Kempen: Quartiersmanagement im Hagelkreuz-Viertel geht weiter Neue Wege für Quartiersarbeit

Von Gabi · Das Projekt für das Hagelkreuz wird weitergeführt und fortentwickelt. Dazu gab es ein Treffen.

In der Kirche Christ-König konnten die Bürger ins Gespräch kommen und ihre Ideen aufschreiben.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Ingo Behr ist zufrieden, wenn er am Schreibtisch seines Quartiersbüros im Hagelkreuz-Viertel sitzt und auf die vergangenen drei Jahre zurückblickt. Seit November 2015 ist das Quartiersprojekt im Norden Kempens aktiv, seither arbeitet Behr als Quartiersentwickler mit Anwohnern, Einrichtungen und Gruppen zusammen. Und er hat in dieser Zeit mit allen Akteuren vieles erreicht, das ihn zufrieden macht. Und auch stolz. Am meisten freut sich Behr derzeit darüber, dass seine Arbeit im Hagelkreuz-Quartier noch nicht zu Ende ist, obwohl die Förderung des Landes Mitte November ausläuft. Im Oktober hat sich der Stadtrat dazu entschlossen, die Quartiersentwicklung auch ohne Fördergelder weiterzuführen (die WZ berichtete). Rund 69 000 Euro jährlich soll das Ganze kosten.

Dies war nun auch Anlass für ein weiteres Treffen der Akteure in der Kirche Christ-König, um Ideen für die zukünftige Quartiersentwicklung zu sammeln. Auch Bürgermeister Volker Rübo und der Beigeordnete Michael Klee waren gekommen.

Für Behr bedeutet die Weiterführung des Projektes nicht nur eine unbefristete Anstellung als Quartiersentwickler, sondern auch die Möglichkeit, seine Arbeit auszuweiten. „In den kommenden Wochen und Monaten wird in der Verwaltung darüber beraten, welches Quartier wir als nächstes genauer ansehen und weiterentwickeln möchten“, sagt er, stellt gleichzeitig aber klar: „Ich werde auch im Hagelkreuz weiterhin als Ansprechpartner vor Ort sein und Projekte begleiten.“

Projekte wie etwa der Tausch‑Ring, der neu installiert werden soll. Und das nicht nur für im Norden der Stadt, sondern für ganz Kempen. Funktionieren soll das Ganze über eine Homepage, die demnächst online gehen soll. Leute können dort eine Tätigkeit oder Hilfe anbieten, sich dafür Punkte gutschreiben lassen und diese einlösen, wenn sie selbst bei etwas Hilfe brauchen. Frei nach dem Motto: „Tausche Rasenmähen gegen Einkaufen.“ Wann der Tausch-Ring an den Start geht, kann Ingo Behr derzeit noch nicht genau sagen.

Blick auch auf die
anderen Viertel der Stadt

Schon länger erfolgreich läuft das Projekt „Oma-Opa-Service“ im Hagelkreuz-Viertel. Dabei engagieren sich Senioren als „Ersatz-Großeltern“ und passen auf die Kinder anderer Anwohner auf. Der Service ist ein Projekt, das deutlich macht, worum es dem Quartiersentwickler geht: Ingo Behr möchte die Menschen eines Viertels miteinander vernetzen, Nachbarschaften stärken und das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten und Generationen fördern. „Man kann ein Quartier nicht entwickeln, wenn man nicht alle Generationen und alle Menschen in den Blick nimmt“, sagt er.

Abgesehen von diesem Grundsatz sei es schwer, in der Quartiersentwicklung nach festen Prinzipien zu handeln, so Behr weiter. „Denn jeder Stadtteil, jedes Viertel ist anders. Die Infrastruktur ist anders, die Menschen ebenso.“ Wenn er den Blick also demnächst auf ein weiteres Viertel in Kempen richtet, plant er als Erstes eine Bürgerversammlung. „Man muss die Bedürfnisse, Ideen und Wünsche der Leute erfahren.“

Im Hagelkreuz-Viertel ist das Projekt Quartiersentwicklung offenbar gelungen. „Die Identifikation der Anwohner mit ihrem Viertel ist in den vergangenen drei Jahren stark gestiegen“, ist der Quartiersentwickler überzeugt. Das Miteinander ebenfalls. Die Anwohner treffen sich zu Spielenachmittagen, zum Kegeln oder Wandern. Die Schmökerbude, eine ausgediente Telefonzelle, aus der sich Menschen Bücher nehmen und in die sie bereits gelesene hineinstellen können, ist beliebter Treffpunkt. Und Ingo Behrs Quartiersbüro ebenfalls. Einmal in der Woche bietet er dort eine offene Sprechstunde an, aber fast täglich kommen Anwohner vorbei – für ein kurzes Pläuschchen.