Oedt: St. Martin Kurt Mevissen reitet ein letztes Mal Zum letzten Mal als Heiliger Martin im Sattel

Oedt · Für Generationen von Oedter Kindern ist er das Gesicht des Heiligen Martin: Kurt Mevissen teilt am Samstag zum letzten Mal seinen Mantel mit dem Bettler.

Die Jagd, das Singen im Shanty-Chor der „Niersmatrosen“ oder die nahezu täglichen Radtouren auf seinem E-Bike sind nur einige Hobbys von Kurt Mevissen. Die Liebe zum Pferd und die Reiterei gehört unbedingt dazu. Irgendwie waren die Pferde auch Schuld daran, dass der 70-Jährige zu einem wichtigen Vertreter des Brauchtums wurde. Seit November 1973 ist der agile Senior nämlich der  Martinsmann in Oedt. In diesem Jahr, genau am Abend des 17. November, ist nun endgültig Feierabend.

    „Irgendwann muss Schluss sein, ich möchte nicht, dass ich eines Tages eine Leiter brauche, um aufs Pferd zu kommen“, sagt lächelnd der in Oedt geborene Kurt Mevissen. Sein Nachfolger wird im nächsten Jahr Niklas Gosse (29) sein, der schon seit vielen Jahren einer der vier Herolde beim Kinderfest ist.

   Wir treffen uns in der Oedter Gemeinschaftsgrundschule. Deshalb, weil er den Martinszug für die derzeit dort unterrichteten rund  170 Schüler stets in der wichtigen Funktion begleitet hat und weil dort in einem Schrank die Gewänder des St. Martins und der Herolde aufbewahrt werden. Fürs Pressefoto zieht sich Kurt Mevissen das silberne Brokat-Untergewand, den roten Mantel und den goldenen Helm über. Schul-Hausmeister Markus Wilden hilft ihm beim Umkleiden; das Schwert für die spätere Mantelteilung liegt griffbereit.

    Der frühere Springreiter, der beruflich bis zu seinem Ruhestand als Schornsteinfegermeister arbeitete, hatte schon früh hautnah das Leben auf dem Bauernhof mitbekommen und das Reiten erlernt. So oft als kleiner Knirps mit seinem damaligen Freund Karl-Heinz Panzer auf dem Hof von August Panzer herumgetollt. August Panzer, der viele Jahre der Martinsmann in Oedt gewesen war, fragte ihn dann Anfang 1973, ob er nicht die Nachfolge übernehmen könne. Kurt Mevissen überlegte nicht lange und sagte zu.

Nur in einem Jahr
fiel er als Martin aus

Da seine erste Ehefrau Gisela aus Vorst stammte, sie war ebenfalls eine leidenschaftliche Reiterin, wohnte er dort von 1976 bis 2014, hat aber den Kontakt zu Oedt nie verloren. Der 70-Jährige, der früher selbst eigene Pferde hatte, gehörte lange Zeit dem Vorster Reiterverein an, war damals am Bau der Reithalle maßgeblich beteiligt. Seit etwa vier Jahren wohnt Kurt Mevissen mit seiner zweiten Ehefrau Inge in Grefrath.

    Für den gebürtigen Oedter  ist es in diesem Jahr der 45. Zug als Martin. Es müsste eigentlich das 46. Mal sein. „Anfang der 1980-er Jahre ist mein damaliges Pferd gestürzt und ich habe mir dabei einen Schlüsselbeinbruch zugezogen“, erklärt er den einmaligen Ausfall. Kurt Mevissen freut sich auf das letzte Mal, wenn er mit den Herolden Niklas, Maike, Andrea und Annika den Lichterzug der Oedter Grundschule anführt. Mit dabei als „Armer Mann“ wird Guido Krahmer-Moellenberg sein. Außerdem wird er noch mit seinem Gefolge das Oedter Seniorenheim besuchen.

    Viele Jahre trug ihn das eigene Pferd „Moorfried“. Seit einiger Zeit werden die Pferde vom Reitstall Schmitz (Krefeld-Oppum) zur Verfügung gestellt. Von daher weiß Kurt Mevissen derzeit noch nicht, auf welchem Schimmel er am 17. November reiten wird.

    In angenehmer Erinnerung hat Kurt Mevissen den 25. Februar dieses Jahres. Er gehörte im Niederrheinischen Freilichtmuseum zu den Preisträgern, mit dem die Gemeinde Grefrath besondere Verdienste um das Ehrenamt und das Brauchtum würdigt. Zur Preisverleihung waren auch einige Sänger seines Shanty-Chors „Niersmatrosen“ mit Fackeln erschienen.  Sie gaben dem damals noch 69-Jährigen als Dank und Anerkennung zu seiner Überraschung ein Ständchen. Wie es sich gehört, war es ein Martinslied.