Kempen Neue Klinik für psychisch Kranke
Kempen · Patienten kommen täglich von 7.30 bis 16 Uhr und gehen anschließend nach Hause.
„Die tagesklinische Behandlung hat ein hohes Maß an Realitätsnähe. Die Patienten können fortlaufend überprüfen, ob ihnen die Therapie tatsächlich im Alltag weiterhilft“, sagt Dr. Tarik Ugur. Er ist Chefarzt der Abteilung für Allgemeinpsychatrie und Psychotherapie der LVR-Klinik Viersen und jetzt auch ärztlicher Leiter der am Montag in Kempen offiziell neu eröffneten Tagesklinik mit 20 tagesklinischen Plätzen und einer allgemeinpsychiatrischen Ambulanz.
Der zweigeschossige Neubau steht direkt neben dem Hospital zum Heiligen Geist an der Von-Broichhausen-Allee 1. Die Tagesklinik hat bereits am 5. November ihre Arbeit aufgenommen, der Ambulanzbetrieb beginnt voraussichtlich am 2. Januar 2019. Behandelt werden dort vor allem Menschen, die unter Depressionen, Burn-out-Syndromen, Erschöpfungszuständen, Ängsten und psychosomatischen Störungen leiden.
Diese Patienten brauchen zwar keinen stationären Aufenthalt, eine ambulante Behandlung durch niedergelassene Ärzte allein reicht bei ihnen aber nicht aus. Zum Team der Tagesklinik gehören neben dem ärztlichen Leiter Dr. Ugur und Pflegedienstleiterin Hanna Monheimius weitere Ärzte, Psychologin, Pflege- und Erziehungsdienst, Sozialdienst, Ergo- und Bewegungstherapeutinnen.
Wichtig ist die räumliche Nähe zwischen Tagesklinik und Ambulanz. Der psychiatrische Alltag zeigt, dass die Patienten davon profitieren. Ihnen hilft auch, dass sie ihre häusliche Umgebung nicht dauerhaft verlassen müssen. Sie halten sich zwischen 7.30 und 16 Uhr in der Klinik auf und gehen danach nach Hause. „Eine Tagesklinik muss für ihre Patienten gut erreichbar sein. Je näher am Wohnort, desto besser. Die Angebote und Hilfen müssen in der Gemeinde verankert sein. Hier in Kempen ist das sehr gut gelungen“, sagte bei der Eröffnung Monika Berten, Vorsitzende des zuständigen Krankenhausausschusses 3.
Die neue Tagesklinik in Kempen ist Teil eines 491,5 Millionen Euro umfassenden Investitions- und Finanzierungsprogramms des LVR. Ein Großteil der Projekte sei bereits im Bau oder schon fertiggestellt, so Berten. Bei Finanzierung und Bau ist der LVR weitestgehend auf sich allein gestellt. Darauf wies Martina Wenzel-Jankowski, LVR-Dezernentin Klinkiverbund und Verbund Heilpädagogischer Hilfen, bei der Eröffnung hin. Der Bedarf an diesen Behandlungsformen sei groß und steigend. Aktuell verfügen die LVR-Kliniken über 707 teilstationäre Behandlungsplätze in Tageskliniken.
Die Auslastung liegt laut Wenzel-Jankowski ständig über 100 Prozent. „Unsere Angebote werden angenommen. Und wir schaffen nach und nach die strukturellen Voraussetzungen dafür“, sagt Wenzel-Jankowski.
Tagesklinische und ambulante Behandlung im Lebensumfeld der Patienten, in ihrer Stadt, in ihrer Gemeinde, leisteten einen wichtigen Beitrag für flexible Behandlungsprozesse. Wenzel-Jankowski geht davon aus, dass die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten vor Ort in Zukunft noch intensiver wird.
Das Kempener Projekt ist nur ein Teil der Gesamtstrategie der LVR-Klinik Viersen zur Verbesserung der psychiatrischen Versorgung.
Im nächsten Jahr wird in Viersen auf dem Stammgelände der Klinik ein Neubau mit 134 Betten eröffnet. Ebenfalls im nächsten Jahr wird in Nettetal eine gerontopsychiatrische Tagesklinik mit 20 Plätze bezogen.