Kommentar zu „Misshandlungsvideo: Kinder wieder bei Familie“ Nachvollziehbarkeit ist wichtig

Die Identität der Betroffenen muss geschützt werden, Details zum Verfahren gehen die Öffentlichkeit nichts an. Gericht und Verwaltung schützen die Daten der Beteiligten, das ist richtig und wichtig.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Dennoch ist er der Fall nun mal öffentlich geworden. Er bewegt die Menschen, die Nachvollziehbarkeit der Maßnahmen wichtig. Dass sie es bislang nicht waren, hat ja erst zur Veröffentlichung geführt.

Selten dürfte eine Misshandlung für die Verwaltung so gut dokumentiert und nachzuweisen sein, wie durch das Handy-Video im vorliegenden Fall – gerade während des Lockdowns. Dennoch reichte dem Jugendamt das Gesehene offenbar nicht aus für eine Inobhutnahme, obgleich es als Kindeswohlgefährdung eingestuft wurde. Warum reichte es nicht? Und was muss Ende Januar erst geschehen sein, dass die dadurch gewonnen „neuen Erkenntnisse“ nun doch eine Inobhutnahme zu rechtfertigen schienen – mehr noch als das Handy-Video? Oder wurde womöglich nur gehandelt, weil ein TV-Sender angeklopft hatte?

Nur sehr widerwillig gibt es Auskünfte, etwa zur zeitlichen Abfolge, wann welche Informationen vorlagen, und wann wie darauf reagiert wurde. Das Vertrauen der Bürger in die Offenheit der Verwaltung und die Fähigkeiten des Jugendamtes leidet. Vielleicht völlig zu unrecht. Aber das erfährt man nicht.