Entwicklungen in anderen Städten Änderungen vornehmen“, so die Leiterin des Krisenstabs. Daher könne auch Willich eine Rolle spielen, in der es – Stand Dienstag – die meisten Corona-Fälle im Kreis gab.