Kempen: Herrlicher Blick von oben
Die Stadt-Regenten mal aus närrischer Sicht und nächster Nähe betrachten– dieses Erlebnis wird selbst eine erfahrene Reporterin nicht vergessen.
Kempen. Nee, nee, wat war dat schön! Sicher, es war Rosenmontag und ganz Kempen auf den Beinen. Und ich diesmal mittendrin. Hoch auf dem jecken Wagen der Stadt durfte ich mitfahren.
Hans Ferber, Erster Beigeordneter, zum üppig mit Kamelle beladenen Prunkwagen der Stadt.
Und da tat es auch keinen Abbruch, dass das Kostüm, das die Stadt für mich in Größe 38 bereit gelegt hatte, mir bereits am Halse steckenblieb. Solch zierliches Gewand passt mir seit 30 Jahren nicht mehr.
Aber verkleidet ist man schnell. Hose als Schal um den Hals, lustig buntes Tuch aufs närrische Haupt und schon ging’s los. Auf dem Wagen türmte sich das Wurfmaterial. Und auch an Stimmungsanheizern für die Mitreisenden war gedacht.
Manfred Bolenz als Disc-Jockey tat ein Übriges. Der Wahl-St.Huberter hat bereits beim Altweibertreiben im Rathaus sein Bestes gegeben und die Möhnen zum Tanzen gebracht. Sein musikalischer Favorit: Die Männer mit dem harten Job fahren mit dem Bob. Klar, dass damit nur die Männer der Kempener Stadtverwaltung mit ihrer harten Arbeit gemeint sein konnten.
Immerhin übten alle Anwesenden das Bobfahren dann auch gemeinsam ein, wobei es dem Proporz gemäß mal links und mal rechts herum, mal nach vorn, mal nach hinten ging.
Besonders eifrig dabei waren auch Erster Beigeordneter Hans Ferber als Bürgermeister-Stellvertreter, Otto Birkmann als Vizebürgermeister und Stadtsprecher Christoph Dellmans.
Herrlich ist der Blick von oben über die kostümierte Narrenschar, die sich jubelnd dicht an dicht in den Straßen der City drängt. Rein in die Altstadt über die Thomasstraße, die Burg rechts liegen lassen, über Orsay- und Wambrechiesstraße wieder auf den Ring und schließlich über die Ellenstraße zum zentralen Buttermarkt mit der fröhlichen Tribüne, wo uns die Narren frenetisch zujubeln- was für eine unvergessliche Gaudi.
Ein geradezu edles Gefühl macht sich in mir breit, wenn man auf das jecke Volk Kamelle und andere nette Dinge regnen lassen kann.
Die Kempener Stadtverwaltung hatte vorgesorgt, und so konnten wir mit beiden Händen wenigstens bei den Süßigkeiten aus dem Vollen schöpfen. Im Alltag herrscht ja leider mit Blick auf ein Acht-Millionen-Euro-Loch Sparzwang.
Und mit Zuwendungen geht es im Rathaus nicht so großzügig zu. Am Rosenmontag glaubt man auch dem närrischen Kommentar von Dezernent Hans Ferber: "Wir hatten noch zehn Prozent von der Haushaltssperre über." Na also, geht doch!
In diesem Sinne: Drei Mal Rot und Blau, Kempen Helau.